Das Fân Fest feierte Jubiläum

Kultur und Umweltschutz im Mittelpunkt des Festivals in Roşia Montană

Das Fân Fest bringt jährlich Tausende Besucher nach Roşia Montană. Foto: fanfest.ro

Hermannstadt - Das „Roşia Montană Fân Fest“ feierte am vergangenen Wochenende (13.-16. August) sein 10jähriges Jubiläum. Den vielen Besuchern bot sich die bekannte Mischung aus Vorträgen, Workshops, Filmen, Musik, Theater, Literatur, Spielen und Rundgängen, auch Angebote für Kinder, Tandem-Gleitschirmfliegen und ein alternativer Markt gehörten zum Programm. Zu den (subjektiven) Highlights im Bereich der politischen Ökologie gehörte zum Beispiel ein Vortrag von Ramona Duminicioiu (Eco Ruralis) zu „Land Grabbing“ in Rumänien, ein englischer Begriff, der die illegitime oder illegale Aneignung von Land, oft durch wirtschaftlich oder politisch durchsetzungsstarke Akteure bezeichnet. Die betroffenen Kleinbauern müssen oft ihr Land verlassen oder geraten in Abhängigkeit. Zu den größten Landkäufern in Rumänien gehören nach Angaben von Frau Duminincoiu Generali Versicherungen, Padova Agricultura, Scotti und Andreas von Bardeau sowie im Falle von Wald Tornator und Schweighofer, die genauen Zahlen sind in einer Studie zu finden, die auf www.ecoruralis.ro heruntergeladen werden kann.

Ein weiteres leidenschaftlich diskutiertes Thema war das Thema „(illegale) Abholzung von Wäldern“, wozu es ja im Mai/Juni auch schon landesweite Straßenproteste (u.a. in Hermannstadt/Sibiu) gab. Auf dem Fân Fest nahmen sich Marina Barbalata und Alina Bogdan (Greenpeace Rumänien), Octavian Berceanu (Romania Curată) und Hans Hedrich (Verein „Neuer Weg“) dieses Themas an. Im Zentrum der Kritik steht hierbei die Firma „Holzindustrie Schweighofer“, die u.a. in Mühlbach/Sebeş ein Sägewerk betreibt und jüngst auch vom rumänischen Umweltministerium wegen illegaler Geschäftspraktiken (Verdacht auf Ankauf illegal geschlagenen Holzes etc.) angezeigt wurde. Auf der Greenpeace Homepage steht ab 1. September ein Ratgeber bereit, der einfachen Bürgern zeigt, wie sie beim Kampf gegen illegale Abholzungen mithelfen können.

Der dritte Komplex, der ausführlich behandelt wurde, war „Auswirkungen des weltweiten Bergbaus“. Aus Frankreich, Kolumbien, Peru, Deutschland und Griechenland waren Aktivisten nach Roşia Montană gekommen, um über ihren Widerstand gegen Minen in ihren Ländern zu berichten. Für Rumänien gaben Roxana Penchea und Tudor Bradatan von „Mining Watch Romania“ einen Überblick über das Geschehen im Bereich Bergbau, wobei sie hier vor allem auf die Gold- und Silbermine in Certej (Bezirk Hunedoara/ im Besitz der kanadischen „Eldorado Gold Corporation“) und die damit verbundenen Probleme (Abholzung, Erosion, giftiger Abfall, Gebrauch von Zyanid etc.) eingingen.

Was Roşia Montană selbst angeht, so verklagt der kanadisch-britische Konzern Gabriel Resources mittlerweile den rumänischen Staat, weil er nicht mit der Ausbeutung von Gold und Silber beginnen durfte, nach Meinung vieler ein Testfall für den Umgang mit TTIP, ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen, über das auch auf dem Fân Fest ausführlich diskutiert wurde. Schaut man auf die Vielzahl der teilnehmenden Organisationen (von „Adopt a House in Roşia Montană“ bis „Zero Waste“) und die Vielfalt der (überwiegend gut besuchten) Veranstaltungen so erscheint es nicht unmöglich, dass es das „Roşia Montană Fân Fest“ auch in 10 Jahren noch gibt.

Hugo-Alexander Frohn