„Lisa? Ist das ein Zigeunername?“

Elena Dumitrescu-Nentwigs neuer Roman „Wir, die Rroma, und der Rest der Welt“

Autorin Elena Dumitrescu-Nentwig, Beatrice Ungar, und Luminiţa Cioabă bei der Buchvorstellung (v.r.n.l)
Foto: Eveline Cioflec

Hermannstadt – In gemütlicher Runde im Erasmus Büchercafé stellte am Sonntagabend Elena Dumitrescu-Nentwig ihren neuen Roman „Wir, die Rroma, und der Rest der Welt“ vor, erschienen dieses Jahr auf Deutsch und auf Rumänisch im Limes Verlag Klausenburg/Cluj-Napoca. Gast im Gespräch mit der Autorin war Luminiţa Cioabă, selbst Schriftstellerin und Mitglied im Rumänischen Schriftstellerverband. Der Violinist Nicuşor Gherbe verführte das Publikum mit zwei Balladen. Präsentiert hat Beatrice Ungar.

Die Autorin ist selbst keine Roma. Umso mehr überrascht die Realitätsnähe des Romans. Humorvoll, klug, spannend und gefühlvoll wird die Geschichte eines Violinisten erzählt – eines Roma, eines „Zigeuners“, wie er sich selbst im Buch nennt –, der es im Ausland, in Deutschland, zu einer musikalischen Karriere gebracht hat. Die Autorin will weder Verteidiger, noch Ankläger der Roma sein. „Das zentrale Thema ist die Veränderung der Mentalität der Roma, im Kampf um Emanzipation“, betont sie, und lässt in der Beschreibung dieses Kampfes wohl kaum etwas aus. Beatrice Ungar schreibt dazu: „Dieser Roman voller unerwarteter Wendungen verdient es, gelesen zu werden und ich erlaube mir, ihn als Pflichtlektüre all jenen anzuempfehlen, die noch nicht überwältigt worden sind von den Vorurteilen, die in der Welt herumspuken.“ Einige der Zuhörer, die bei der Lesung dabei waren, haben gleich beide Ausgaben, auf Deutsch und auf Rumänisch, mitgenommen. Was auf Deutsch packend klang – die Frage im Titel stellt der traditionsbewusste Opa des Romanhelden – überzeugte erst recht auf Rumänisch.

Die aus Brăila stammende Autorin veröffentlichte 2014 ihren ersten Roman, „Naufragiaţii din Brăila“ (Die Schiffbrüchigen aus Brăila), und kein Jahr später ein Buch mit Märchen und Geschichten für Kinder. An dem neuen Roman habe sie etwa drei Monate geschrieben, so die Autorin, zunächst auf Deutsch. Denselben hat sie dann selbst ins Rumänische übertragen. Seit 46 Jahren lebt Elena Dumitrescu-Nentwig im Ausland. Nach dem Abschluss des Konservatoriums in Bukarest begann  sie ihre Bühnenlaufbahn als Opernsängerin im Nationaltheater Jassy/Iaşi und setzte diese in Hannover sowie in den bedeutendsten Opernhäusern Europas fort. Seit einiger Zeit lebt sie in Lissabon, wo sie als gefragte Gesangspädagogin tätig ist.