Der Funke aus Ferdinandsberg

Politischer Skandal um eine abgesetzte Schulleiterin und PNL-Aktivistin

Reschitza - Am Mittwoch ist die Leiterin des „Banater Kollegiums” aus Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, Rozina Ghiorghioni, durch Beschluss Nr.6 / 21.05.2014 des Verwaltungsrats des Schulinspektorats Karasch-Severin abgesetzt worden. Eigentlich ist durch diese Order ihre „zeitweilige Versetzung im Interesse des Unterrichts” auf den Posten des Schulleiters widerrufen worden, denn auch Rozina Ghiorghioni war, wie zur Stunde alle Schulleiter Rumäniens, durch eine (meist politisch begründete) Order „im Interesse des Unterrichtswesens” amtseingesetzt, denn seit vielen Jahren hat es keine Ausschreibungen mehr für Leitungsposten im Unterrichtswesen gegeben – auch im Bereich der Schulinspektoren und Inspektoratsleitungen nicht.

Dieses Dauerprovisorat schafft der Politik die bequemste Möglichkeit des jederzeitigen und meist dürftig begründeten Eingreifens in die personellen Leitungsstrukturen durch Absetzungen und Ernennungen. Die offizielle Begründung für die fehlenden Ausschreibungen und Besetzungswettbewerbe der freien Leitungsposten ist Geldmangel. Bei allen Regierungen der letzten Jahre. Nun ist die seit vielen Jahren im Amt befindliche Schulleiterin (laut Unterrichtsgesetz dauert ein Schulleitermandat vier Jahre, mit einer „maximalen Verlängerung” um weitere vier Jahre, alles mit Ausschreibung und Prüfungswettbewerb) keineswegs unschuldig an ihrer Absetzung. Denn die Gattin des stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisrats Karasch-Severin, Ionesie Ghiorghioni, hat, wie dieser, im Frühjahr 2012 das Umsatteln aufs PNL-Pferd mitgemacht und die PDL verlassen, wie es ihnen ihr damaliger Parteichef Sorin Frunzăverde vorgemacht hat. Und sie hat sich seither offen für PNL-Belange eingesetzt.

Zuletzt – und das hat ihr schließlich das Genick gebrochen – indem sie, auf einem Papier mit dem Briefkopf ihrer Schule, von der Stadtleitung Ferdinandsberg (Bürgermeister Luca Mălăescu ist PSD!) einen Saal für eine Wahlversammlung der PNL mit Parteichef Crin Antonescu gefordert hat und zur selben Versammlung, mit dem Schulbus, aus ihrer Heimatortschaft Bucova Erwachsene und Schüler nach Ferdinandsberg karren ließ (ein, zufällig, von der Polizei registrierter und gefilmter Vorgang...). „Politische Gegner” hatten sowohl das Gesuch um den Saal für die PNL-Wahlversammlung als auch mit dem Mobiltelefon aufgenommene Videofragmente von der Wahlversammlung – zu der, mit dem Versprechen, daraufhin gute Noten zu kriegen, auch viele Schüler der höheren Klassen des „Banater Kollegiums” Ferdinandsberg gekommen waren, was auf den Filmchen festgehalten war – ans Schulinspektorat nach Reschitza und an den Unterrichtsminister geschickt.

Das Schulinspektorat (unter der Leitung des selber „im Interesse des Unterrichtswesens zeitweilig versetzten” Schulinspektors Dan Grindeanu, PSD) reagierte erst, nachdem aus Bukarest die Anweisung gekommen war, die Direktorin sofort abzusetzen, wobei das Unterrichtsministerium die Implizierung der Direktorin und einiger Lehrer der Schule in die Organisierung des Wahlmeetings als Grund zitiert, sowie sich auf gefilmte Aussagen der Schüler bezieht, die zugeben, wegen der guten Noten zum Meeting gekommen zu sein, die ihnen von der Schulleiterin und einigen der Lehrer versprochen wurden. Das Absetzungsschreiben ließ Grindeanu auch von seinen beiden Stellvertretern Paul Şuşoi und Rodica Vesa unterzeichnen, wobei der Liberale der beiden, Şuşoi, der, wie Grindeanu, von der Karansebescher Lehrerbildungsanstalt kommt und mit diesem an der Leitung des Schulinspektorats und der Lehrerbildungsanstalt einen karusselartigen Postentausch betreibt, eigentlich eher als Legalisierung des Beschlusses fungiert, da auch er aus der PNL kommt.

Denn der stellvertretende Kreisratsvorsitzende und Gatte der Abgesetzten, Ioniesie Ghiorghioni (PNL), wetterte sofort drauflos, das Ganze sei „ein typisches Vorgehen der PSD, ein Racheakt politischer Natur”. Das Vorgehen sei vom PSD-Abgeordneten und Kreisvorsitzenden Ion Mocioalcă (ein, wie Ghiorghioni, im Holzgeschäft tätiger Geschäftsmann) und vom Ferdinandsberger Bürgermeister Luca Mălăescu koordiniertes Vorgehen gewesen. Er werde gegen das Schulinspektorat und den Bürgermeister von Ferdinandsberg gerichtlich vorgehen. Schließlich seien die beiden PSD-Leute auch undankbar gegenüber seiner Familie, denn er selber habe Mociolcă bei den letzten Parlamentswahlen eine Mehrheit von 54 Prozent in dessen Wahlkreis verschafft, seine Frau Rozina dem Bürgermeister von Ferdinandsberg, als Leiterin eines Wahlbüros, jene wahlentscheidenden 50 Stimmen, die für den Gewinn des Amtes ausschlaggebend waren. „Meine Frau leidet und wird bestraft, weil sie eine Liberale ist”, wetterte Ghiorghioni, „und die Authentizität jener Filmchen hat bisher niemand überprüft, aufgrund derer sie abgesetzt wurde. Und ich werde mit bestraft, weil ich treu an der Seite meines Präsidenten stehe.” Bürgermeister Luca Mălăescu reagierte nur kurz: „Das Schreiben, in welchem die Schulleiterin mit Briefkopf der Schule sich ans Rathaus wendet und für die PNL einen Tagungssaal von der Stadt fordert, ist von jemand aus dem Rathaus ans Schulinspektorat nach Reschitza und von dort weiter nach Bukaerst geschickt worden.”