...und wenn sie nicht gestorben sind...

Feierliche Eröffnung der Gebrüder Grimm-Ausstellung im Rathaus

Dr. Bernhard Lauer, Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft und Direktor des Brüder-Grimm-Museums, und Vizebürgermeisterin Astrid Fodor bei der Ausstellungseröffnung.
Foto: Eva Petersen

Hermannstadt - Wer kennt sie nicht, die berühmten Märchensammler und -herausgeber Jakob und Wilhelm Grimm? Dass den Brüdern noch mehr zu verdanken ist als die umfangreiche Sammlung von Kinder-und Hausmärchen, ist weniger bekannt. Die am Freitag im Rathaus von Hermannstadt/Sibiu eröffnete Brüder-Grimm-Ausstellung gibt einen Einblick in sämtliche Facetten des Lebens und Wirkens der beiden Brüder. Bis zum 6. November stellen Bilder, Zeichnungen, Fotografien und Texte in deutscher und rumänischer Sprache den Werdegang der Grimm-Brüder dar.

Ein Teil der Exposition ist im Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Rathauses  untergebracht, der größere Teil der Exponate befindet sich in der Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität, in der Schneidmühlgasse/Str. Lucian Blaga Nr.2. Die Besucher werden mitgenommen auf den Weg von Hanau in Hessen, dem Geburtsort der Brüder, über ihre Wirkungsstätten Göttingen, Marburg und Kassel bis nach Berlin, wo sowohl Jakob als auch Wilhelm 1859 bzw. 1863 beigesetzt wurden. Neben ihren Verdiensten als Märchensammler gingen die Grimm-Brüder auch als Politiker, Kulturwissenschaftler und vor allem als Sprachwissenschaftler in die Geschichte ein. Als Herausgeber des ersten deutschen Wörterbuches und einer deutschen Grammatik gelten sie als die Begründer der Germanistik und legen damit den Grundstein für die Entstehung sämtlicher weiterer Philologien.

Fast erleichtert schien die stellvertretende Bürgermeisterin Astrid Fodor bei der Eröffnungsfeier: zweieinhalb Jahre wurden Diskussionen geführt, ehe die Ausstellung nun zu sehen ist. Die Konstruktivität der Gespräche spiegelt sich jetzt in dem Gemeinschaftsprojekt wider, an dem die Brüder-Grimm-Gesellschaft aus Kassel, die Partnerstädte Marburg und Hermannstadt sowie die Lucian-Blaga-Universität beteiligt waren. Die Ausstellung ist ein weiteres Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitätsstädten Hermannstadt und Marburg, deren Städtepartnerschaft sich am 24. Oktober zum sechsten Mal jährt.

Die Exponate der Ausstellung sind Leihgaben des Brüder-Grimm-Museums aus Kassel. Eine einmalige Gelegenheit biete sich den Hermannstädtern, die Ausstellung zu besuchen bis sie im November weiter nach Bistritz/Bistri]a zieht. Man rechne bis dahin mit regem Interesse bei den Hermannstädtern, sagte Fodor, auch wenn die Brüder Grimm nie in Siebenbürgen waren, wie Dr. Bernhard Lauer, der Geschäftsführer der Brüder-Grimm-Gesellschaft und Direktor des Brüder-Grimm-Museums, betonte. Ein Briefwechsel zwischen dem Volkskundler, Pfarrer und Lehrer Josef Haltrich aus Sächsisch-Regen/Reghin und den Brüdern Grimm lässt dennoch eine Verbindung in die Region erkennen. Dank Haltrich hielt auch das siebenbürgisch-sächsiche Märchen „Das Meerhäschen“ Einzug in die Grimmsche Märchensammlung. Das 200-jährige Jubiläum der ersten Herausgabe wird im kommenden Jahr in Marburg gefeiert. Die Herausgeber leben in ihr weiter ... obwohl sie schon gestorben sind.

Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag zwischen 9 Uhr und 17 Uhr, an den Wochenenden von 10 bis 13 Uhr zu besichtigen.