Auf dem langen Weg der Heimkehr

Von der Weihnachtsfeier der ehemaligen Russlanddeportierten

Vorsitzender Ignaz Bernhard Fischer: „Wir waren schwach, doch unsere Kraft zu überleben war ungebrochen!“
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - „Ich erinnere mich daran, als ob es gestern geschehen wäre“, bekennt Ignaz Bernhard Fischer, langjähriger und verdienter Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten. „Der 17. Dezember vor 64 Jahren war und blieb ein großer Feiertag als Heimkehrer für mich und viele meiner Leidensgenossen.“ Das Bekenntnis des heute 87-jährigen Fischer kam in festlichem Rahmen im Saal des Temeswarer AMG-Hauses zum Anlass der traditionellen Weihnachtsfeier des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten. Herzlich zu dieser Feier eingeladen waren, wie alljährlich, alle ehemaligen Russlanddeportierten, heute alle im ehrwürdigen Alter von 85 bis 90 Jahren, aus Temeswar und aus allen Ortschaften des Kreises Temesch. Als Ehrengäste mit dabei waren Ovidiu Ganţ, Abgeordneter des DFDR im rumänischen Parlament, Karl Singer, Vorsitzender des DFDB, Elke Sabiel, Ehrenvorsitzende des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten sowie Helmut Weinschrott, Vorsitzender der AMG-Stiftung.

Verlesen wurde eine einfühlsame Grußbotschaft von Dr. Christoph Bergner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Dr. Bergner, auch Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, seit Jahren ein großer Freund und Unterstützer dieses Vereins, hat diese wie die anderen Weihnachtsfeiern, die heuer wiederum im ganzen Land veranstaltet werden konnten, finanziell durch eine großzügige Spende möglich gemacht. Und die Feier gestaltete sich dadurch nicht nur zu einem besinnlichen und frohen Beisammensein, alle ehemaligen Russlanddeportierten wurden mit einem Weihnachtspäckchen beschenkt.

In die Adventsstimmung führte ein Chor von der Temeswarer Musikfakultät mit beliebten Weihnachtsliedern ein.
Ignaz Bernhard Fischer erinnerte alle an die letzten Monate im Arbeitslager, vor allem an den 23. August 1949, als nach all dem Leiden in der Fremde die Freudenbotschaft verkündet wurde, dass die langersehnte Heimkehr bevorsteht: „Wir befinden uns noch immer auf diesem Weg der Heimkehr. Wir haben dieses freudige Gefühl alle in unserem Herzen bewahrt!“

Dass diese, wie jede Veranstaltung der ehemaligen Russlanddeportierten, in vielen weiterhin auch als Mahnung für die Gegenwart und Zukunft mitschwingt, betonte DFDB-Vorsitzender Karl Singer: „Ich gehörte zu den Kindern, die eine Kindheit ohne Eltern hatten, da diese in Russland waren.“

In ihrem Begrüßungswort gab Elke Sabiel eine kurze Revue eines bewegten Jahres mit vielen Unruhen, von denen wir hier zum Glück verschont blieben. Dabei erinnerte sie auch an einen herausragenden deutschen Politiker, der viel für die Vergangenheitsbewältigung, eine neue Ostpolitik Deutschlands und für die Festigung des Friedens und der Demokratie in Europa getan hat: Es war dies Willy Brandt, der am 18. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre.

Der am 23. Februar 1990 gegründete Verein der ehemaligen Russlanddeportierten zählte kurz nach der Wende landesweit noch 8000 Mitglieder. Laut dem Vorsitzenden Fischer, der 2010 für seine Verdienste mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt wurde, hat der Verein heute landesweit noch etwa 1000 Mitglieder, davon etwa 400 aus den Kreisen Temesch, Karasch-Severin und Arad.
Diese Weihnachtsfeier in der Begastadt geht bekanntlich den zur Tradition gewordenen Gedenkmessen und -veranstaltungen voraus, die im Januar 2014 zum Gedenken an die Russlanddeportation der Deutschen aus Rumänien, lokal auch hier wie in allen anderen Landesgegenden organisiert werden.