Stiller Protest in Hermannstadt dauert an

Bürger beobachten täglich die Kreisparteizentrale der Sozialdemokraten

Hermannstadt – Rund 50 Menschen folgten am Montag vergangener Woche dem Aufruf, sich vor dem Sitz der Sozialdemokratischen Partei in Hermannstadt/Sibiu zu versammeln, um gegen die geplante Justizreform zu demonstrieren. In drei Reihen stehen sie vor der  Geschäftsstelle des Kreisverbandes der Sozialdemokraten, die Augen auf die großen, einladenden Fenster gerichtet, einige filmen mit ihren Mobiltelefonen. Ihre Nachricht an die Partei: Vă Vedem – Wir sehen euch.

 

Mitgebracht haben die Demonstranten dutzende Stühle und Tische. Sie sind gewillt, vor dem Sitz der Sozialdemokraten auszuharren, wollen Druck auf die Parteigänger aufbauen und die im Vergleich zum Winter schwachen Proteste stärken. Die folgenden zwei Tage und Nächte verbringen sie vor der Kreisparteizentrale.

In der Nacht zum Donnerstag, dem Beginn der Staatstrauer um den ehemaligen König Michael I., bauen sie die Mahnwache ab. Schon etabliert hat sich zu diesem Zeitpunkt der tägliche Flashmob um 12 Uhr. Bis zu 300 Personen versammeln sich dann in der „korruptionsfreien Zone“, wie die Demonstranten den Bereich gegen-über der Kreisparteizentrale nennen. Auf den mitgebrachten Plakaten ist zu lesen: „Alles für die Gerechtigkeit“, „Es gebührt sich, der Gegenwart Stand zu halten und unsere Zukunft vorzubereiten“, ein Zitat von Michael I. oder „Zusammen mit den Magistraten“, zur Unterstützung des Schweigeprotestes der Richter und Staatsanwälte in Bukarest. Einen Höhepunkt erreichte der tägliche Protest am Wochenende, als sich über 600 Personen vor der Kreisparteizentrale versammelten. Am Sonntag zogen auffällig viele Menschen einen Koffer über den Großen Ring, einige sind mit den „Hermannstädter Augen“ versehen, die das Logo des Protests darstellen – ihr Ziel ist der Flashmob. Jeden Tag geben die Organisatoren ein neues Leitmotiv aus, am Sonntag: „Wir wollen das Land nicht verlassen!“. Der kreative Protest bringt Aufmerksamkeit, ein Dutzend Fotografen hat sich eingefunden und auch der Fernsehsender „Digi TV“ filmt. An dem Koffer eines kleinen Jungen ist „Ich will nicht für den Export produziert sein“ zu lesen. Während diese Form des Protests spätestens am Wochenende auch in anderen Städten des Landes übernommen wurde, versammeln sich in Hermannstadt auch in dieser Woche jeden Tag um 12 Uhr rund 200 bis 300 Personen am Sitz der Sozialdemokraten. Auffällig sind die vielen Mütter, die sich mit ihren Kindern in den Protest einreihen.