Abschlussdiplomskandal auch in Karansebesch

Verdacht auf Diplomhandel an der Sanitätsschule „Carol Davila”

Karansebesch – Der Skandal an der Reschitzaer Hochschule „Eftimie Murgu“ betreffs des „Handels“ korrupter Hochschullehrkräfte mit diversen Abschlussdiplomen ist noch lange nicht abgeklungen und einer der Prozesse in dieser Causa hat eben erst begonnen, und schon haben die Antikorruptions-Staatsanwälte einen neuen Fall aufgerollt: „Handel mit Lizenzdiplomen“ an der postlyzealen Sanitätsschule „Carol Davila“ in Karansebesch/Caransebeş. Grundsätzlich geht es allerdings um Karansebesch nur kollateral, denn die Sanitätsschule „Carol Davila“ hat ihren Hauptsitz in Kalan/Călan, im nördlichen Nachbarkreis Hunedoara und in Karansebesch funktioniert bloß eine Filiale dieser Schule.

Die aber – so die informellen Meldungen, die die Runde machen – nicht weniger korruptionsanfällig gewesen sein soll als die „Zentrale“ in Kalan, wo im vergangenen Sommer die Abschlussprüfungen stattgefunden haben. In Karansebesch funktioniert die postlyzeale Sanitätsschule in den Räumen des immer wieder als Prestigeschule dargestellten „Traian Doda“-Lyzeums. Hier stellten sich Dienstag morgen  die DNA-Staatsanwälte vor und forderten Einsicht in eine Reihe von Dokumenten über die Einschulung und die primäre Übersicht zum Schulbesuch an dieser Schule, die Krankenschwestern und –pfleger für das einheimische Gesundheitsbetreuungssystem, aber auch für die Vermittlung von Altenpflegern ins westliche Ausland ausbildet und mit den so begehrten Diplomen versieht. Nur: die Staatsanwälte waren an diesem Ort nicht ganz richtig, denn das Hauptarchiv der Sanitätsschule „Carol Davila“ befindet sich beim Hauptsitz, in Kalan. In Karansebesch werden bloß Dokumente über die laufenden Ausbildungsjahre aufbewahrt.

Doch kurze Zeit nach dem eigentlich praktisch fehlgeschlagenen Besuch der DNA-Staatsanwälte (der allerdings auch eine Art Warnung gewesen sein könnte) begann ein wahrer Ansturm auf den Sitz der DNA-Staatsanwaltschaftsvertretung in Reschitza/Reşiţa: im Laufe des Dienstags dieser Woche präsentierten sich dort rund 60 Absolventen des Vorjahrs, des laufenden Jahres und auch aktuelle Schüler sowie einige der hier vortragenden Lehrer. Ein offizielles Kommuniqué der DNA-Staatsanwaltschaft über den Vorgang gibt es bislang noch nicht und die Journalisten, die herauszubekommen versucht haben, was denn die plötzliche Welle von „Dialogpartnern“ der Staatsanwaltschaft ausgelöst hat, die alle aus der selben Schule kamen, wurden auch nicht ganz klug aus ihren Recherchen. Vor allem, weil keine ihrer bisherigen Schlussfolgerungen oder Vermutungen bestätigt oder dementiert wurde. Immerhin scheint klar, dass der Besuch der Staatsanwälte im „Traian Doda“-Lyzeum die Auskunftsfreudigkeit einer solchen Masse von Absolventen der Sanitätsschule ausgelöst hat und dass diese wohl ihre Abschlussdiplome retten wollten, nach dem (zweifelhaften) staatsanwaltlichen Prinzip (nach dem die Staatsanwälte zunehmend vorzugehen pflegen), wer selber und von sich aus einen Fehltritt (etwa ein unverdient erlangtes Diplom) meldet, wird von der Staatsanwaltschaft später nicht weiter belangt.

Die Karansebescher Schulleiterin Ana Bojinescu war auch nicht bereit oder im Stande, allzu viele Einzelheiten zum Vorgang mitzuteilen und ob das Ganze auch noch im Zusammenhang mit den nicht weiter publik gemachten Vorfällen bei der ersten Bakkalaureatsession in Reschitza bzw. früheren Untersuchungen an der Reschitzaer Sanitätsschule stehe: „Alles, was ich weiß, ist, dass die Staatsanwälte von mir Einsicht in Dokumente gefordert haben und dass sie einige der bei uns aufbewahrten Dokumente mitgenommen haben. Ob das Ganze auch im Zusammenhang mit den staatsanwaltlichen Untersuchungen an der Reschitzaer postlyzealen Sanitätsschule steht, die im „Mircea Eliade“-Lyzeum funktioniert, weiß ich nicht.“