Ein russischer Baron in Hermannstadt

George Löwendal-Ausstellung im Blauen Stadthaus eröffnet

Klassik zur Ausstellungseröffnung.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - George Baron Löwendal wird gern als der Maler der Bukowina und des rumänischen Bauern bezeichnet. In seinen Marktszenen aus Tschernowitz/Cernăuţi, den Bildern der kunstvoll bemalten Klosterkirchen und seinen eindrücklichen Porträts von Bukowiner Bauern hielt Löwendal (1897-1964) Momentaufnahmen dieses von ihm geliebten Landstrichs fest.

Über 80 Arbeiten des Künstlers George Löwendal hat die gleichnamige Stiftung jetzt nach Hermannstadt gebracht. Am Mittwoch eröffneten der Leiter der Kunstgalerien des Brukenthal-Museums, Alexandru Sonoc, und Ariana Avram, Vorsitzende der Löwendal-Stiftung, im Blauen Stadthaus/Casa Albastră die Ausstellung „George Löwendal, malerische Zusammenflüsse“. Die bis zum 29. Juli geöffnete Ausstellung erinnere an den 115. Jahrestag seit der Geburt des Künstlers, heißt es im Ausstellungskatalog.

Löwendal gehört wohl zu den interessantesten Figuren der jüngeren rumänischen Kunstgeschichte und machte sich einen Namen vor allem als avantgardistischer Bühnenbildner. Geboren in Sankt Petersburg, kam der aus einer dänisch-russischen Familie stammende Künstler über Kiew nach Bessarabien. Anfang der 1920-er Jahre siedelt sich Löwendal mit seiner Frau in Bukarest an, wo er beginnt, rumänisch zu lernen. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts geht er als Bühnenbilder an das Nationaltheater in Tschernowitz. Fasziniert ist er von den rumänischen Bauern und den orthodoxen Klöstern der Gegend, die er in Ölmalereien, Tuschezeichnungen und Aquarellen festhält.

Er ist Künstler mit ganzem Herzen und Anteilnahme am Leben der einfachen, gläubigen Menschen.  „Wenn ich an einem Bild arbeite, denke ich, nehme ich mit meinem ganzen Wesen daran teil... .“ Bis in die 50-er Jahre feiert er Erfolge mit seinen Bühnenbildern an Theatern in Craiova, Temeswar/Timişoara und Bukarest. 1949 gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Union der Bildenden Künstler in Rumänien. Fünf Jahre später hält Löwendal Sommerkurse in Schäßburg/Sighişoara, und malt selbst die Straßen und Gebäude der Burg – Bilder, die in der jetzigen Ausstellung zu sehen sind. Auch Ikonografien gehören zu Löwendals Repertoire. Die Ausstellung zeigt klein- und großformatige Skizzen in Vorbereitung für Arbeiten in Kirchen.

Für die Löwendal-Stiftung ist es die zweite Ausstellung in Hermannstadt nach 2011. Damals gab es eine Schau mit bühnenbildnerischen Arbeiten im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals. Die Stiftung wurde im Jahr 2010 gegründet, um das Werk des Malers, Grafikers und Pädagogen bekannt zu machen. Außerdem unterstützt die Stiftung zeitgenössische Künstler und Kunstprojekte.