„Zeitgenössische Musik ist eine Form der Freiheit“

Anmerkungen zum 10. Remus-Georgescu-Musikfestival und -Wettbewerb

Das interessierte und auch in diesem Jahr dankbare Publikum, wie beim Encore-Konzert von Pianistin Adriana Toacsen in der Theresien-Bastei, spricht dafür, dass sich die Bemühungen der Veranstalter gelohnt haben. | Foto: Remus Dăescu/Banatul-Philharmonie

Wie schon im letzten Jahr dreht sich auch die Ausgabe im Kulturhauptstadtjahr des Festivals und Wettbewerbs für zeitgenössische Musik um die Gedanken und Anliegen des Meisters Remus Georgescu, der gesagt haben soll, dass „Musik auch als eine Art der Bildhauerei, der Gestaltung des Himmels betrachtet werden kann“. Entsprechend lautet das Thema des diesjährigen Festivals „Klangskulptur“ als Inspirationsquelle für die fünf Komponisten, die Gewinner des Internationalen Remus-Georgescu-Wettbewerbs. 

„Maestro Remus Georgescu war und bleibt ein äußerst wertvoller und geachteter Musiker, eine herausragende Persönlichkeit unserer Stadt. Er hat viele Generationen von Musikern beeinflusst. Sein Haus war ein Anziehungspunkt für bedeutende Künstler aus allen Bereichen. Er war und bleibt ein Bezugspunkt für viele Musiker und ich gehöre zu den Glücklichen, die ihn als Lehrer hatten, zunächst in Orchestrierung und dann in Komposition...und die Tatsache, dass wir die Erinnerung an ihn wach halten, ist keine Pflicht, sondern der Wunsch, anderen vielleicht wenigstens einen kleinen Einblick in das zu geben, was der Meister uns gegeben hat“, sagt der Temeswarer Komponist Gabriel Almași und ergänzt: „Musik ist eine Form der Wahrheit, und zeitgenössische Musik ist eine Form der Freiheit, die aus der alltäglichen Gegenwart herausgebrochen ist. Für zeitgenössische Musik braucht man keine Vorbereitung, nur Offenheit und Neugierde. Es gibt so viele Richtungen der Musik der Gegenwart in diesem Festival, und sicherlich wird sich ein großer Teil des Publikums irgendwo wiederfinden.”

Diese 10. Auflage dauert zehn Tage und nähert sich nun ihrem Ende am 26. Oktober. Nebst Konzerten fanden darin auch Vorträge, ein Kompositionsworkshop (mit Yann Robin aus Frankreich) und ein Symposium statt. Künstlerischer Leiter des Festivals für neue Musik (das vormalig den Temeswarern als „Intrada“ bekannt war) ist Komponist Gabriel Mălăncioiu. Im Vorfeld des Festivals gab es einen Kompositionswettbewerb mit über 150 Einsendungen aus der ganzen Welt. Fünf Gewinner wurden von der Temeswarer Jury auserkoren, deren Werke innerhalb des Festivals dargeboten wurden. Das Konzert wurde als Wandervorstellung konzipiert, die am Sonntag, im Zentralpark/Parcul Central mit Joel Frederick Kirks Stück von  der Percutissimo-Band gespielt, begann, in der Cărturești-Buchhandlung mit der Klangskulptur von Áron Török-Gyurkó vom Romanian Flute Ensemble (Leitung Matei Ioachimescu) fortgesetzt wurde, im Foyer der Rumänischen Nationaloper Bas Martin Wistinghausen das dritte Gewinnerwerk von Henri Colombat zum Besten gab, und danach das Auditiv-Vokal-Ensemble aus Dresden im Sankt-Georgs-Dom das Stück von Michael Taplin aufführen ließ. Zum Schluss gab es in der Theresien-Bastei „Atem“ mit Yuri Demetz Klangskulptur zu hören.

„Exosculpturi“ heißt das Konzert, das heute Abend der deutsche Komponist und Sänger Bass Martin Wistinghausen zusammen mit dem Atem-Ensemble aus Temeswar ab 19 Uhr im Capitol-Saal der Banatul-Philharmonie geben wird. Das letzte Konzert des Festivals, am 26. Oktober, ist vielleicht ein Höhepunkt des gesamten Festivals, mit der Anwesenheit des Metamorfosis-Ensembles aus Serbien, das zusammen mit dem Bratschisten Saša Mirkovic unter dem Motto „Balkanische Klangskulpturen“ im Capitol-Saal ab 19 Uhr zu hören sein wird. Zu begrüßen sei, dass gleichzeitig zu den Klangskulpturen die Werke von Brâncuși im Nationalen Kunstmuseum zu sehen sind und dass sich in diesem Jahr vermehrt auch Studenten der Fakultät für Musik und Theaterwissenschaften an der Temeswarer West-Universität an den Konzerten beteiligen, ja mit eingebracht haben, so Gabriel Mălăncioiu.