Rothbachs Wahrzeichen ist zerstört

Der Kirchturm stürzte Freitagabend komplett ein

Erwin Schall betrachtet in der Kirche von Rothbach die Reste der Orgel und die verheerenden Spuren, die der Turmeinsturz verursacht hat.
Foto: Facebook Christian Drăghici

Kronstadt – Dort wo der mächtige Kirchenturm stand, direkt an der stark befahrenen DN 13, die nach Schäßburg führt, ist es nun jenseits der Wehrmauer bis zum Kirchengebäude leer geworden. Der Turm ist weg und mit ihm auch das bekannteste Wahrzeichen von Rothbach/Rotbav. Er ist Freitagabend, um 21 Uhr, eingestürzt. Einen Tag später, am Samstag, ist der Gehsteig entlang der Wehrmauer mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Die Mauer weist starke Risse auf und könnte auch bald einstürzen, zumal da täglich schwere Laster vorbeidonnern und von der anderen Seite der große Schutthaufen nun auch auf die Mauer drückt. Ein Mann auf dem Fahrrad bleibt stehen, steigt ab und erzählt uns, dem Fotografen Radu Pescaru und mir, dass die Glocke um 21 Uhr noch zweimal geschlagen habe und dann sei das Unglück geschehen. Nun sind Glocken, Uhrwerk und die Orgel ebenfalls zerstört. Niemand habe  etwas unternommen, klagt der Mann, obwohl der Zustand dieses Baudenkmals bedenklich war. Nun sei es endgültig zu spät. Erwin Schall, der sich jahrzehntelang vor allem um das Uhrwerk, aber auch um die Kirchenburg gekümmert hat, sagte im Fernsehen, alles habe zuletzt gut funktioniert, nur waren die Mauern nicht fest genug.

Er holt als Beweis eine Orgelpfeife aus dem Schutt und bläst hinein. Eine alte Frau bedauerte, dass der schöne Glockenklang und die genaue Uhrzeit nun allen fehlen werden. Und fügt auf Rumänisch besorgt hinzu: „Wenn das nicht eine Mahnung ist...“ Marienburgs Bürgermeister Sorin Taus meldet sich in der Presse zu Wort und bedauert, dass die Verhandlungen des Bürgermeisteramtes Marienburg/Feldioara zu dem verwaltungsmäßig Rothbach gehört, mit der evangelischen Kirche nicht zu Ende gebracht wurden. Da die Kirche kein Geld habe, hätte deren Leitung die Kirchenburg doch der politischen Gemeinde überlassen sollen, damit etwas zu ihrer Rettung hätte unternommen werden können. „Kein Geld, keine Renovierungsmöglichkeiten“. So wird von manchen geschlussfolgert; es klingt zwar auch nach einer Ausrede, entspricht wohl aber den Tatsachen. Vernachlässigung soll es nicht gewesen sein. Dann aber Unvermögen. Radu Pescaru, dessen Foto- und drucktechnischen Arbeiten für die evangelische Kirche geschätzt werden, lässt eine Drohne in den langsam dunkler werdenden Abendhimmel hochsteigen. Sie blickt nun auf einen Schutthaufen herab unter dem die Glocken begraben sind. Der Turm bleibt nur noch auf den alten Bildern und in den Erinnerungen der Rothbächer.