Ein verregneter Festivalbeginn

Regierung und das Wetter verbünden sich gegen das Hermannstädter Theaterfestival

Trotz spektakulärer Szenen, konnte das „Stockholm Syndrome 1.2.“ nicht überzeugen.
Foto: Sebastian Marcovici

Hermannstadt - Die 19. Auflage des Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt/Sibiu (FITS), das am Freitag begann, scheint heuer unter keinem guten Stern zu stehen. Den ersten Strich durch die Rechnung der Organisatoren machte die neue Regierung mit der Finanzierungskürzung, den zweiten zog das Wetter. Im wörtlichen Sinne ins Wasser fielen seit Samstag mehrere Straßenevents, die einen beträchtlichen und für alle sichtbaren Teil des Festivals ausmachen.

Am Freitag hatten es vier Audio-Ballerinen und einige Feen noch geschafft, im Trockenen durch die Heltauergasse/Str. Nicolae Bălcescu zu spazieren. Die prächtig gekleideten brasilianischen Karneval-Tänzerinnen und Capoeira-Tänzer versammelten bei ihrem Umzug durch die Fußgängerzone eine so große Menge, dass sie kaum den Weg zur Bühne am Kleinen Ring/Piaţa Mică fanden. Die bunten Federkleider und die lauten Latinorhythmen begeisterten zwar beim Aufmarsch, doch konnten sie auf der Bühne nicht über die dilettantische Choreografie und schlechte Vorbereitung der Tänzer hinwegtäuschen.
Das Konzert von Ştefan Bănică jr. stellte die erste Massenveranstaltung am Großen Ring/Piaţa Mare dar. Tausende von tobenden Fans belagerten den Hermannstädter Hauptplatz. Für die nächste Großaufführung mussten die Zuschauer nicht weit gehen. Die schwedische Truppe „Burnt out Punks“ hatte ihre Bühne am anderen Ende des Großen Rings aufgestellt. Doch die Feuer- und Explosionsshow „The Stockholms Syndrome 1.2“ fand beim Publikum keinen besonderen Anklang. Billige Sprüche des als Teufel gekleideten Moderators und wenig spektakuläre Tricks der Darsteller ließen diese Aufführung wie einen zweitklassigen Wanderzirkus aussehen. Am Großen Ring hat man bereits viel bessere derartige Vorstellungen gesehen. In Scharen verließen die Zuschauer den Platz in Richtung 90er Kaserne, wo das gespendete Feuerwerk stattfand. Für fünf Minuten blüten Feuerblumen am nächtlichen Himmel auf.

Den Gegensatz zum Straßentheater stellten die Theateraufführungen dar. „Un tramvai numit Popescu“ und „Ispită Cioran“ in der Straßenbahn nach Răşinari zeigten den Zuschauern, dass man nicht unbedingt viel Platz braucht, um eine erstklassige Vorstellung darzubieten. Auch die Aufführung „Gospels of Childhood. The Triptych“ des polnischen Theaters ZAR in der Michelsberger Burg erfreute sich großer Beliebtheit des Publikums.

Das Hermannstädter Theaterfestival dauert bis Sonntag. Hoffentlich erbarmt sich das Wetter und lässt die Hermannstädter und zahlreichen Festivalgäste auch im Freien gute Vorstellungen genießen, die nicht förmlich ins Wasser fallen.