Von Zytostatica-Krise verschont

Die einzige Onkologin des Banater Berglands hatte auf Vorratsbeschaffung gesetzt

Reschitza – Die Zytostatika (vom griechischen cytos = Zelle und statikos = anhalten, stoppen, zum Stehen bringen) gehören zu den wichtigsten Arzneien in der Krebsbehandlung, haben sie doch die Rolle, ungehemmtes Zellenwachstum zu hemmen oder gar zum Stillstand zu bringen. Eine Zytostatikum-Behandlung ist kostspielig, wird auf lange Sicht geplant und sollte konsequent (das heisst auch: ohne ungewollte/ungeplante Unterbrechungen) durchgezogen werden. Schlimm wird es, wenn die Zytostatika aus irgendeinem Grund ausgehen, die Behandlung also unterbrochen werden muss.
In den letzten Jahren war eine solche Lage öfter eingetreten oder dabei, aufzutreten, was unter anderen an den periodisch sich steigernden verzweifelten Hilferufen nach Zytostatika in den Sozialisierungsnetzwerken nachzuvollziehen ist.
Dieselbe Situation herrscht auch gegenwärtig in nahezu allen Verwaltungskreisen, so dass die Medien von einer „nationalen Versorgungskrise mit Zytostatika“ sprechen. Die Lösung des privaten Kaufs der Krebsbekämpfungsmittel aus dem Ausland – vorausgesetzt, man verfügt über die entsprechenden Summen für diese teuren Medikamente – ist nicht jedermanns Sache und so muss leider in vielen Fällen von einer „Beschleunigung des absehbaren Endes“ gesprochen werden. Denn Cisplatin, das hierzulande meistverschriebene Zytostatikum zur Krebsbehandlung, fehlt schon wieder in Rumänien.
Zwar versichern das Gesundheitsministerium und die Nationale Agentur für Arzneimittel ANMDM bei jeder Anfrage, man unternehme wirklich jede nötige Anstrengung, das meistbenutzte Krebsbekämpfungsmittel rechtzeitig anzuschaffen, aber auch, dass es in den Arzneimittellagern vorliege, dass bloß die Krankenhausmanager schuld seien, wenn sie es nicht rechtzeitig beordert haben. Aber andrerseits hat das Bukares-ter Onkologische Institut eine Ausschreibung für den Ankauf von 3000 Ampullen Cisplatin im virtuellen Raum und auf der staatlichen Ausschreibungsplattform veröffentlicht – was logi-scherweise gegen das angebliche Vorhandensein des Arzneimittels in den Arzneiendepots spricht... 3000 Ampullen seien ausreichend für einen Drei-Monats-Bedarf Rumäniens, versichern praktizierende Onkologen aufgrund der bekannten Erfahrungswerte.
Bis zur Stunde hat kein einziger Großhändler von Zytostatika auf die Ausschreibung reagiert. Inzwi-schen gelang es aber dem Onkologischen Institut, durch Direktankauf 300 Ampullen zu ergattern und damit den dringendsten Bedarf zu decken. Doch für den landesweiten Bedarf reicht das auf keinen Fall. Das erklärt die verzweifelten Hilferufe der Krebskranken, die ihre Behandlungen unterbrechen müssen und die weiterhin die Versorgungsunterbrechung reklamieren. Den Onkologen bleibt unter solchen Umständen nichts anderes übrig, als ihren Patienten zu erklären, dass die Behandlungsschemata nicht respektiert werden können und wie katastrophal sich das auf eine Behandlung auswirken kann. Ersatz für Cisplatin gäbe es, doch darf das Ersatzmittel wegen seiner Nebenwirkungen nicht langfristig verabreicht werden.
Momentan ist die Cisplatin-Krise im Banater Bergland nicht zu verspüren. Es gibt im gesamten Banater Bergland eine einzige Onkologin. Und Dr. Melania Bengulescu hat vorgesorgt: aus der Erfahrung vergangener Jahre hat sie gelernt, dass Zytostatika-Krisen periodisch auftreten und dass man als Arzt gut beraten ist, auf Vorrat dieses oft sich als Mangelarznei erweisende Medikament in ausreichenden Mengen (vor-) zu bestellen. Deshalb kann Dr. Bengulescu nun ihre Krebspatienten regelmässig mit Cisplatin versorgen. Wofür sie vom Chefarzt der Kreis-Krankenversicherungskasse CJAS, Dr. Laurenţiu Mărţuică, jüngst auf einer Pressekonferenz ausdrücklich belobigt wurde: „Dank Dr. Bengulescu ist die nationale Cisplatin-Krise im Banater Bergland nicht zu verspüren.“