Konferenz zu Roma-Holocaust

Experten und Wissenschaftler aus sechs Ländern trafen sich in Hermannstadt

Petre Matei, Dragoljub Ackovic, Sofiya Zahova, Lavinia Stan und Corneliu Pintilescu (v.l.n.r.).
Foto: Alin Burlec

Hermannstadt - Die internationale Konferenz „Der Roma-Holocaust in Südosteuropa und die damit verbundenen Erinnerungspolitiken“ brachte Ende vergangener Woche Experten und (Nachwuchs-) Wissenschaftler aus Rumänien, Ungarn, Serbien, Bulgarien, der Republik Moldau und Deutschland zusammen. Unter der Leitung des Historikers Dr. Corneliu Pintilescu wurde den Zuhörern im akademischen Zentrum der Lucian-Blaga-Univesität in der Seilergasse/Banatului ein abwechslungsreiches Programm mit insgesamt 17 Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und Dokumentarfilmen geboten. Die Veranstaltung gliederte sich in die Teile „Der Roma-Holocaust und die Erinnerung daran in Südosteuropa“, „Kommunistische Staatspolitiken gegenüber den Roma 1945-1990“, „Die Erinnerung an die Roma-Deportation nach Transnistrien“ und „Öffentliche Diskurse, soziale Repräsentationen und soziale Mobilisierung der Roma heute“.

Hervorzuheben sind Oana Burceas (Astra-Museum Hermannstadt) und Diana Nistors (Babes-Bolyai-Universität Klausenburg) Vorträge, welche die Politik des kommunistischen Regimes zur Beseitigung des nomadischen Lebensstils der Roma näher beleuchteten. Dragoljub Ackovic (Rominterpres/ Weltkongress der Roma) und Sofiya Zahova (Bulgarische Akademie der Wissenschaften Sofia) analysierten in ihren Beiträgen die Verarbeitung des Roma-Holocausts in der Literatur. Besondere Beachtung verdienen darüber hinaus auch Rövid Martons (Central European University Budapest) Präsentation zum Einfluss der gegenwärtigen europäischen „Flüchtlingskrise“ auf die Roma-Inklusions-Politiken, Petre Mateis (Nationale Hochschule für Verwaltung und Politikwissenschaften Bukarest) Recherchen zum mutmaßlichen Betrug mit den Ghettorenten durch den Romakaiser Dorin Cioba sowie Lavian Stans (BBU Klausenburg) Beitrag zu den mündlichen Erzählungen der Roma über die „Wiedereinbürgerung“ aus Transnistrien. Der Kongress endete mit den Filmen von Adrian Furtună (Nationales Zentrum für Roma-Kultur Bukarest) und Alexandru Munteanu (Brukenthal-Museum Hermannstadt, in Zusammenarbeit mit Günther Czernitzky), die sich dem Roma-Holocaust widmen und in denen auch viele Zeitzeugen zu Wort kommen.

Das Ziel der Veranstaltung war nach Angaben der Veranstalter das öffentliche Bewusstsein für die Tragödie des Roma-Holocausts zu wecken und zu stärken und zu zeigen, wie Rassismus und Exklusion zum Genozid führen können. Die Reflexion über den „Aufstieg der Intoleranz im 2.Weltkrieg“ solle gefördert und es solle an die „vergessenen Opfer“ des Nationalsozialismus erinnert werden. Ein „verleugnetes Kapitel“ der europäischen Geschichte solle so in den Fokus gerückt und das Gefühl der bürgerschaftlichen Zusammengehörigkeit unter den betroffenen Zielgruppen (v.a. Roma) in Südosteuropa solle so gestärkt werden. Dies sei vor allem darum wichtig, da die Roma keine schriftliche verfasste Geschichtsdokumentation kennen, die Überlieferung stützt sich also nahezu ausschließlich auf die mündlich weitergegebenen Erzählungen, wobei die Erinnerung an den genannten Zeitraum rasch verblasst, da es mittlerweile fast keine Zeitzeugen mehr gibt.