Von Mozart über Milhaud zu Chatschaturjan

Kammermusik mit dem „Trio Enklave“ in Hermannstadt

Die gut besuchten, oft restlos ausverkauften Sinfoniekonzerte der Staatsphilharmonie am Donnerstagabend im Thalia-Saal und das neugierige Hermannstädter Publikum sind doch zwei unterschiedliche Dinge. Traurige Wahrheit, dass einen doch oft nur der „gute Ton“ ins Orchesterkonzert gehen lässt und die ebenso wichtige Neugierde kaum Zuhörer in einen Kammermusikabend treibt. Das „Trio Enklave“ spielte am Dienstag, dem 20. Januar, abends im fast leeren Thalia-Saal, hatte offensichtlich gut für den Auftritt geprobt und sich bestimmt mehr als nur das kleinstmögliche Publikum erhofft.

Zusätzlich zum „Kegelstatt“-Trio KV 498 von Wolfgang Amadeus Mozart bestritten Raluca Stratulat (Violine), Mihai Bădiţă (Klarinette) und Mihai Murariu (Klavier) auch die Suite für Violine, Klarinette und Klavier op.157b von Darius Milhaud und das Trio für Klarinette, Violine und Klavier von Aram Chatschaturjan.

Nicht verhalten, aber noch auf der Suche nach dem optimalen Klang seines Instruments schien Mihai B²di]² während des ersten Programmpunkts. Raluca Stratulat, auf der Geige ausgebildet, spielte in Mozarts „Kegelstatt“-Trio technisch einwandfrei die Bratsche und nahm vor allem dank ihrer klaren Bogen-Artikulation der Klarinette die Führungsrolle ab.

Mihai Bădiţă kam bei Darius Milhauds 1936 komponierter „Suite“ richtig in Fahrt, anders als beim klassischen Stil des vorangegangenen Trios passte sein Umgang mit der Klarinette viel besser zu der unterhaltenden, nicht so streng-vertikalen Musik der französischen Neoklassik. Bei Mozart hatte er probiert, die Klarinette klanglich zu öffnen, jetzt gelang es ihm. Das war auch nötig, um Mihai Murariu am Klavier in den gemeinsamen Forte-Passagen genügend Spielraum geben zu können. Auch der bescheidenste Klavierbegleiter möchte ab und zu mal ordentlich in den Flügel fahren können, ohne dadurch seinen Partner zu erdrücken. Die bildliche Vorstellung eines Muskelpakets trifft bei Mihai Murariu ins Schwarze, aber der Organist der römisch-katholischen St. Josef-Kathedrale in Bukarest ist das absolute Gegenteil eines Schreck-Musikers, ein vielbeschäftigter Komponist, Kammermusiker und Dozent an der Bukarester Musikhochschule.

Zu Beginn der reine klassische Stil mithilfe eines Opus von Mozart, dann ein Intermezzo mit Kostproben französischer, romantischer Eleganz: das Trio für Klarinette, Violine und Klavier von Aram Chatschaturjan, letztes Werk im Konzertprogramm, brachte noch einen eigenen musikalischen Charakter. Mihai Bădiţă sprach vor dem ersten Satz, einem „Andante con dolore, con molt´espressione“, zum Publikum und versprach starke Eindrücke armenischer und usbekischer Volksmusik. Gemeinsam mit Raluca Stratulat auf der Violine und Mihai Murariu am Klavier erstellte er einen imaginären Reiseplan durch die kaukasische Heimat des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan. Der Musik nach zu schließen, muss eine wirkliche Reise zu diesem Erdteil tatsächlich lohnen.

Irgendwie muss doch allen Zuhörenden, die aus Bequemlichkeit auf das Kammermusikkonzert mit dem „Trio Enklave“ am 20. Januar in Hermannstadt verzichtet haben, ein dicker Fisch durch die Lappen gegangen sein. Informationen betreffend Uhrzeit, Namen der Aufführenden und Musikstücke waren rechtzeitig auf knallbunt-orangefarbenen Plakaten und in Presseankündigungen zu lesen. Das nächste Mal: nichts wie hin! In der Gegenwart kein Publikum, bedeutet in der Zukunft keine Kammermusikkonzerte mehr. Gehören sie zum „guten Ton“ oder nicht?