Wenig Wahlkampfdynamik bei Bürgermeisterkandidaten

NGO und Journalisten ließen Temeswarer Politiker zu Wort kommen

Temeswar - Möglicherweise haben die Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Temeswar/Timişoara ihr Pulver schon verschossen. Wenn auch schwer vorstellbar, ließen sie fünf Tage vor den Kommunalwahlen in Temeswar wenig Dynamik erkennen. Resignation und eine gewisse Apathie könnte sich eingeschlichen haben, nachdem sich laut letzten Umfragen einer der Kandidaten klar abgesetzt zu haben scheint. Radu Nicosevici, Präsident der Advocacy Academie, hatte zusammen mit Journalisten von mehreren Publikationen zu einem Dialog mit den elf Kandidaten für das höchste Amt in der Temeswarer Administration aufgerufen. Wenn vor vier Jahren bei einer ähnlichen Veranstaltung noch Fähnchen geschwungen wurden, und die Unterstützer standionmäßig hinter ihren Kandidaten standen, sah es diesmal irgendwie nach Pflichtübung aus und nur gelegentlich erntete einer der Kandidaten einen leisen Applaus. Auch sonst sah vieles nach einem Routineauftritt am Rednerpult aus. Dabei war konjunkturbedingt für reichlich Ausgeglichenheit gesorgt, da der in Umfragewerten mit Abstand führende amtierende Bürgermeister, Nicolae Robu, aus angeblich beruflichen Gründen der Veranstaltung fern geblieben war. Ion Răducanu und Petrică Folică waren ebenfalls aus angeblich objektiven Gründen der Veranstaltung fern geblieben. Zugegen waren: Florică Bîrsăşteanu, Zsolt Molnar, Cosmin Trif, Ilare Bordeaşu, Marius Dugulescu, Adrian Orza, Gabriela Simona Tiriteu, Petrică Folică, Ion Răducanu und Liviu Băcană.

Was bei den acht anwesenden Kandidaten auffiel: ganz einerlei, ob sie sich über die Perspektive der „Kulturhauptstadt Temeswar 2021“, über das zukünftige städtische Krankenhaus oder über den Straßenverkehr in Temeswar äußerten - meist verloren sie sich in Details und kamen erst in den letzten Sekunden ihrer Zwei-Minuten-Rede auf den Punkt. Wenn Kandidaten, punktuell befragt, erst einmal über die Hälfte ihrer Redezeit erzählen, wie prioritär Gesundheit gehandhabt werden müsste und mit Allgemeinplätzen die Uhr ticken lassen und erst im letzten Drittel ihrer Intervention auf das Thema eingehen, ist eigentlich schon vieles gesagt. Zum Überzeugen blieb nämlich wenig Zeit. Dabei hatten die Kandidaten und ihr Beraterstab mehr als 24 Stunden vor der Veranstaltung in der Temeswarer IHK drei von insgesamt vier Fragen im Vorfeld der Veranstaltung zugeschickt bekommen.
Rundum war es eine Veranstaltung mit grundsätzlich lobenswertem Hintergrund. Bei der Wählerschaft hielt sich das Interesse an den Auftritten in bescheidenen Grenzen; etwa 48 Stunden nach der Veranstaltung hatten gerade mal etwas mehr als 700 Besucher das Treffen der Kandidaten auf https://youtu.be/ja2wI9BjpYI mitverfolgt.