Hochkonjunktur und Verhaltenslücken

Wenn der Bus die Bahn ersetzen muss

Temeswar - Einst war das dichte Schienennetz der Rumänischen Eisenbahn CFR das Prunkstück des Banater Verkehrs. Fehlende Rentabilität auf den Kurzstrecken – vielen Pendlern vorbehalten – hatte CFR veranlasst, diese an den privaten Betreiber Regiotrans abzutreten. Seit geraumer Zeit ist nun auch Regiotrans in der Schwebe, weil die Behörde für Eisenbahnsicherheit ASFR Regiotrans angeblich vorübergehend das Sicherheitszertifikat entzogen hat. Notgedrungen wurde der gesamte Pendlerverkehr von der Schiene  auf die Straße verlegt - Busse haben nun Hochkonjunktur. Überfüllte Busse, geänderte Fahrzeiten, aber auch überforderte Busfahrer sind nun das Resultat – und alles zu einem deutlich höheren Reisetarif.

„Die Bahn als Reisemöglichkeit fehlt mir schon gewaltig“, gesteht die Frau neben mir. Die Angestellte in einem Labor für Baumaterialien zahlt in diesen Tagen viel mehr an Reisekosten, als in der Zeit, in der die Züge der privaten Gesellschaft Regiotrans sie täglich auf der Strecke zwischen dem Arbeitsplatz in Reschitza/Reşiţa und dem Wohnort Berzovia beförderten. „Mit dem Zug kostet eine Fahrt 4,5 Lei, mit dem Bus sind es schon 7,5 Lei“, sagt sie. Gelegentliche Reisende, Arbeiter, Schüler, Rentner – sie alle müssen nun mit dem Bus vorlieb nehmen. Gerade was Schüler und Rentner erfreut, bereitet dem Busfahrer großen Ärger, denn sein Unternehmen bietet nämlich für verschiedene Bevölkerungsschichten Vergünstigungen an. Allein am Temeswarer Busbahnhof gibt es einen Fahrkartenschalter, auf der restlichen Strecke und selbst am Busbahnhof in Reschitza muss der Fahrer auch die Tickets ausgeben, Vergünstigungen in Prozenten berechnen und den Preis kassieren.

Die Strecke Temeswar/Timişoara – Reschitza und zurück – das sind mehr als 200 Kilometer und nach der Rückkehr muss der Chauffeur noch mit Pendlern ins mehr als 50 Kilometer entfernte Johannisfeld/Ionel an der rumänisch-serbischen Grenze. Dies alles entschuldigt jedoch nicht sein gereiztes Auftreten und die harschen Worte den Passagieren gegenüber. Einer Frau, die vorgibt krank zu sein, und dass ihr unwohl sei, empfiehlt er ganz einfach „mit dem Rettungswagen zu fahren“. Auf Fragen nach Haltestellen reagierte der Mann am Steuer bereits auf der Hinfahrt gereizt: „Ich darf eigentlich gar nicht mit Fahrgästen sprechen“, sagt er, was ihn jedoch nicht davon abhält, wiederholt über Belangloses mit anderen Fahrgästen zu plaudern.

Unterdessen freut sich eine Schülerin, als sie erfährt, dass die private Bahngesellschaft im Voraus bezahltes Geld für ihr Abo per Post an sie zurückgesendet hat. Doch es wird wegen der Öffnungszeiten auf dem Postamt noch einige Mühe kosten, an das Geld zu kommen. Auf Nachfrage der ADZ wurde auf dem Postamt in Berzovia bestätigt: Der dortige Beamte hat nur eine Halbtagsstelle.