Eine neue Chance für eine alte Orgel

Die Samuel-Maetz-Orgel (1819) aus Halvelagen im Porträt

Der Organist und Hochschullehrer Erich Türk stellt mit der neuen CD „seine“ Orgel und Arbeitsstätte vor.

Eine neue CD-Produktion lässt aufhorchen. Der Organist und Hochschullehrer Erich Türk stellt die Samuel-Maetz-Orgel von 1819 aus Halvelagen vor, die jetzt in der Klausenburger Musikhochschule „Gheorghe Dima“ als Studien- und Konzertinstrument dient. Unter dem bezeichnenden Titel „Eine neue Chance für eine alte Orgel“ wurde die Aufnahme beim hauseigenen Label TransylvANTIQs mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Klausenburg produziert. Erich Türk beginnt virtuos und fantasievoll mit einem Praeludium des norddeutschen Komponisten Dietrich Buxtehude (1637-1707). Klangliche Kontraste fesseln, die Musik selbst entfacht ein Feuerwerk an Ideen, als wollte sie sagen: Orgel muss nicht langweilig sein! Dieser Anfang verspricht viel.

Tatsächlich ist die Aufnahme lebendig, packend, manchmal auch ungewöhnlich. Wir alle sind, wenn es um Aufnahmen geht, Musik ohne Geräusche, schöne Klänge eben, gewohnt. Im Falle dieser Orgel, die 1994 aus einer großen Kirche in einen kleinen Saal wanderte, muss man sich an den direkten Klang mit Tasten- und Trakturgeklapper, mit Ansatz- und Vibriergeräuschen einiger Pfeifen gewöhnen. Dass in der Pause zwischen zwei Sätzen dem temperamentvollen Orgelspieler ein leiser Seufzer entfährt, erhöht den Reiz des Unmittelbaren. Man folgt ihm sehr gerne in die Welt der Miniaturen aus dem Codex Caioni (17. Jahrhundert) und man bewundert den großen Atem in Bachs monumentalem Praeludium und Fuge in e-Moll. Geschickt wählt Erich Türk die Register, sodass man seinem sprechenden Spiel gut folgen kann. Die Fuge, exzellent gespielt, sprengt jeden Rahmen und lässt sprachlos: Was ein solches Instrument vom Lande hergibt!

Elegant und mit charmanten Verzierungen bei jeder Wiederholung kommt eine Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach (1814-1888) daher. Mittlerweile hat das Ohr sich an die klappernden Geräusche gewöhnt und kann trotzdem die Süße der Maetzschen Flöte im Adagio genießen. Ganz anders klingt die Orgel in der Transkription einer Arie von Bach sowie auch in Felix Mendelssohns (1809-1847) Sonate über den Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Als wäre das nicht dasselbe Instrument! Hier kommen Zungen- und Streicherstimmen zum Tragen, hier sollen die romantischen Möglichkeiten der zweihundert Jahre alten Orgel ausgelotet werden. Vielseitig einsetzbar muss sie sein, die Orgel in einer Musikhochschule. Dass sie nicht alles kann, wen wundert’s? Ein informatives Booklet, deutsch, englisch, rumänisch und ungarisch gehalten, beantwortet zahlreiche Fragen nach Werken, Komponisten, dem Instrument und nicht zuletzt nach dem Organisten, der mit so viel Enthusiasmus „seine“ Orgel und Arbeitsstätte vorstellt.

Die CD kann über die Website www.transylvantiqs.ro bestellt werden.