Wort und Dichtung

Literarischer Abend zum rumänischen Nationaltag der Kultur

Ein musikalisches Intermezzo bot Andrei Cristian Noaţă im Rahmen des Mihai Eminescu gewidmeten Literarischen Abend zum Nationaltag der Kultur.
Foto: Die Veranstalter

Hermannstadt – Zum rumänischen Nationaltag der Kultur und Geburtstag des Dichters Mihai Eminescu organisierte die Jugendabteilung des orthodoxen Erzbistums Hermannstadt/Sibiu in Zusammenarbeit mit dem Verein „Nova Polaris“ am 16. Januar einen literarischen Abend im Innenhof des Hermannstädter Rathauses. Schauspieler des Radu-Stanca-Theaters gestalteten die Lesung als Auftakt der Veranstaltung. Dr. Mirela Ocinic, Dozentin an der Fakultät für Sprachwissenschaften und Kunst der Lucian-Blaga-Universität, hielt einen Vortrag zum Sinn der Dichtung und Kultur in Mihai Eminescus Auffassung. Pfarrer Călin Sămărghiţan sprach zu „Modell, Kreativität und Geständnis durch das Wort“. Ergänzt wurde das Programm durch musikalische Elemente mit Andrei Cristian Noaţă am Klavier. „Wir haben uns vorgenommen, einen Abend der Meditation, der Besinnung und der Freude zu gestalten, mit einigen Aspekten verschiedener Prägung, die unsere Identität und einen Teil unserer Nationalkultur betreffen“, so Emanuel Tăvală, Dozent an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Lucian-Blaga-Universität, in der Eröffnungsansprache.

Die Besinnung galt insbesondere der Kraft der Worte, sowohl in der weltlichen Dichtung als auch im geistlichen Kontext. „Die Dichtung war für Eminescu ein Geisteszustand, ein existenzieller Zustand, der Weltordnung unübersehbar eingeprägt, unabhängig vom ihm verhassten Wortspiel der Epigonen. Ich glaube, Eminescu hat seine Auffassung zu Dichtung und Kultur stets in diese Richtung ausgebaut“, so Dr. Ocinic. Einen Vergleich zwischen weltlich-dichterischem und geistlichem Wort stellte Pfarrer Călin Sămărghitan auf: „Das Gedicht ‚Die Auferstehung‘ (Învierea) kann unser Vertrauen auf die Rettung, die Eminescu – so wage ich es hier zu behaupten– durch seine Gedichte findet. Wenn der Pfarrer ein Prediger des liturgischen Wortes ist, mit allen Umwandlungen, die zum Zeitpunkt seiner Gebete stattfinden, so ist der Dichter im Allgemeinen – und Eminescu war sich der Kraft des Wortes bewusst – ein Prediger des weltlichen Wortes, des Wortes, das wir Menschen, die wir Brüder des Wortes sein wollen, sind“, so Pfarrer Sămărghiţan. Der Literarische Abend ist Teil des Projekts, das im vergangenen Jahr anlässlich der dem ehemaligen orthodoxen Metropoliten Andrei Şaguna des orthodoxen Erzbistums Hermannstadt gewidmeten Tage „Şuetele şaguniene“ (şagunsche Plauderstunden), durchgeführt wurde. Andrei Şaguna hatte sich für weltliche Vertreter im Vorstand der orthodoxen Kirche eingesetzt und somit eine weitere Brücke zwischen Kirchlichem und Weltlichem eingeführt.