Zwischen allgegenwärtiger Angst und rauschhafter Liebe

Herta Müllers „Herztier“ als Theaterstück

Einer der wichtigsten Romane der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller wird lebendig. Das Werk „Herztier“ feiert morgen seine Uraufführung als Bühnenstück in der Werkstatt des Theaters Konstanz.

Oberspielleiter Mario Portmann hat den Roman neu für die Bühne bearbeitet. Die Autorin selbst hat die Fassung autorisiert. Das Stück ist Teil des Forums „Werkstatt Europa“, das in der Spielzeit 2013/14 geschaffen wurde und als Plattform für Stücke und Gastspiele des ganzen Kontinents dient.

Laut Pressemitteilung des Theaters zeichne die Erzählung ein eindringliches Bild eines totalitären, menschenfeindlichen Staates: das Rumänien der 80er Jahre. Darüber hinaus solle das Stück die elementaren Gefühle seiner Bewohner zwischen allgegenwärtiger Angst und rauschhafter Liebe widerspiegeln und eine Gesellschaft aufzeigen, die durch Unterdrückung und materielles Elend an ihr Ende komme.

Mario Portmann gilt als Spezialist für Romanbearbeitungen. Seine Bearbeitungen und Inszenierungen vom „Sonnenwirt”, „Katz und Maus” und „Kohlhaas” wurden von Kritikern wie Publikum gleichermaßen gefeiert. Mit der Produktion stellen sich zwei neue Ensemblemitglieder vor: Julia Ludwig, die gerade ihr Schauspielstudium an der Folkwang Hochschule in Essen abgeschlossen hat und Wolfgang Erkwoh, der nach seinem ersten Engagement aus Paderborn nun Teil des Teams in Konstanz ist.

Bühnenbild, Musik-, Video- und Sounddesign sowie die Kostüme gestaltete die Video- und Performancekünstlerin Luise Voigt, deren Arbeit „Ausbrennen – Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend” beim diesjährigen Freischwimmer-Festival Aufsehen erregte. Luise Voigt studierte Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen. 2005 erhielt sie den Weimarer Hörspielpreis für ihr Erstlingswerk „Weltall-Erde-Mensch”. Es folgten weitere Hörspiele für den Hessischen Rundfunk. Zudem ist sie die Regieassistentin und Videokünstlerin ihres ehemaligen Dozenten Heiner Goebbels für das szenische Konzert „Industry & Idleness” mit dem Collegium Novum am Schauspielhaus Zürich.

Am 9. November geht der Aufführung von „Herztier“ im Theater Konstanz eine Lesung von Karin Gündisch voraus. Die Autorin wird aus den in den 80er Jahren in Rumänien verfassten Tagebüchern lesen, die dieselbe Zeit wie das Stück beschreiben.