Ex-Bürgermeister aus Gefängnis entlassen

Einer, der eigentlich nicht gestohlen hat, wurde bestraft

Temeswar/Reschitza – Liviu Spătaru, der ehemalige Bürgermeister von Reschitza/Reşiţa (2004-2008), der vor dem Kreisgericht Dolj in Craiova wegen Korruption zu einer mehr als dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist Mittwoch unter Auflagen aus dem Temeswarer Gefängnis in der Popa-Şapcă-Straße entlassen worden. Die Gefängnisleitung hatte seiner bedingten Entlassung schon vor Neujahr zugestimmt, die DNA-Staatsanwaltschaft hatte jedoch Einspruch eingelegt. Das Temeswarer Berufungsgericht stimmte am Montag für seine Entlassung. Spătaru hatte im Gefängnis regelrechte Serien von gut besuchten Bildungsveranstaltungen für die Insassen organisiert, bei denen er sein umfangreiches Wissen zur Geltung brachte, aber er hat auch einen 700-Seiten-Roman fast fertig geschrieben – keine „Knastliteratur“. Er hat nie die Tat zugegeben, die ihm von der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA vorgeworfen wurde.

Spătaru, der Wirtschaftskybernetik studiert hat, war in der Zeitspanne 2000-2004 Abgeordneter für die APR im Parlament und Stellvertreter von Teodor Meleşcanu an der Spitze dieser Partei. In den 1990er Jahren war er der erste Präfekt von Karasch-Severin und maßgeblich an der Gründung der Universität „Eftimie Murgu“ als eigenständige Hochschule beteiligt. Die Bürgermeisterwahl 2004 entschied er mit großer Mehrheit für sich, stolperte aber 2005 über einen Ankauf von Treibstoff fürs Rathaus ohne Ausschreibung, bei dem die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft für das Rathaus einen Verlust von 120.000 Euro errechnete. Die genauen Umstände des Vorgangs sind nie voll aufgeklärt worden, da der Ankauf geschah, als Spătaru Urlaub machte, die Papiere aber seine Unterschrift tragen. Er selber wurde von der bevorteilten Firma im Jahr darauf samt Familie auf einen Urlaub nach Montenegro geschickt (Wert: 2085 Euro) – das einzige, was ihm konkret als Nutzen aus den Vorgängen vorgeworfen werden konnte). In der öffentlichen Meinung von Reschitza gilt seine Verurteilung bis heute als Folge von Gutgläubigkeit und Naivität.