Gemeinsam unsere Verschiedenheit feiern

Internationale Kunstausstellung im Parlament zum Welttag der kulturellen Vielfalt

Die griechische Tanzgruppe Kymata aus Ploieşti
Foto: George Dumitriu

Bukarest - Einigkeit in Vielfalt feiern - dies ist die Botschaft, die der Welttag der kulturellen Vielfalt am 21. Mai vermitteln soll. In Bukarest wurde der herannahende Gedenktag bereits am 19. Mai mit der Vernissage einer internationalen Kunstausstellung im Parlamentspalast willkommen geheißen. Organisatoren sind: das rumänische Parlament, das Außenministerium, das Departement für Interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung (DRI) und die Vereinigung „Inter-Art“ Aiud unter der Ägide der Allianz der Zivilisationen. Die geladenen Gäste begrüßten: Sergiu Nistor, Berater der Präsidialverwaltung, Dragoş Gabriel Zisopol, Abgeordneter und Präsident der Vereinigung der griechischen Minderheit in Rumänien, Daniela Gîtman, Staatssekretärin im rumänischen Außenministerium, Aledin Amet, Staatssekretär im DRI, und Ştefan Balog, Bildhauer und Vorsitzender von „Inter-Art“Aiud. Einigkeit in Vielfalt: Es klingt wie ein Paradox. „Möchten wir nicht alle einzigartig sein?“ fragt Dragoş Zisopol - und fügt an: „Was uns vereint, ist die menschliche Natur.“ Einigkeit in Vielfalt bedeutet vor allem eines: Freiheit! Die Freiheit, individuell oder als Gruppe verschieden zu sein, die uns die Demokratie garantiert. Die Freiheit, seine Identität als Teil der Mehrheit, einer  Minderheit oder in der Diaspora im Ausland auszuleben.

„In Rumänien durften wir uns erst nach 1989 in unserer Vielfalt wiederentdecken“, erinnert Amet Aledin, der zur tatarischen Minderheit gehört. „Wenn mich jemand fragt, was es bedeutet, Tatare zu sein“, bekennt er, „dann sage ich: Meine Augen sind tatarisch, meine Hände, meine Kindheit und meine Träume.“ Und fügt an: „Aber wir Tataren danken unseren Vorfahren, dass sie sich hier in Rumänien niedergelassen haben, denn Rumäniens Minderheitenpolitik ist ein Beispiel für die Welt.“
Der Welttag der kulturellen Vielfalt ist eine Antwort auf eines der schrecklichsten Ereignisse unserer Zeit: der Terroranschlag vom 11. September 2001. Im November desselben Jahres beschlossen die 185 UNESCO-Mitgliedsstaaten, eine neue universelle Ethik des 21. Jahrhunderts zu verbreiten: kulturelle Vielfalt! Sie soll den Frieden sichern und in einer globalisierten Welt den Dialog fördern und Entwicklung möglich machen. Der 21. Mai ist eine „Softpower“, die sich gegen ein Umfeld zunehmender religiöser und ethnischer Intoleranz richtet, betont Daniela Gîtman. An diesem Tag feiern wir unsere Einigkeit in Vielfalt.

Zum Anlaß der Festlichkeit wurden auch die Urkunden der Verdienstpreise „Dimitrie Cantemir“ für besonderes Engagement im Rahmen der Allianz der Zivilisationen überreicht. Zu den Ausgezeichneten gehören die Abgeordnete Sanda Ardelean, Amet Aledin, Ştefan Balog, Victoria Popescu, rumänische Botschafterin der Allianz der Zivilisationen, Elena Cruceru, Beraterin im DRI, und Daniela Popescu,  Vorsitzende der Vereinigungen, Clubs und Zentren der UNESCO in Rumänien. Auch die Liebe zur Kunst ist ein Beispiel für die einigende Kraft zum Ausdruck gebrachter Vielfalt. So finden wir Gemälde und Skulpturen, Tapisserie, Grafik und Glaskunst von 56 Künstlern aus 23 Ländern in der Ausstellung vereint. Die Exponate stellen eine Auswahl aus den Kreationen der von „Inter-Art“ veranstalteten internationalen Künstlerlager dar, erklärt Ştefan Balog. Gezeigt werden die Werke der repräsentativsten Künstler in den letzten 20 Jahren, die bereits im UN-Hauptquartier in New York, im Palais der Nationen in Genf, im Europäischen Parlament in Brüssel, etc. ausgestellt haben.

Als Ausdruck von Kunst, aber auch des Feierns, dürfen Tanz und Musik nicht fehlen: der rumänische Folk-Gitarrist Daniel Avram und die Sopranistin Daiana Melek Gavrilescu von der türkisch-tatarischen demokratischen Union der Muslime erwärmen die Stimmung mit ihren Liedern. Danach schweben die russischen Lipowanerinnen des Ensembles Ciubcik über das Parkett. Ihre bodenlang schwingenden Krinolinen vermitteln nicht nur den Eindruck, als würden sie sanft auf Rädern dahingleiten, sondern versetzen einen auch in die prachtvolle Zarenzeit zurück. Zum Schluss beleben die feurigen Tänzer und Tänzerinnen des griechischen Ensembles Kymata aus Prahova die Szene: schmissige Musik, mitreissender Rhythmus, tollkühne Sprünge und der obligatorische Sirtaki. Die Menge tost! Für ein paar Minuten fühlen wir uns als Griechen. In Vielfalt vereint.