Eine konsternierte Hochschulleiterin

Untersuchungen an der UEM laufen weiter / Eine neue Verhaftung könnte bevorstehen

Reschitza - Die Appelle zur Bewahrung der Ruhe und die Versicherungen der Leitung der Reschitzaer Universität „Eftimie Murgu“ (UEM), dass es an der Zeit wäre, zur Normalität zurückzukehren, nach dem für die Universität und die Stadt peinlichen und unangenehmen Auftritt der Offiziere der Generaldirektion Antikorruption (DGA) der Polizei, verhallen gegenwärtig. Den bereits über hundert Personen, die zur Staatsanwaltschaft zwecks Aussagen zitiert wurden – unter ihnen mehr als dreißig der knapp hundert Hochschullehrer – dürfte es schwer fallen, die Ruhe zu bewahren. Rektorin Doina Frunzăverde, die gegenwärtig von den Staatsanwälten weder als Beschuldigte, noch als Zeugin betrachtet wird, hat inzwischen in Bukarest, vor den Staatsanwälten der Generalstaatsanwaltschaft Rumäniens, ihre Aussagen gemacht und anschließend vor den Medien erklärt, sie, die seit sieben Jahren der Universität vorstehe, hätte sich nie den Sumpf vorstellen können, dem ein Teil ihrer Hochschullehrkräfte geschaffen haben.

„Wir sind eine kleine Universität in einer kleinen Stadt“, sagte sie, „und da spielt der Ruf in der Öffentlichkeit eine mindestens so große Rolle wie die Qualität des Lehrvorgangs. Diesen Ruf, den ich immer für gut gehalten hatte, haben die inzwischen abgetretenen ehemaligen Kollegen gründlich zerstört. Ich tröste mich damit, dass diese Menschen nie mehr Gelegenheit haben werden, an einer Hochschule zu unterrichten. Aber ich habe nie im Leben vom Ausmaß dieses moralischen Desasters auch nur geträumt.“ Die beiden in Untersuchungshaft genommenen ehemaligen Hochschullehrkräfte, die in flagranti bei der Annahme von Schmiergeld erwischte Irina Oriol und der sextolle ehemalige Prodekan der Fakultät für Sozialwissenschaften, Florin Franţ, haben über ihren Anwalt, Dr. Gheorghe Ciulei, gegen die U-Haft Berufung eingelegt und eine mildere Form der Justizauflagen gefordert. Dr. Ciulei vertritt als Strafverteidiger auch den ebenfalls zurückgetretenen korrupten Historiker Mihai Vişan, der unter Rechtsauflagen gestellt wurde. Die anderen staatsanwaltlich Beschuldigten und unter Justizkontrolle Gestellten haben gegen ihren Rechtsstatus keine Beschwerde eingereicht.

Hingegen sickerte aus Kreisen der Staatsanwälte durch, dass sich die fundierten Verdachtsmomente auf Korruption gegen mindestens eine weitere Lehrkraft der UEM verdichten und dass eine weitere Verhaftung unmittelbar bevorstehe. Um wen es sich handelt, darüber gibt es wildeste Spekulationen, aber keinen handfesten Hinweis. Zudem gäbe es auch gegen einzelne Studenten, die sich als „Vermittler“ in den Korruptions- und Sexgeschäften ihrer Hochschullehrkräfte betätigt haben, immer handfestere Hinweise. Zudem konturiert sich immer klarer der Kreis der vom Senatschef Marian Mihăilă bevorteilten lokalen Potentaten, Polizeioffiziere und Staatsanwälte, Spitzenpolitiker und Geschäftsleute sowie deren Sprösslinge, Kleriker diverser Ränge. Rechtsanwalt Dr. Gheorghe Ciulei, der aus einer renommierten Orawitzaer Anwaltsfamilie stammt und selbst bereits mehrmals den Gerichten von Reschitza vorstand, bestätigte inzwischen den Status seiner drei Mandanten, betonte aber, dass sie, als zurückgetretene Hochschullehrer, keine soziale Gefahr mehr darstellen und deshalb auf freiem Fuß die Resultate der gegen sie laufenden Untersuchungen abwarten sollten.