Wiedereinweihung der Synagoge Deva

Föderation Jüdischer Gemeinschaften in Rumänien erhält Finanzhilfe der Regierung

Die Großfenster der Synagoge in einem Wohnblockviertel der Stadt Diemrich tragen die Farbe der rumänischen Nationalflagge.

Hermannstadt – Stand derzeit fällt die Zahl der jüdischen Staatsbürger Rumäniens gering aus. Hatte der neuzeitliche Staat vor Beginn des Zweiten Weltkrieges mehr als 2000 Synagogen vorzuweisen, so hat die Föderation der Jüdischen Gemeinschaften in Rumänien (FCER) aktuell bescheidene 86 Synagogen als unzerstörtes und rückerstattetes Eigentum zu verwalten. Am letzten Märztag erfolgte im Stadtzentrum von Deva, Kreis Hunedoara, die feierliche Wiedereinweihung einer weiteren Synagoge auf rumänischem Territorium. Zwanzig Synagogen wurden in den vergangenen 12 Jahren restauriert und der Öffentlichkeit erneut zugänglich gemacht. Die hierfür erforderlichen Finanzmittel wurden stets zu hohem Anteil von der Regierung bereitgestellt. Victor Opaschi, seit 1990 ununterbrochen als Präsidentschaftsberater und Staatssekretär diverser kultureller Regierungsabteilungen tätig, weiß um seine guten Beziehungen zur FCER Bescheid, die ihrerseits große Stücke auf dessen Hilfsbereitschaft hält.
Die Synagoge Deva steht in der Strada Libertății, war 1897 erbaut und in den Jahren 1914-1916 renoviert worden. Das Gebäude mit dem Davidstern im Dachgiebel steht auf der Strada Libertății als direkter Nachbar der lokalen Gaststätte traditionell rumänischer Küche „Cocoșul de Aur“ (Der goldene Hahn). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wirbt eine an der grauen Wohnblockzeile angebrachte Plane der Aufschrift „Genesis Life. Noua Speranță – Alternative pentru viață“ für den Besuch einer freikirchlich geführten Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaft. 2017 hatten die Renovierungsarbeiten am Innen- und Außenraum der Synagoge begonnen. Die Projektkosten wurden, wie bereits erwähnt, mehrheitlich aus Mitteln des Staatshaushaltes bestritten. Die Synagoge verfügt über keine Heizung, ist innen mit weißer Wandfarbe ausgemalt und benötigt noch Endausarbeitungen einzelner Steckdosen und Lichtschalter. Der spiegelglatte Steinfußboden ist schön anzusehen, erhöht jedoch deutlich das gefühlte Unwohlsein infolge der ohnehin klammen Raumtemperatur im Herbst, Winter und Frühjahr.
Durch die Einweihungsfeier führte Liviu Lăcătușu, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinschaft Deva. Das lokale Rathaus war durch Bürgermeister Florin Oancea, die Orthodoxe Kirche Rumäniens durch einen Priester vertreten. Die erste Halbstrecke der ausgedehnten Feierlichkeit wurde durch mehrfache Präsentation und Verwendung einer auf Pergament handgeschriebenen Thora bestritten. Mikrofone und sechs im Innenraum aufgestellte Lautsprecher nahmen dem Auftritt einer Opernsängerin und eines dreiköpfigen Männerchores die Klangschönheit.
Fabius Tiberiu Kiszely, Präfekt des Kreises Hunedoara, Lauren]iu Nistor (PSD), Parlamentsabgeordneter seit 2008, und Silviu Vexler, Parlamentsabgeordneter seit 2016, steuerten dem Ereignis Grußworte bei. Ebenfalls als geladener Gastredner zugegen war Hans Erich Tischler, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt/Sibiu. Sichtlich gerührt ob der neu in Nutzung genommenen Synagoge war Rafael Shaffer, Oberrabbiner der FCER. Die Wiedereröffnung der Synagoge Deva ist der Stiftung „Caritatea“ und dem Rumänien-Komitee der US-amerikanischen „Joint Distribution“ mit zu verdanken.
Eine Regierungsvertreterin verlas ein Grußwort von Premierministerin Viorica D˛ncil˛. Eine Ansprache hielt auch der FCER-Vorsitzenden Aurel Vainer. Die knapp zweieinhalbstündige Einweihungsfeier wurde mit einem Auftritt der routinierten Klezmer-Musikformation „Hakeshet“ (Großwardein/Oradea) beschlossen.