Dunkles Kapitel der Geschichte

Der Gedenkgottesdienst in der Evangelischen Stadtpfarrkirche

Zwei ehemalige Russlanddeportierte nahmen am Gedenkgottesdienst teil: Katharina Hütter und Kilian Dörr sen.
Fotos: Hannelore Baier

Hermannstadt – „Glauben und Gedenken“. Unter diesem Titel organisierte die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien in der Zeitspanne August 2014 – Januar 2015 eine Reihe Veranstaltungen, in denen der 70 Jahre seit der Evakuierung von Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen und der Deportation von Gemeindemitgliedern im arbeitsfähigen Alter in die Sowjetunion gedacht wurde. Der Gedenkgottesdienst am Sonntag in der Stadtpfarrkirche bildete den Abschluss. Teilgenommen haben daran Staatspräsident Klaus Johannis und zahlreiche Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien sowie der Evangelischen Kirche, aber leider nur zwei ehemalige Deportierte: Katharina Hütter (88) und Kilian Dörr sen. (91). Katharina Hütter war noch keine 17 als sie ausgehoben worden ist, deportiert wurde sie in den Donbas, Kilian Dörr sen. war zunächst im Lager in Plast jenseits des Ural, von wo er schwer erkrankt nach Tscheliabinsk auf die Krankenstation kam und nach der Gesundung im Arbeitslager blieb. Den beiden einstigen Verschleppten wurden Blumen überreicht „als Erinnerung an alle hellen Momente, die ihnen geholfen haben, das Schwere zu überstehen“, wie es Stadtpfarrer Kilian Dörr formulierte.

Die Predigt des Gedenkgottesdienstes hielt Bischof Reinhart Guib, an das Geschehen vor 70 Jahren aus historischer Sicht erinnerte Dr. Paul-Jürgen Porr, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Er erinnerte daran, dass die Alliierten sich bereits 1943 darauf geeinigt hatten, Deutsche aus Osteuropa zum Wiederaufbau der in der Sowjetunion von der Wehrmacht verursachten Zerstörungen einzusetzen und schilderte die bereits beim Transport in die Arbeitslager begonnene Not der Ausgehobenen. Trotz Hunger, Leid und Tod haben die Deportierten ihre Menschlichkeit, den Glauben und die Heimatliebe nicht aufgegeben. Dr. Porr mahnte an, der Zwangsdeportation von Deutschen aus Mittelosteuropa in die Arbeitslager in der Sowjetunion nicht nur in Momenten wie diesem zu gedenken und sie in die Reihe der weitaus bekannteren tragischen Geschehen, wie den Holocaust und die Vertreibung der Deutschen aus Mitteleuropa, aufzunehmen.