Die rumänisch-französischen Beziehungen im Ersten Weltkrieg

Ausstellung zeigt die besondere Bedeutung des französischen Generals Henri-Mathias Berthelot für die Befreiung Rumäniens

Hermannstadt – Die Ausstellung „Die rumänisch-französischen Beziehungen im Ersten Weltkrieg (1914-1918)“ sind das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Brukenthal-Museum, der Astra-Bibliothek sowie der Militärakademie „Nicolae Bălcescu“. Ihr Ziel ist es, die militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten sowie die besondere Bedeutung der Mission des französischen Generals Henri-Mathias Berthelot herauszustellen. Berthelot wurde, nach der verlorenen Schlacht am Argesch und der Eroberung Bukarests durch die Mittelmächte im Dezember 1916, mit der Reorganisation und Ausbildung der rumänischen Armee nach französischem Vorbild beauftragt. Schon im folgenden Sommer konnte die rumänische Armee, trotz technischer und zahlenmäßiger Unterlegenheit, aber mit russischer Unterstützung, wichtige Kriegserfolge in der Moldau erzielen.

Die ersten diplomatischen  Beziehungen nahmen Rumänien und Frankreich vor genau 135 Jahren miteinander auf. Die Generalkonsuln Frankreichs sowie Deutschlands und Großbritanniens hatten am 20. Februar 1880 der rumänischen Seite Anerkennungsnoten gleichen Inhalts übersandt. Mit diesem Schritt bewegten die drei Großmächte weitere europäische Nationen, Rumänien als unabhängigen und souveränen Staat anzuerkennen und mit ihm diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Am 12. März übergab der erste außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Frankreichs in Bukarest, Aubert Ducros, sein Beglaubigungsschreiben an Karl I. Im Zuge der Gegenseitigkeit wurde am 5. August der vormalige Minister für Auswärtige Angelegenheiten zur Zeit des Russisch-Osmanischer Kriegs 1877-78, in der rumänischen Geschichtsschreibung wird dieser Krieg auch als Unabhängigkeitskrieg bezeichnet, Mihail Kogălniceanu, in Paris in derselben Funktion ernannt. Während im 18. Jahrhundert noch der griechische und türkische Einfluss in Bukarest dominierte, setzte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Prozess der Verwestlichung ein. Man kleidete sich in den gehobeneren Klassen fortan nach der Pariser Mode, sprach französisch und hatte das lateinische Alphabet angenommen. Für mehrere Generationen sollte Frankreich die größte Liebe der rumänischen Oberschicht bleiben. Charles Drouhet, der einer aus Frankreich eingewanderten Familie entstammte und in Bârlad geboren wurde, sagte einst: „Wenn es ein Land gibt, in dem französische Reisende sich nicht entwurzelt fühlen, dann ist dies Rumänien.“

Nach dem Ausbruch der russischen Oktoberrevolution wurden alle Truppen des Zarenreiches zurückbeordert. Rumänien, nun getrennt von seinen Verbündeten, sah sich gezwungen im Dezember 1917 einen Waffenstillstandsvertrag mit den Mittelmächten abzuschließen. Dieser hatte zur Folge, dass die französische Militärmission abgebrochen werden musste. Erst als sich in Frankreich die deutsche Niederlage abzeichnete, trat Rumänien, mit der Eroberung Siebenbürgens als Primärziel, unter dem neuen Ministerpräsidenten und Außenminister General Constantin Coandă, wieder auf der Seite der Entente in den Krieg ein. Als Dank für den französischen Beitrag zur Befreiung Rumäniens, in der General Berthelot eine entscheidende Rolle einnahm, ernannte ihn das rumänische Parlament zum Ehrenbürger des Landes. Auch vermachte man ihm in der Nähe des siebenbürgischen Dorfes Fărcădinu de Jos (Kreis Hunedoara) Ländereien sowie ein Anwesen mit Herrenhaus, welches zuvor dem ungarisch-österreichischen Paläontologen Franz Baron Nopcsa von Felsö-Szilvás gehörte. Ebenfalls zu seinen Ehren wurde das Dorf 1923 in General Berthelot umbenannt. Zurück in Frankreich wurde Berthelot mit der Organisation amerikanischer Truppentransporte nach Frankreich betraut und kommandierte während der deutschen Frühjahrsoffensive, im Sommer 1918, die 5. Armee in Reims. Berthelot starb 1931 in Paris und überließ sein gesamtes in Rumänien befindliches Vermögen der Rumänischen Akademie, dessen Ehrenmitglied er seit 1926 war. Diese finanziellen Mittel werden heute unter anderem dazu genutzt rumänischen Studenten ein Studium in Frankreich zu ermöglichen.

Bis zum 25. Oktober sind im temporären Ausstellungssaal beispielsweise bildliche Darstellungen, Presseveröffentlichungen und Militäruniformen zu sehen. Die Vernissage findet heute um 13 Uhr statt.