Pfingsten bei Blaj aLive

Musik, Kunst und Freizeitbeschäftigungen für junge Leute und Junggebliebene

Die Moldauer von „Zdob şi Zdub“ spielten viele ihrer beliebten Hits.

Die Hauptbühne präsentierte Bands aus Rumänien, Deutschland, Südafrika und den USA.

Die Südafrikanische Band „Seether“ bestritt ihr erstes Konzert in Rumänien.

Das Publikum ließ es sich auf der Festivalwiese gut gehen.

Viele ließen es sich nicht nehmen, einen Fahrradausflug nach Blasendorf zu unternehmen.
Fotos: Vlad Popa

Jugendliche und jung gebliebene Musikfans reisten zu Pfingsten aus dem ganzen Land zum Friedensfeld/Câmpia Libertăţii in Blasendorf/Blaj, um einigen der beliebtesten Bands aus dem In- und Ausland zuzuhören. Am Programm standen „Viţa de Vie“, „Paraziţii“, „Zdob şi Zdub“, „AWOLNATION“, „Seether“, „VUNK“ und andere. Zur zweiten Ausgabe des Festivals „Blaj aLive“, das am 7. und 8. Juni stattfand, kamen mehr als 11.000 Liebhaber von Musik, Kunst und Freiheit zusammen.

Ob mit dem eigenen Auto, per Bahn, mit dem Bus oder auf dem Fahrrad angereist, niemand ließ es sich entgehen, zwei Tage lang Sonne, Musik, Tanz, Freiheit und das „dolce far niente“ zu genießen. Die Organisatoren hatten aber auch an viele der kleineren oder größeren Bedürfnisse gedacht und gute Bedingungen dafür geschaffen, den Stress des Alltags während des Wochenendes vergessen zu können.

Zugang, Unterkunft und Verpflegung

Das ist ein Kapitel, das einem Festivalgänger, der nicht in der betreffenden Stadt wohnt, oft Kopfzerbrechen bereitet. Wo kann ich übernachten, kann ich mein Zelt irgendwo aufstellen, wo es in Sicherheit ist? Gibt es Toiletten, Duschen und Essen? Bei Blaj aLive ging alles, was Zugang und Logistik bedeutet, schnell und einfach. Das freundliche und vor allem ausreichende Personal beim Eingang klärte die Gäste je nach Kategorie auf und bot Informationen. Nach einer kurzen Durchsuchung des Gepäcks – verboten waren Waffen und Alkohol – durch die Aufsicht, konnte man direkt auf den Campingplatz oder auf das Friedensfeld zum Festival gehen. Für Gäste, die Zimmer in einem der Gästehäuser oder der Hotels in Blasendorf oder der Umgebung bezogen hatten, betrug der Eintritt 15 Lei für einen der Festivaltage oder 30 Lei für das ganze Wochenende.

Die Besucher, welche Abos mit Campingplatz zum Preis von 50 Lei gekauft hatten, konnten ihre Zelte auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Zeltplatz vor Ort aufstellen. Der Platz war für den Zweck gut ausgesucht worden, da er sich in der direkten Nähe der Ein- und Ausgänge befand und zum größten Teil im Schatten eines Kieferwäldchens stand. Sogar für diejenigen Gäste, die im Campinggelände übernachten wollten, aber kein Zelt mitgebracht hatten, war gesorgt. Es bestand die Möglichkeit, eine fertig aufgestellte Unterkunft für zwei bis drei Personen zum Preis von 50 Lei und Isomatten für 15 Lei pro Stück für das ganze Wochenende anzumieten. Damit war für die Übernachtung gesorgt und man brauchte seine Kenntnisse im Bereich des zivilen Ingenieurswesens nicht beim Auf- und Abbau unter Beweis zu stellen.

Toiletten und Waschräume mit Warmwasser standen den Bewohnern des Campingplatzes kostenlos rund um die Uhr und während der gesamten Dauer der Veranstaltung zur Verfügung. Obwohl es zu den Spitzenzeiten gelegentlich zu Staus kam, nahmen das die Damen und Herren mit Geduld und Verständnis hin. Für kleinere oder größere Wehwehchen standen Sanitäter in einem eigens dafür aufgestellten Zelt bereit.

Für die Verpflegung der Besucher war unter den gegebenen Umständen gut gesorgt. Die verschiedenen Produkte konnten am Freiheitsfeld für Chips erworben werden, die man im eigens dafür aufgestellten Container-Büro für fünf Lei (pro zwei Chips) kaufen konnte. Von Wasser über Säfte und bis hin zu Bier und Wein gab es allerhand zu trinken. Je nach Marke gab man zwischen einem oder zwei Chips für Wasser oder Saft aus und zwei bis vier Chips für Bier oder Wein.

Beim Thema Essen war die Auswahl nicht besonders großzügig. Einige Terrassen boten Burger, Hot-Dogs und verschiedene Knabbereien. Es gab aber auch größere Terrassen, wo man zu restaurantüblichen Preisen Grillfleisch kaufen konnte, von den traditionellen Mici bis hin zu Frankfurtern oder Steaks. Das Thema Preise ist strittig. Einerseits erinnert man sich an das Bier, für das man  drei Lei auf einer Terasse in der Stadt bezahlt hat und welches beim Festival fünf Lei kostet. Andererseits sind Festivals eben Festivals, man erlebt die Bands live und bekommt etwas geboten.

Freizeitangebot am Friedensfeld

Weil das Programm der Konzerte täglich erst nach 15 Uhr begann, hatte man genügend Zeit, um die Stadt zu besuchen, eine warme Mahlzeit einzunehmen, im Stadtpark zu faulenzen oder das vielfältige Freizeitangebot am Friedensfeld wahrzunehmen. Der Hauptorganisator des Festivals ARTmania und seine Partner hatten für Kinder und Jugendliche Möglichkeiten zum Bogenschießen oder Klettern vorbereitet; weniger Mutige, dafür aber Kreative, konnten Kartontafeln mit Spray bemalen. Die Produktionsstätte von Bosch-Rexroth, welche in Blasendorf Steuerungstechnik für Fahrzeugbau, Industrie, Haushalt und Bauwesen produziert, stellte auf der Ladefläche eines Sattelschleppers ihre Tätigkeit, Herstellungsprozesse und Produkte vor. Auch die Star Transmission Cugir, eine Tochtergesellschaft des Großkonzernes Merzedes-Benz, welche Betriebe in Cugir und Mühlbach/Sebeş unterhält, gehörte zu den Logistikpartnern des Events. Sie stellte Fahrzeuge und Fahrer für den Transport der Künstler zur Verfügung. Desgleichen organisierte die STS zwei technische und einen Workshop zum Thema der dualen Ausbildung.

Nicht zu kurz kam die Kunst. Es wurden Workshops und Ausstellungen im Bereich Malerei, Design und Fotografie organisiert. Im Rahmen des heuer erstmals veranstalteten Kunstprojektes „ARTcore Industries“ wurde die Fotoausstellung „Die Automobilindustrie – Zurück in die Zukunft“ eröffnet. Das Projekt inspirierte sich an der Industrielandschaft und bezweckte, den ästhetischen und funktionalen Wert der rumänischen Autoindustrie hervorzuheben, vor allem was alte Anlagen und Maschinen angeht.

Musik auf gleich drei Bühnen

Um den unterschiedlichen Ansprüchen der Besucher gerecht werden zu können, stellten die Organisatoren gleich drei Bühnen auf dem Friedensfeld auf. Die Hauptbühne präsentierte am Samstag die deutsche Band „Gasolines“ und sechs rumänische Truppen, wie „Robin and The Backstabbers“, „Viţa de Vie“ und „Paraziţii“. Der Hauptattraktionspunkt des Abends war jedoch der Auftritt der südafrikanischen Band „Seether“, bekannt für ihre Melodien „Fake it“, „Remedy“ und „Broken“. Anlässlich ihrer Europa-Tournee war es das erste Konzert der Südafrikaner auf einer rumänischen Bühne. Leider endete das Konzert etwas bitter, ohne Zugabe oder Verabschiedung, nachdem ein „Fan“ während der gesamten Konzertdauer dem Vokalisten einen Laserstrahl in die Augen gestrahlt hat. Nach dem Ende der Konzerte auf der Hauptbühne ging es mit den Konzerten auf der Electronica-Bühne weiter, die in einem großen Zelt aufgebaut war. Künstler wie Matthias Meyer aus Deutschland, Kenny Larkin aus den USA und der Rumäne Dan Andrei gaben dem Publikum bis spät in die Nacht hinein Grund zum Tanzen und Wohlfühlen.

Das Programm des zweiten Festivaltages begann um 15.30 Uhr, in der langsam nachgebenden Nachmittagshitze. Zu den Akkorden von „AnySound“, „The Speakers“,„IMPEX“ und „Blackstar“ ließ man sich langsam wieder in Schwung bringen. Bei „Alternosfera“, „Vunk“ und „Zdob {i Zdub“ war die Tanzlust in vollem Gange und „AWOLNATION“ aus den USA ließ das Publikum mit seinen beliebten Melodien „Kill Your Heroes“, „Soul Wars“ und „Sail“ aufbrausen. Auf der Electronica-Bühne heizten Tobias Thomas, Coma Live, Matias Aguayo und Barnt bis in die frühen Morgenstunden ein.

Blaj aLive war ein Musikfestival – und vieles mehr. Trotz Absagen einiger Künstler kamen die Musikfans auf ihre Kosten. Neben Auftritten in unterschiedlichen Musikrichtungen stand für die jungen Leute nicht bloß Unterhaltung im Vordergrund, sondern auch die Möglichkeit, Ausbildungsangebote anzunehmen – oder zumindest über sie nachzudenken.