Jugendliche sind bereit Rumänien zu verlassen

Podiumsdiskussion „Bleiben oder Gehen?” in Hermannstadt

Hermannstadt - „Bleiben oder gehen?” ist eine Frage, die Menschen fast überall auf der Welt beschäftigt. Beantwortet haben Deutsche, Ungarn und Rumänen diese Frage seit 1990 mit den Füßen. Kein anderes europäisches Land hat in den vergangenen Jahren mehr Einwohner verloren als Rumänien. Allein 3,4 Millionen Staatsbürger haben das Land seit dem EU-Beitritt verlassen, teilte das Zentrum für Forschung und Dokumentation der Integration von Einwanderern Ende Februar mit.

Die Bertelsmann-Stiftung stellte Rumänien in seiner aktuellen Studie „Soziale Gerechtigkeit in der EU - Index Report 2017” ein katastrophales Ergebnis aus. In der untersuchten Kategorie „Index Soziale Gerechtigkeit” respektive „Chancenindex Kinder und Jugendliche” steht Rumänien auf dem 27. und 28. Platz. Besonders schlecht schneidet das Land in den Bereichen „Gerechter Zugang zu Bildung”, „Zugang zum Arbeitsmarkt” und „Generationengerechtigkeit” ab.

Trotz der Millionen rumänischer Staatsbürger im Ausland liegt die Jugendarbeitslosigkeit laut Statista bei 16,8 Prozent (EU-Durchschnitt: 16,1 Prozent). Dem gegenüber steht eine Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent in 2017. Die jährliche Studie der Bertelsmann-Stiftung hielt für 2015 fest, dass 40 Prozent der rumänischen Jugendlichen bereit sind, das Land zu verlassen. Stellt sich die Frage „Gehen oder Bleiben” für rumänische Jugendliche überhaupt noch oder ist die Aussage: „Meine Kindheit wurde von der Idee geprägt, dass ich mein Land verlassen muss”; eines Jugendlichen im Buch „99 Zukunft - Bleiben oder gehen” von Dr. Ellen Tichy zutreffender.

Zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden Ina Kaiser und Dr. Ellen Tichy diese Frage am Dienstag, den 13. März, im ersten Hermannstädter Gespräch im Jahr 2018, diskutieren. Dr. Ellen Tichy hat sich im vergangenen Jahr zusammen mit siebenbürgischen Schülern und Studenten intensiv dem Thema der Auswanderung gewidmet. Sie sagt, dass es gerade die Absolventen deutschsprachiger Lyzeen sind, die sich für die Emigration entscheiden.

In „99 Zukunft - Bleiben oder gehen” hat Ellen Tichy die Beiträge von mehr als 150 Schülern an rumänischen Schulen mit deutschsprachigem Unterricht in Siebenbürgen und Studenten aus deutschsprachigen Studiengängen der Lucian-Blaga-Universität gesammelt. Gegenüber stehen sich dabei die starken Argumente Patriotismus und Familie sowie die besseren Karrierechancen im Ausland.
Das Hermannstädter Gespräch „Bleiben oder Gehen?” findet am 13. März, um 19 Uhr im Spiegelsaal des Forums in der Sporergasse/Str. G. Magheru 1-3 statt.