Die größte Bedrohung

Henriette Lemnitz über die Restauration der Birthälmer Epitaphien

Hermannstadt – Vor 150 Jahren wurde der Bischofssitz der Evangelischen Landeskirche Siebenbürgens von Birthälm/Biertan nach Hermannstadt/Sibiu verlegt. Fast dreihundert Jahre, von 1572 bis 1867, residierten die Bischöfe im geistlichen Mittelpunkt der  Siebenbürger Sachsen.

Aus diesem Anlass veranstaltete die Stiftung Kirchenburgen am vergangenen Mittwoch im Georg-Daniel-Teutsch-Saal ein „Kirchenburgen-Gespräch“ mit der deutschen Diplomrestauratorin Henriette Lemnitz. Lemnitz studierte an der Fachhochschule Potsdam, ist in Steinrestaurierungen spezialisiert und schon seit Jahren an unterschiedlichen Orten in Siebenbürgen aktiv. Zwischen 2009 und 2014 war sie an den Restaurationsarbeiten in Birthälm beteiligt, insbesondere der Bischofsgrabplatten.

Im Mausoleumsturm, dem einstiegen Speckturm der Kirchenburgen, stehen seit 1913 die Grabplatten und Gedenktafeln der Bischöfe Franz Graffius, Georg Theilesius, Christian Barth, Christian Haas, Lucas Unglerus, Zacharias Weyrauch, Mathias Schiffbaumer sowie des Pfarrers und Generaldechants Franz Salicaeus und des Plebans Johannes, Bauherr der Kirche. Bis zur Restauration der Grabplatten standen diese angemauert und angeputzt an der Wand, was zu einem unmittelbaren Feuchteaustausch führte. Ein großes Problem, so Lemnitz, war die Bildung von Kondenswasser und starken Salzausblühungen, insbesondere im unteren Bereich der Grabplatten. Dabei wurden die Epitaphien der Bischöfe Lucas Unglerus, Zacharias Weyrauch und Mathias Schiffbaumer, welche an der Ostseite standen, am stärksten beschädigt. Zur Entsalzung wurde eine große Wanne gebaut, die ins Westportal gestellt wurde, um dort eine Wasserbadentsalzung vorzunehmen, die über ein Jahr gedauert hat, berichtete Lemnitz. Dies war notwendig, da „die Salze im Gestein dafür sorgen, dass der Stein aufgesprengt wird.“

Darüber hinaus konnte Lemnitz berichten, dass die Epitaphien schon einmal restauriert wurden, allerdings ließ sich der Zeitpunkt nicht feststellen. Mahnend fügt die Restauratorin an, dass die Epitaphien fortan auch gewartet werden müssen. „Wenn wir es wieder soweit kommen lassen, dass sich Schichten von Dreck ablagern, bei den ganzen Überschneidungen mit den Steinmetzarbeiten sammelt sich dort Staub und mit Staub zieht sich wieder Feuchte an und dann haben wir eigentlich umsonst konserviert und restauriert.“ Laut Lemnitz muss einmal im Frühjahr geprüft werden, ob die klimatischen Bedingungen im Raum stimmen und einmal im Jahr müssen von den Grabplatten mit einem Feinpinsel die Stäube abgenommen werden. In diesem Zusammenhang räumte Lemnitz auch den „Irrglauben“ aus, dass Kirchen im Frühjahr gelüftet werden müssen. Das Problem ist, dass sich die warme Luft an den kalten Stein und den Wänden absetzt und folglich Kondenswasser entsteht.

Zum Abschluss des Kirchenburgen-Gespräches klärte Henriette Lemnitz noch über den Einfluss des Tourismus auf. So ist das Inventar der Kirche insbe-sondere an Regentagen, wenn Besucher mit nasser Kleidung kommen, durch Feuchtigkeit bedroht und dabei insbesondere durch die schnellen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit. Eine noch größere Gefahr, beispielsweise für den Altar, stelle nur das Blitzlicht beim Fotografieren dar. Dies sollte strikt unterbunden werden, so Lemnitz. Denn beim Blitzen entsteht eine kurzzeitige punktuelle Belastung, die zur Umsetzung der Farbpigmente führt.

Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte Hauptanwalt Friedrich Gunesch, als Zeichen der Anerkennung für ihre Verdienste um den Erhalt des kirchlichen Kulturerbes in Siebenbürgen, Henriette Lemnitz einen Bildband. Das nächste Kirchenburgen-Gespräch soll Anfang Frühling 2018 stattfinden.