Mit dem Trabant nach Moneasa

Ein Buch, das den Berichten von Alexander Tietz ähnelt

Stela Simon – Das waren wir
Porträts, Geschichten, Erinnerungen
Übersetzung: Beatrice Ungar
Honterus-Verlag Hermannstadt

Das Projekt wurde vom Deutschen Forum Banat betrieben und bezahlt. Praktisch hat Ute Moisuc aus Temeswar Beatrice Ungar in Hermannstadt angerufen und sie gefragt, ob sie die Übersetzung machen würde, die Kollegin hat zugesagt und jetzt ist das Buch da. Dabei handelt es sich um eine Riesenarbeit, gleich fünf Bücher in einem, im ganzen 550 Seiten. Es ist eines der Banater Projekte in deutscher Sprache, die etwas bedeuten können. Stela Simon war von Beruf Agronomin, 1938 in Temeswar geboren, sie ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Sie war eigentlich mehr an Literatur interessiert, die Umstände jedoch brachten sie dazu, etwas Praktisches zu studieren und sie hat es nicht bereut. Sie hatte die harte Arbeit auf dem Feld und bei den Rindern kennengelernt und diese konkreten Erfahrungen sind bis zuletzt auch ihrer Literatur zugute gekommen. Die Bücher hat sie als Pensionistin niederzuschreiben begonnen, in kurzer Zeit ist eines nach dem anderen erschienen, immer auch mit Vorworten von Temeswarer Schriftstellern, wie das in einem regionalen Literaturbetrieb üblich ist. Angefreundet habe ich mich mit dem Stoff durch das Teilstück „Geschichten aus Moneasa“. Das ist ein Kurbad und die Geschichten ähneln den Berichten von Alexander Tietz aus dem Banater Bergland. In diesem Teil versucht die Autorin auch weniger zu literarisieren. Man erfährt von den Interviews, die sie zur Familiengeschichte gezielt führt, es kommen aber auch Tagebuchnotizen vor, oder es steht, wann die Sonne aufgegangen ist oder wie das Wetter war.

Stela Simon und ihr Mann Zeno Simon haben die ganze Zeit in Temeswar gelebt, in verschiedenen Appartements. Sie besaßen aber einen Trabant, und das macht mir die Leute besonders sympathisch, weil ja auch wir einen Trabant hatten. Und wir wollen nachträglich nicht zu stolz sein, um das zuzugeben. Die Simons haben vor allem Fahrten durch das Banat gemacht, bis zu 200 km. Die Familie besaß aber auch ein ansehnliches Ferienhaus in Moneasa, das haben die Leute nach längerem Prozessieren in den letzten Jahren zurückbekommen und renovieren lassen. Wie erscheint die große Geschichte in der Familiengeschichte? Diesem Thema ist Stela Simon nachgegangen und das führte sie zu vielen Wurzeln in der K.u.k.-Zeit. In ihrer Familie und der ihres Mannes, in Siebenbürgen und dem Banat. So kommen rumänische Intellektuelle vor, auch ungarischer Kleinadel, ein Goldbergwerkchen in Roşia Montană, aber auch sächsische Pfarrer. Die ganze Monarchie eben. Die jüngste Generation der Familie Simon lebt seit 1993 bei Heidelberg, das ist Sohn Horaţiu – Programmierer bei SAP –, seine Frau Gudrun und Tochter Sieglind.