Online-Lesung und Diskussion mit Gabriela Adameșteanu

Die Schriftstellerin Gabriela Adameșteanu wird nächsten Mittwoch, am 27. Januar um 19.30 Uhr (rumänische Zeit) auf Einladung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, des Literaturhauses am Inn und in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Botschaft in Bukarest und dem Österreichischen Kulturforum, in einer Online-Lesung auf Rumänisch und Deutsch über die Entstehung sowie die Aktualität ihres Romans „Verlorener Morgen“ sprechen. „Verlorener Morgen”, ein soziales und politisches Porträt einer Familie und eines Landes, ist einer der bekanntesten und meist übersetzten rumänischen Romane der letzten Jahrhunderthälfte. Enikö Dácz leistet die Moderation der anschießenden Diskussion, an der auch Eva Ruth Wemme, Übersetzerin des Romans ins Deutsche, teilnehmen wird.

Eine Familie, drei Generationen und die beunruhigende Entwicklung Rumäniens des 20. Jahrhunderts. Gabriela Adameșteanu verdichtet in ihrem 1984 auf Rumänisch erschienenen Roman „Verlorener Morgen“ die Geschichte Rumäniens im vorigen Jahrhundert aus dem Blickwinkel eines zur Bedeutungslosigkeit herabgesunkenen Bürgertums. Die Haupthandlung des an Proust erinnernden Romans beschränkt sich auf einen Tag. Da ist einerseits eine Bukarester Familie, saturierte Wohlstandsbürger mitten im Ersten Weltkrieg, der die rasche „Verdorbenheit des Morgens“ des überstürzten Ausbruches nur allzu schnell bewusst wird. Ihr werden die kümmerlichen Reste derselben Familie fast ein halbes Jahrhundert später in der sozialistischen Republik Rumänien, kurz vor der Macht-übernahme durch Nicolae Ceaușescu, gegenübergestellt. Das Bürgertum ist bloßgestellt und selbst das Proletariat – verkörpert durch die Gestalt der ehemaligen Schneiderin Vica Delcă – gehört zu den Verlierern des Morgens. Verarmt und perspektivlos hängen sie ungeachtet ihrer Gegensätzlichkeit aneinander.

Die in Rumänien ansässige Autorin arbeitete nach Abschluss ihres Literaturstudiums in Bukarest in diversen Verlagen und beging erste literarische Schritte in verschiedenen Zeitschriften. Die politischen Veränderungen Ende der 1980er Jahre führten sie zu einem starken Engagement als Bürgerrechtlerin, wofür Adameșteanu u. a. 2002 mit dem Hellmann-Hammett-Preis von Human Rights Watch ausgezeichnet wurde. Ihr von Eva Ruth Wemme ins Deutsche übersetzte Roman „Verlorener Morgen” erhielt 2019 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung.
Literaturfreunde können sich an der Lesung kostenlos beteiligen, wenn sie sich vorab unter webconference.
uibk.ac.at/b/ver-0l3-fap anmelden und ihre Zustimmung zur Aufnahme des Ereignisses geben. Dieselbe Internetverbindung gilt auch für die Live-Übertragung der Lesung. (cs)