Sturzbäche, überflutete Straßen, obdachlose Menschen

Ortschaften des Banater Berglands standen unter Wasser

Reschitza – Der Norden von Reschitza und das Ţerova-Tal, der Osten und Westen Bokschans und Rumänisch-Bokschan, Erzeriş, Remetea-Pogonici, Dezeşti und Ramna mit dem eingemeindeten Valeapai sind die von Überschwemmungen am ärgsten betroffenen Ortschaften des Banater Berglands. Leider kann man von keiner offiziellen Stelle – Präfektur, Kreisrat, Katastrophenschutz – verlässliche Angaben über den Umfang der lokalen Katastrophen erhalten, weil einerseits die Präfektin neu ist im Amt und anscheinend ihren Apparat nicht beherrscht (obwohl Florenţa Albu selbst sich fleißig an den Brennpunkten der Überflutungen filmen lässt), der Kreisrat erst heute, Donnerstag, zum ersten Mal einberufen wird, auch der Stadtrat Reschitza noch nicht funktionsfähig ist und weil der Katastrophenschutz, trotz guter Löhne, anscheinend einknickt, wenn er sich bewähren muss. Es kann kein Zufall sein, dass ISU Semenic von den östlichen Nachbarn, aus Orschowa und Drobeta Turnu-Severin Hilfe anfordern musste.

Fakt ist, dass die Verbindungsstraße zwischen Reschitza und dem eingemeindeten Ţerova durch das Ţerova-Tal wegen einer Flutwelle, die die Straße teilweise einfach weggespült hat, unbefahrbar wurde (auf dem Gelände einer hier ansässigen Firma ist ein ganzer Bus voller Pendler ausgestiegen und hängengeblieben, weil es kein Weiter gab) und dass in Ţerova selbst über hundert Häuser evakuiert werden mussten. 150 Häuser mussten auch im östlichsten Bokschaner Randviertel Măgura evakuiert werden, wo der ärmste Teil der Bokschaner Bevölkerung, die Bufänen, wohnen. Hier hatte sich der Măgura-Bach, in normalen Zeiten ein zugemülltes Rinnsal, zu einem Fluss entwickelt, der alle improvisierten Wirtschaftsbauten und auch ein paar alte Holzhäuser in die keine fünf Kilometer entfernte Bersau/Bârzava schwemmte. Das Wasser erreichte hier auf den Straßen und in den Hinterhöfen am Dienstag streckenweise bis zu zwei Meter Höhe und war in alle umliegenden Häuser eingedrungen. Die gut 200 evakuierten Bewohner sind in der im oberen Teil des Viertels hoch gelegenen Schule untergebracht worden.

Im Westteil der 17 km langen Stadt Bokschan war der Moravi]a-Bach, der aus Richtung Eisenstein/Ocna-de-Fier kommt und sich am Nordrand von Roman-Bokschan in die Bersau ergießt, nachdem er den Ortsteil in Nord-Südrichtung teilt, über die Ufer getreten und hatte weitere hundert Häuser der Stadt geflutet. Nicht zuletzt haben Quellbäche, die am Ortseingang nach Bokschan (aus Richtung Temeswar) die DN 58B aus südlicher Richtung (aus dem Vorland des Banater Erzgebirges kommend) unterqueren, die Straße zum Wochenbeginn überflutet und teilweise die Asphaltdecke angenagt, so dass der Verkehr für mehrere Stunden unterbrochen und über Karansebesch umgeleitet werden musste (weil auch der kürzere Weg, über Soceni-Lugosch, bei Ezeriş überflutet war). Auch im Tal des Füsesch-Baches, der aus Richtung Tirol-Fizeş der Bersau nordwärts zufließt, hat es Überschwemmungen gegeben. Auch der Pogoniş-Bach, ein ansonsten niedliches Wässerchen, das im Hochsommer fast austrocknet, hat bei Remetea-Pogoniş, Duleu und Valeapai Häuser geflutet und einen seit Menschengedenken nicht mehr erreichten Höchststand erreicht.

Viele Schafherden sind beim Weiden im Pogomiş-Tal überrascht worden und stehen isoliert auf Anhöhen, wo sie bis zum Rückgang des Hochwassers mittels Booten mit Heu versorgt werden müssen. Die Warnstufe Rot für Überschwemmungen blieb bis Mittwoch zur Mittagszeit in Kraft für die Sammelbecken der Temesch, der Bersau, der Bistra sowie des Pogoniş-Baches – das ist grundsätzlich der Raum an den Nordhängen des Semenik-Gebirges, über den Muntele Mic bis ins Poiana Rusca-Gebirge. Mehrere hundert Bürger mussten evakuiert werden, einer vorläufigen Bilanz zufolge sind sieben Familien völlig obdachlos geworden und müssen ihre Häuser an anderer Stelle wieder aufbauen. Keiner von ihnen war versichert. In den Ortschaften Liborajdea, Cruşoviţa in den Randgebirgen der Donau und in Ruskitza im Poiana Rusca-Gebirge war die Stromversorgung durch von Flutwellen umgestürzte Strommasten unterbrochen worden. ENEL hat dieses Problem inzwischen behoben.