Ultimatum an die Stadt

Seilbahn wird vom Rathaus gekauft oder verschrottet

Sie kommt aus Richtung des Dolomitsteinbruchs im Domantal und führt über das Bersau-Tal ins Tal des Terova-Baches: die umstrittene Industrieseilbahn von Reschitza. Manche träumen davon, aus dem Abschnitt übers Bersau-Tal eine Sightseeing-Trasse für Touristen zu machen.

Reschitza - Nach langer Funkstille hat sich der Reschitzaer Unternehmer Costel Ciobanu (genannt: „Barbălată“) wieder in der Öffentlichkeit zurückgemeldet, zumal anscheinend die fiskalischen und Korruptionsuntersuchungen gegen ihn und seine Firmen nichts Greifbares erbracht haben. Er möchte die Industrieseilbahn, die das Bersautal in der Gegend des Stadtzentrums von Reschitza überquert, loswerden, ließ er über die Medien wissen. Die Industrieseilbahn aus den 1960er Jahren steht nicht auf der Liste der Denkmäler, gilt jedoch bei vielen Kennern der Stadt als eines ihrer Symbole, etwa gleichgestellt dem letzten noch stehenden Hochofen und dem Museum der Dampflokomotiven.
„Barbălată“ hatte die Industrieseilbahn vom Stahlwerk TMK für 150.000 Dollar gekauft, als endgültig entschieden war, dass Reschitza künftig bloß noch Stahl erzeugen wird, keine Eisenverhüttung mehr betreiben will. Also war die Industrieseilbahn, mit der Dolomit zum Verbacken des Eisenerzes im Erzsinterwerk herangeschafft wurde, obsolet geworden und die russischen Besitzer haben die Seilbahn verkauft. Sie benötigen zwar laufend Schrott im Stahlwerk, aber den Arbeitsaufwand zur Verschrottung der Seilbahn in Eigenregie haben sie gescheut.

Außerdem hatte der damalige Bürgermeister Mihai Stepanescu (PSD) einen Stadtratsbeschluss durchgesetzt, der die Entfernung des Industriebaus aus dem Stadtbild verbot. Abgesehen von der Problematik eines solchen Eingriffs in den Privatbesitz blieb die Stadt aber alle anderen Versprechungen schuldig: sie kaufte die Bahn nicht, um sie zu einer „Promenade“ und „Touristenattraktion“ zu machen. Um die Promenade einzurichten mit den erträumten Panorama-Restaurants ist viel Geld nötig, über das die Stadt nicht verfügt und wofür sie auch schwerlich einen Kreditgeber finden kann. Ciobanu selber erklärte sich ebenfalls nicht interessiert an einer solchen Investition, die sich bestenfalls nach Jahrzehnten amortisieren würde. Nach mehr als vierjährigem Tauziehen mit der Stepanescu-Administration will nun Costel Ciobanu einen Schlussstrich ziehen und verkaufen. Dem, der ihm die von ihm an TMK hingeblätterte Kaufsumme auszahlt: „Ich habe Bürgermeister Ioan Popa gesagt, dass mein Angebot an die Stadt, die Seilbahn um 150.000 Dollar zu verkaufen, bestehen bleibt. Nur: er soll sagen, ob ja oder nein! Mir passt jede der Antworten. Ich habe einen Käufer aus Konstanza, der bereitsteht und auch die Möglichkeiten zum sofortigen Verschrotten hat. Ich will also kein Hinauszögern einer Entscheidung mehr. Dem Konstanzaer passt es, das Eisen gleich vor Ort zum Stahlkochen zu verkaufen, ein paar hundert Meter weiter.“