Bus- und Tramfahrer drohen mit Streik

Rechnungshof kürzte Einkommen des RATT-Personals

Temeswar - Das Jahr ist noch jung und schon brodelt es wieder beim Temeswarer Nahverkehrsbetrieb RATT: Das Personal dieses Stadtunternehmens ist unzufrieden über die kürzlich erfolgten Kürzungen ihres Einkommens. Laut RATT-Gewerkschaftsführer Vasile Paşca steigt leider der Unmut der Arbeitnehmer in allen Sektoren des Betriebs. Geplant sind vorerst Verhandlungen mit der Leitung des Unternehmens, in letzter Instanz könnte das jedoch zur Unterbrechung der Tätigkeit und zum Streik führen. Hauptgrund für die allgemeine Unzufriedenheit des Personals sind die kürzlich von der RATT-Leitung getroffenen unpopulären Maßnahmen zur Kürzung des Einkommens. Eine Kontrolle des Rechnungshofes hatte ergeben, dass die RATT-Leitung den Arbeitnehmern monatlich auf illegale Art und Weise verschiedene Gehaltszuschüsse gewährt hätte. Das lange Jahre nach der Wende überdimensionierte Personal des Temeswarer Nahverkehrsbetriebs wurde in den letzten Jahren etappenweise bis auf 1000 Arbeitnehmer reduziert. Laut dem Gewerkschaftsführer Paşca beträgt das Mindestgehalt derzeit 1300 Lei, ein Durchschnittslohn liegt derzeit bei 2800 Lei brutto. Bei den letzten Kürzungen handelte es sich also nicht um Gehaltskürzungen sondern um die Streichung von Esstickets, Feiertags- und etlichen anderen Prämien, von Subventionen aller Art. 

Gegen die Forderung des Rechnungshofs, diese Gehaltszuschüsse zu streichen, hat die RATT-Leitung vor Gericht Einspruch erhoben, der jedoch Mitte Dezember 2015 vom Gericht zurückgewiesen wurde. Die RATT-Gewerkschaft bleibt jedoch auf ihrem Standpunkt und argumentiert hauptsächlich damit, dass die vorgenannten Zuschüsse legal, weil im kollektiven Arbeitsvertrag vereinbart wären. Die in letzter Zeit verstärkten Kontrollen bei diesem Temeswarer Stadtunternehmen gehen eigentlich auf die Entdeckung der zweideutigen Sponsoring-Praktiken der RATT-Manager zurück: Wie auch in der ADZ berichtet, gab es Ende 2015 gar eine polizeiliche Untersuchung über die Art und Weise der von der RATT-Leitung gewährten Finanzierungen von verschiedenen Vereinen und Organisationen. In der Zeitspanne 2012-2014 hatte RATT auf kuriose Art Vereinen und Organisationen, darunter Pfarreien und gar einem Verein aus Klausenburg/Cluj, Sponsorengelder von 2000 bis 71.000 Lei zugeschanzt. Dabei ist es stadtbekannt, dass das marode Stadtunternehmen, das Monat für Monat weiterhin Verluste einfährt, vor einigen Jahren vom Stadtrat gar vor dem Bankrott gerettet wurde und Jahr für Jahr nur durch millionenschwere Zuwendungen aus dem Stadthaushalt über Wasser gehalten werden kann. Die Vertreter der RATT-Leitung möchten sich nicht zu dieser Streikandrohung äußern. In der RATT-Chefetage nimmt man offensichtlich die angeordnete Kürzung der Gehaltszuschüsse als beschlossene Sache hin. Man beruft sich in dieser explosiven Situation lediglich darauf, dass man eben Einspruch gegen die Anordnung des Rechnungshofes erhoben hätte. Der letzte Streik beim Temeswarer Nahverkehrsunternehmen RATT wurde vor 17 Jahren bzw. im Jahr 1999 verzeichnet.