Perfektibel, aber als Anfang ausgezeichnet

Das Koordinationsteam hat in Reschitza Band I der „Enzyklopädie des Banats“ vorgestellt

Montag, am ersten Frühlingstag und am Internationalen Tag der Poesie, wurde im Tagungssaal des Kreisrats Karasch-Severin, im Beisein einiger der Koordinatoren und des Verlegers, der erste Band der „Enciclopedia Banatului. Literatura“ vorgestellt. Das (bereits umstrittene) Monumentalwerk mit dem Druckfehler auf dem Schutzumschlag (als Herausgeber fungiert Academia Română, Filiala Timişoara. Institutul de Studii Banatice „Titu Maiorescu“) wurde zuerst vom amtierenden Kreisratsvorsitzenden, Vizepräsident Ilie Iova (angenehm selbstironisch: „Ich bin wohl der einzige in diesem Saal, der nicht davon träumt, in diesem Buch angeführt zu werden.“) vorgestellt. Es moderierten die Bibliotheksdirektorin Clara Maria Constantin sowie der Literaturkritiker Gheorge Jurma.

Aus dem Produktionsort Temeswar der ersten Literaturenzyklopädie des historischen Banats waren Generalkoordinator, Hochschullehrer Crişu Dascălu („wir sind gekommen, um ihre fundierten kritischen Bemerkungen aufzunehmen“), die Koordinatorin dieses Bands, Hochschullehrerin Doina Bogdan-Dascălu (die Nichte des Reschitzaer Ethnologen Alexander Tietz) und Hochschullehrer Ioan David angereist, in dessen Verlag „David Print Press“ der Band erschienen ist.

Ein Werk von Volontären

Nachdem der Berater des Karansebescher orthodoxen Bischofs Lucian Mic, Daniel Alic (der im Koordinationsrat der Banater Enzyklopädie für Fragen der Religionen zuständig ist) die Botschaft des Bischofs verlesen hatte (Grundaussage: Die Kirche hat sich immer schon um Kultur und Literatur gekümmert), informierte Crişu Dascălu betont realistisch über die Bedingungen, unter denen am ersten Band der Enzyklopädie des Banats gearbeitet wurde: Keiner der über 40 Mitarbeiter ist bezahlt worden – einfach weil kein Geld vorhanden war – , man habe es also mit einem Werk Freiwilliger zu tun, man stieß sich an der „prekären Lage der Bibliotheken und an den unvollständigen Periodikasammlungen“, an der „fehlenden Unterstützung von Schlüsselinstitutionen, mit denen wir gerechnet hatten“, an der „Opposition von Personen, die wir in die Enzyklopädie aufnehmen wollten“ usw. Die Grundidee – bei deren Verwirklichung das Banat mit diesem Band ein Vorkämpfer wurde – ist, dass jede historische Region Rumäniens sich zusammenreißen muss und solche Enzyklopädien herausgeben soll, „um schlussendlich aus allen diesen Enzyklopädien DIE Enzyklopädie Rumäniens zusammenzustellen, eine Art Generalenzyklopädie Rumäniens“, definierte sie Crişu Dascălu, der seine Karriere als Lyriker begonnen hatte.

Ursprünglicher Rahmen gesprengt

In dieser Ausgabe habe man Wert gelegt auf die Erfassung des gesamten historischen Banats (einschließlich also des serbischen Teils – „es ist das erste rumänische Lexikon, das nahezu die Gesamtheit der in Serbien schreibenden Rumänen umfasst“). Und es gibt bereits die Pläne (bzw. es wird teilweise schon an ihrer Realisierung gearbeitet) für die weiteren Bücher des ursprünglich auf sechs Bände angelegten Werks – dessen Rahmen aber bereits nach jetzigem Stand der Projekte gesprengt wird. Ins Auge gefasst habe man für dieses Jahrhundertwerk Bände über Geschichte, Geografie, Presse/Medien, Kirchen, Künste, Wissenschaft, Unterricht, Landwirtschaft, Industrie usw. – praktisch alles, was in einer künftigen „Generalenzyklopädie“ zu erfassen wäre. Und alles bisherige sei durch „Enthusiasmus, Verzicht und Professionalität“ zustande gekommen, wie es der Hauptkoordinator formulierte.

Doina Bogdan-Dascălu, die diesen ersten Band koordiniert und verantwortet hat, kam direkt auf einen der Vorwürfe zu sprechen, die bereits laut wurden: „Zu wenig rumänische Literaten sind drin!“ Sie machte eine Statistik. Insgesamt sind 914 Autoren des Banats erfasst: 476 Rumänen, 210 Deutsche, 108 Serben, 46 Ungarn, außerdem Ukrainer, Tschechen, Kroaten, Bulgaren, praktisch Vertreter aller Nationen des plurikulturellen und multiethnischen Banats. Eine „Haupthürde“ beim Verfassen der Texte sei „die Weigerung einiger Autoren“ gewesen, in die Enzyklopädie aufgenommen zu werden.

Autoren, die fehlen

Sie nannte aus dem Banater Bergland Ionel Bota, Stela Brie, Ion Cocora, Ana Selena, Mihai Novac und Constantin Rupa. Letzterer war im Saal und meinte, er sähe keinen Sinn in solchen Schinken, die bei ihrem Erscheinen bereits überholt sind. Allein Online-Enzyklopä-dien wären in seinen Augen von Interesse. Der Literaturkritiker Gheorghe Jurma wies auch auf das Fehlen eines Corneliu Diaconovici (des ersten rumänischen „Enzyklopädisten“) oder des gewichtigen Gegenwartsautors Petre Dumitriu hin, der aus Karansebesch stammt. Zumal der Geburtsort in vielen Fällen, gleichwertig dem Wirkungsort, ausschlaggebend war – auch im Falle des in Arad geborenen Eginald Schlattner.

Dass Enzyklopädien ständig nachgebessert werden müssen, das weiß natürlich auch die Hochschullehrerin Doina Bogdan-Dascălu. „Aber mit etwas muss man anfangen, wenn man vom Fleck kommen will“. Sie wisse selber sehr wohl, dass in dieser Enzyklopädie u. a. ein fürs Banater Bergland spezifisches Literaturphänomen fehlt, die „Bauernliteratur im Dialekt“, etwas, das es rumänienweit nur hier gibt, auch, dass einige der hier lebenden Schriftsteller nicht aufgenommen sind („aber die anderen, die Serben, die Deutschen, die Ungarn, haben viel genauere und bessere Dokumentationen über ihre Autoren und es ist logisch, dass sie dann besser und ausführlicher vertreten sind. Obwohl die Seitenzahl in der Enzyklopädie, die einem Autor gewidmet ist, nichts mit seiner Bedeutung zu tun hat“ – auch wenn einige der im Saal Anwesenden pikiert auf „Unverhältnismäßigkeit“ hingewiesen haben.)

Verlagsinhaber Ioan David beschränkte sich auf die Präsentation anderer Projekte von David Print Press, etwa die „Bibliotheca Banatica“, die sich mit Wiederentdeckungen Banater Literatur und Veröffentlichung bisher unpublizierter Manuskripte befasst, oder das „Erbe des Banater Geistes“, durch welches definitorische Veröffentlichungen für das Banat bekanntgemacht werden sollen. Nicht zuletzt ging er auf seine Tätigkeit als Bibliothekar der Bibliothek der Temeswarer Filiale der Rumänischen Akademie der Wissenschaften ein und rief dazu auf, dieser Bibliothek Buch- und Manuskript-Nachlässe zu vermitteln, wie es Costa Roşu aus Serbien oder Ion Marin Almăjan aus dem Banater Bergland getan haben.