Elektronische Farbwelten und archaische Echos

Deutsch-rumänisches Kunstprojekt in Bukarest vorgestellt

Bukarest - Unter dem Motto „Kultur verbindet“ trafen sich auf Initiative der Deutschen Botschaft Bukarest zum ersten Mal drei zeitgenössische Künstler aus Rumänien und Deutschland zu einem gemeinsamen Kunstprojekt. Die audiovisuelle Installation „50-25-10 IA“, eine experimentelle Kreation des Theater- und Filmmusikkomponisten, Jazzmusikers und Performancekünstlers Vlaicu Golcea, des Bühnenbildners und Videodesigners Mihai Păcurar und des visuellen Künstlers Oscar Loeser (Potsdam), wurde am 18. Mai im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst (MNAC) in Bukarest vorgestellt.

Die Zahlen im Veranstaltungstitel stehen für die drei Jubiläen der deutsch-rumänischen Beziehungen, die in diesem Jahr begangen werden: 50 Jahre seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien, 25 Jahre seit der Unterzeichnung des deutsch-rumänischen Partnerschaftsvertrags und zehn Jahre seit dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union. „Dies sind Jubiläen, die sonst auf politischer Ebene gefeiert werden“, so der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt, der am Donnerstagabend die rund 200 kunstinteressierten Gäste begrüßte. „Aber Kultur reflektiert viel deutlicher, was sich in den Mentalitäten der Menschen, auf emotionaler und intellektueller Ebene im Laufe dieser Jahre verändert hat.“

Das „Gemenge und Gemische von visuellen und auditiven Ideen und Symbolen“, wie Mihai Păcurar die Audioskulptur umschreibt, entstand als Hommage an den Maler, Zeichner, Bildhauer, Digital- und Performancekünstler Mihai Olos (1940-2015), dem das MNAC zurzeit eine umfassende Retrospektivausstellung widmet. Olos reflektiere wie kein zweiter die deutsch-rumänischen Beziehungen der vergangenen Jahrzehnte, so der MNAC-Direktor Călin Dan über den Künstler, der sein Leben „zwischen Baia Mare und Freiburg“ verbrachte, Elemente aus der rumänischen Folklore mit avantgardistischen Strategien vereinte und mit prominenten deutschen Kunstschaffenden wie Joseph Beuys zusammenarbeitete.

So kann das mysteriöse „IA“ im Titel der Audioskulptur wohl als die rumänische Interjektion „Ia!“, vielleicht aber auch als deutsches „Ja“ interpretiert werden – dies wurde am Donnerstag dem Publikum überlassen. Jedenfalls begleitet dieser Ruf die gesamte Videoprojektion, die in einem dunklen, graugestrichenen Raum präsentiert wird. Auf dem Bildschirm sind Strukturen der Erdoberfläche, Pflanzenmuster, verzerrte Robotergestalten, geometrische Formen und menschliche Gesichtszüge zu erkennen, die nach und nach zu einem gemeinsamen Tanz zusammenschmelzen. Ein wiederkehrendes Echo, das an rumänische Volksmusik erinnert, vermengt sich dabei mit lautem Techno-Beat und vibrierenden Bässen, wobei die Dach-Etage des Kunstmuseums im Parlamentspalast eine wunderbare, historisch aufgeladene wie atmosphärische Kulisse darstellt. Hoch oben über dem Izvor-Park in sattem Grün, mit Blick auf die unzähligen Plattenbauten von Bukarest im Sonnenuntergang ließen die Gäste den warmen Sommerabend mit Bier und Laugenbrezeln ausklingen.