Plötzlich war das Bild da...

Vernissage Sieglinde Bottesch im Teutsch-Zentrum

„Die Bilder sind mein Zuhause. Sie geben etwas Wesentliches von Siebenbürgen und den Menschen wieder.“
Foto: Michael Mundt

Hermannstadt – Der Text beschreibt was geschieht, aber die Bilder gehen weiter, wenn man kreativ ist, dann kann man sogar seine eigenen Geschichten dazu erfinden. Mit diesen Worten beschreibt die Künstlerin Sieglinde Bottesch die Ausstellung ihrer Druckgraphiken im Begegnungs- und Kulturzentrum „Friedrich Teutsch“. Einhundertfünfzig ihrer Linolschnitte und Holzstiche hatte sie im vergangenen Jahr dem Landeskirchlichen Museum geschenkt, aus welchen die Kuratorin Heidrun König eine repräsentative Auswahl als Sonderausstellung mit dem Titel „Transsylvania Mythologica – Siebenbürgisch-sächsische Sagen und Sprichwörter in Bildern“ zusammenstellte.

Die Vernissage fand am Freitag im Beisein der Künstlerin vor rund sechzig Kunstinteressierten im Terrassensaal des Teutsch-Hauses statt. Die einleitenden Worte übernahm Kulturreferentin Gerhild Rudolf, die Einführung in die Ausstellung Heidrun König. Zur musikalischen Umrahmung waren vier Musiker der Staatsphilharmonie geladen. Die wichtigste Person des Abends war gleichwohl Sieglinde Bottesch. Mit sehr persönlichen Worten, ihrer „eigenen kleinen Geschichte“, gab sie einen Blick hinter die Ausstellungsstücke. In ihrer Kindheit, so Bottesch, hatte sie eine große Vorliebe für Geschichten und Bilder. Dies ist soweit nichts Ungewöhnliches, doch das Besondere daran war, „dass ich mir selbst Geschichten erzählte. Gegen Abend, wenn ich zu Bett ging hatte ich die große Sehnsucht in diese Welt einzutauchen, das war meine einzige, alleinige Welt.“ „Ich war jedes Mal überrascht, was da vor meinem inneren Auge entstand. Es konnte vorkommen, dass auf dem nachtblauen Himmel korallenrote Pferde flogen.“ Eine, wie die Künstlerin selbst sagt, „gute Übung, für das, was dann später folgte.“

Ende 1978 begann Sieglinde Bottesch mit ihren Druckgraphiken, welche in  der Zeitschift „Die Woche“ erschienen und die Sagen und Legenden der Siebenbürger Sachsen inszenierten - eine Originalausgabe ist ebenfalls ausgestellt. Die Sagen wurden ihr stets am Nachmittag oder Abend zugetragen, die Drucke fertigte sie dann über Nacht an. Dabei sollten ihr die Erfahrungen ihrer Kindheit zugutekommen. „Ich setzte mich hin, nahm mir die Texte vor und plötzlich war das Bild da, genau wie in meinen Kinderträumen.“ Zehn Jahre lang illustrierte Bottesch in Hermannstadt, ehe sie 1987 in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte. Gelegentlich fertigt sie auch heute noch Graphiken an. Alle Sagen und Sprichwörter hinter den Bildern können in einer die Ausstellung begleitenden Broschüre nachgelesen werden. Noch bis zum 19. Juli ist „Transsylvania Mythologica – Siebenbürgisch-sächsische Sagen und Sprichwörter in Bildern“ im Terrassensaal des Teutsch-Hauses zu sehen.