Musik aus dem Banat in Wien

Franz Metz gab Orgelkonzert in der österreichischen Hauptstadt

Der Banater Organist und Musikologe Dr. Franz Metz (Temeswar/München), Präsident der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa, präsentierte in Wien ein Programm von bekannten Komponisten bis hin zu Werken aus dem Karpatenraum, unter anderen von Franz Liszt, Johann Sebastian Bach, Johann Michael Haydn und Alfred Mendelsohn. In der Veranstaltungsreihe des Musikforums der Lutherischen Stadtkirche Wien fand am 14. Oktober um 19 Uhr das Orgelkonzert statt.

Konnten wir kürzlich durch ein Konzert der Hermannstädter Organistin Ursula Philippi bereits einen Blick auf die Fülle des Musiklebens von Siebenbürgen werfen, war der Fokus bei dem Konzert von Franz Metz auf einen anderen Teil Rumäniens gerichtet, nämlich auf das Banat. Auch hier waren es deutschsprachige Ansiedler aus dem späten 17. Jahrhundert, die sogenannten Do-nauschwaben, die kulturelle Traditionen aus dem Habsburgerreich und aus süddeutschen Ländern mitgebracht hatten.

Richard Wagner in einer Kirche zu hören, ist nicht selbstverständlich. Aber im Wagner- und Verdi-Jahr ist manches anders, Transkriptionen des Opernkomponisten erklangen an vielen Orten und auch Metz stellte zunächst eine solche Bearbeitung vor. Er setzte aber vor allem Werke donauschwäbischer Komponisten in den Mittelpunkt, die in Mittel- und Westeuropa völlig unbekannt sind.

Und inmitten dieser Schwerpunkte steht, neben Bach, ein Werk eines ganz großen klassischen Komponisten, der zeitlebens im Schatten seines berühmten Bruders stand und dessen Werk zu Unrecht vergessen war, nämlich jenes von Johann Michael Haydn. Dies ist ein Schatz, den es allmählich und stetig – nicht zuletzt durch Veröffentlichungen von Franz Metz – zu heben gelingt.

Dass Johann Michael Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn, der sich der Freundschaft und Wertschätzung Mozarts erfreute, im Bekanntheitsgrad immer noch hinter seinem Bruder stehen muss, ist darauf zurückzuführen, dass der Schwerpunkt seines Schaffens auf geistlichen Werken liegt, von denen viele nicht veröffentlicht sind: Handschriftliche Abschriften in Bibliotheken von Klöstern konnten nicht dasselbe bewirken wie eine Veröffentlichung durch Verlage. Die von Metz gespielte Messe heißt „Wien 1758”, Haydn war damals 21 Jahre alt.

Den zweiten Teil des Konzertes widmete Dr. Metz den Werken zeitgenössischer Autoren: Der Banater Gheorghe Firca, Musikologe, Komponist und Verleger, durch seine Mitarbeit am Lexikon „Musik in Geschichte und Gegenwart” (MGG) über die Grenzen Rumäniens bekannt, ist Sohn eines orthodoxen Priesters. So ist auch das gespielte Werk „Drei kleine Präludien nach rumänisch-orthodoxen Gesängen aus dem Banat“ als ein Orgelstück zu verstehen, das keine Ansprüche stellt und in seiner Schlichtheit und Tonalität seine Herkunft nicht verleugnet und darüber hinaus als ein Bekenntnis gilt. Gewidmet ist das Werk dem einstigen Domorganisten der St. Josephs-Kathedrale von Bukarest, Joseph Gerstenengst.

Der einer bekannten Temeswarer Musikerfamilie entstammende und bis zu seinem Tod in Bukarest wirkende Richard Waldemar Oschanitzky war Arrangeur, Dirigent, Komponist und Pianist. Sein Wirkungsbereich war der Jazz. Als Jazzmusiker ist er nach seinem frühen Tod zu einer Legende geworden. In der Komposition „Kaleidoskop – Variationen und Passacaglia über ein eigenes Thema“ (1959) findet seine Vielseitigkeit ihren Niederschlag. Das ursprünglich für Orchester konzipierte Stück wurde 1984 von Franz Metz in eine Fassung für die Orgel adaptiert.

Als dritte Facette der Musik aus Rumänien spielte Franz Metz „Drei festliche Stücke für Orgel“ von Alfred Mendelsohn, einem bis zu seinem Tod in Bukarest lebenden Siebenbürger Sachsen, der in Wien ausgebildet worden war.

Im Anschluss an das Konzert bot sich den dankbaren Hörern die Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit Dr. Franz Metz, der nicht zum ersten Mal, aber auch sicher nicht zum letzten Mal in der Lutherischen Stadtkirche in Wien konzertierte.