Sprechende Bilder Boleslaw Biegas’ in Hermannstadt

Wanderausstellung im Blauen Haus fordert kritische Reflexion der Geschichte

Hermannstadt – Bilder und Skulpturen des polnischen Künstlers Boleslaw Biegas (1877-1954) aus dem ständigen Inventar des gleichnamigen Warschauer Museums stehen ab dem heutigen Samstag, dem 23. März, im Mehrzwecksaal des Blauen Hauses/Casa Albastră, einer Abteilung des Brukenthalmuseums Hermannstadt/Sibiu am Großen Ring/Piaţa Mare, zur Besichtigung bereit. Die Vernissage findet um 13 Uhr statt. Piotr Sarzynski, Herausgeber und Kulturreferent der politischen Feuilleton-Zeitschrift „Polityka“, fungiert als Kurator der Wanderausstellung „Boleslaw Biegas. Când arta întâlneşte politica“ (Kunst begegnet Politik), die in der jüngsten Vergangenheit reihum im Nationalmuseum Danzig, im Nationalmuseum Kielce und im Schlesischen Museum Kattowitz stationiert hatte, zu Jahresende im Museum für Moderne Kunst Breslau Halt machen wird und Neugierige ab heute bis einschließlich Sonntag, den 2. Juni 2019, am erwähnten Standort in Hermannstadt empfängt. Deutschland und die Schweiz zählen fernerhin zu denjenigen Zielländern, die der polnischen Wanderausstellung 2020 zeitweiliges Quartier bieten werden.

Boleslaw Biegas stammte aus der polnischen Ortschaft Koziczyn, studierte Bildhauerei in Warschau und wurde 1905 als Autor der Skulptur „la nostalgia del povero“ seiner Heimat verwiesen, worauf er seinen Lebensort nach Paris verlegte. Auch in der französischen Hauptstadt stieß er auf öffentlichen Widerstand, wurde doch 1907 ein von ihm entworfenes Portrait des russisch-japanischen Kriegsverhältnisses von der Pariser Polizeibehörde aus einer Ausstellung im Salon des Indépendents entfernt. Derselbe Riegel wurde Biegas ein Jahr darauf am gleichen Ort erneut vorgeschoben, da ein Polizeikommissar persönlich sicherstellen wollte, dass sechs Bilder, die den deutschen Kaiser Wilhelm II. zeigten, nicht vor die Augen des Publikums geraten können. Einige der Werke Biegas´, die dem französisch restriktiven Zeitgeist des Jugendstils zum Opfer fielen, entgingen nichtsdestotrotz der Vernichtung und werden in der erwähnten Wanderausstellung erstmals öffentlich zugänglich gemacht.