230 Jahre Warjasch im Banat

Kirchweihfest lockte zahlreiche Deutsche in ihr Heimatdorf

Zum dritten Mal Kirchweihvater: Hansi Müller
Foto: Adrian Ardelean

Es sind 230 Jahre seit der Gründung der Temescher Ortschaft Warjasch durch die Banater Schwaben. Dieses Jubiläum nahmen die Warjascher zum Anlass, ein traditionelles Kirchweihfest zu organisieren. Initiator und Hauptveranstalter war die deutsche Tanzgruppe „Warjascher Spatzen“ unter der Leitung von Monica Lazea und Hansi Müller. Zum runden Jubiläum kamen auch mehrere nach Deutschland ausgewanderte Landsleute nach Rumänien, um ihren Geburtsort wieder zu besuchen.

Warjasch wurde 1786 infolge der Kolonisierung der Region mit deutscher Bevölkerung nach der Befreiung des Banats von den Osmanen durch die Habsburger gegründet. Die Gemeinde wurde schnell zu einem der wichtigsten Zentren der Region. Sie verfügte über eine fünfjährige Schulausbildung und drei parallele Klassenzüge mit Unterricht in deutscher Sprache. Mehr noch: Die banatschwäbische Blaskapelle aus Warjasch gewann 1882 den zweiten Preis eines in Wien organisierten Wettbewerbs. Und aus Warjasch stammen die Großeltern des in Freidorf bei Temeswar gebürtigen amerikanischen Schauspielers Johnny Weissmüller, der in amerikanischen Filmen wiederholt Tarzan darstellte. „Vielleicht deswegen ´juxt´ (schreit) man auch heute noch in Warjasch zum Kirchweihfest“, glauben manche zu wissen.

Mit Blasmusik und banatschwäbischen Trach-ten ging es am Sonntag, dem 21. August, durch die Straßen der Gemeinde los. Die Warjascher Spatzen erhielten Verstärkung seitens der deutschen Tanzgruppen aus Detta, Billed und Hatzfeld, aber auch seitens der do-nauschwäbischen Trachtengruppe Freising aus Deutschland. Die musikalische Begleitung wurde von der Temeswarer Blaskapelle „Pro Amicitia“ gesichert. Der Trachtenzug hielt an der orthodoxen Kirche, am Rathaus und an den Häusern der teilnehmenden Jugendlichen an, wobei diese zum Fest mit einem geschmückten Apfel eingeladen und die Teilnehmer mit Gebäck und Getränken bewirtet wurden. Gegen Mittag kam der Trachtenzug bei der römisch-katholischen Ortskirche an, wo Pfarrer Attila Kozovits aus Perjamosch einen Festgottesdienst zelebrierte. Die römisch-katholische Kirche in Warjasch ist dem Heiligen Lászlo, König von Ungarn, geweiht. Die deutsche Gemeinschaft feierte jedoch früher das Kirchweihfest zu Mariä Geburt.

Nach dem Gottesdienst zogen die Trachtenpaare ins Kulturhaus. Die Mittagspause war eine gute Gelegenheit, mit den vielen Leuten ins Gespräch zu kommen. „Es ist schön, aber es ist auch schwer, dieses Fest zu organisieren. Wenn du am Ende siehst, was dabei herausgekommen ist, dann freust du dich“, sagte Veranstalterin Monica Lazea, die vor vier Jahren – damals als Kulturreferentin der Gemeinde – die Tanzgruppe gründete. „Ich bin zwar halb rumänisch, aber ich bin fast ausschließlich mit der deutschen Kultur und Tradition aufgewachsen. Ich freue mich, wenn ich die deutschen Sitten und Bräuche weiterpflegen kann“, fügte sie hinzu. Kirchweihvater war bereits zum dritten Mal in Warjasch Tanzlehrer Hansi Müller. „Die Besonderheit ist, dass wir alle Etappen der Kirchweih ganz genau einhalten. Wir gehen einladen, wir besuchen den Gottesdienst, wir gehen zum ersten Geldherrn, usw.“, erklärte er.

Sein erstes Kirchweihfest im Banat erlebte in Warjasch der neue Vizekonsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Frank Ufken. „Ich bin überwältigt von dieser 230-Jahr-Feier. Es ist eine tolle Erfahrung! Bemerkenswert finde ich das Engagement der Organisatoren. Ich finde aber unheimlich beeindruckend, wie diese vielen jungen Leute die Tradition weiterleben lassen. Was teilweise in Deutschland leider zurückgeht, findet hier wieder einen Ursprung“, sagte der Vizekonsul. Das Fest war eine gute Gelegenheit für die Banater Schwaben aus Deutschland, die Traditionen ihrer Vorfahren in der alten Heimat zu erleben. Auch für mehrere inzwischen in Deutschland lebende Landsleute bot das Fest Anlass zur Wiederkehr in das Heimatdorf. „Im Vergleich zu meiner ersten Beteiligung an der Warjascher Kirchweih sind in diesem Jahr viel mehr Leute aus ihren Häusern gekommen und haben sich das Fest angeschaut. Die Kirche war auch voll“, sagte Dacian Ian, der bereits die zweite Neuauflage des Kirchweihfestes in Warjasch erlebte.

Das Fest ging am Nachmittag weiter. Die Jugendlichen marschierten mit Blasmusik durch die Gemeinde. Diesmal wurden die beiden Vortänzer von zu Hause abgeholt. Hedwig Dohinca hatte im vergangenen Jahr den Kirchweihstrauß für ihren Neffen Alexandru ersteigert. Mehr noch, die Großmutter spendete den Warjascher Spatzen die Kirchweihtracht, die sie vor vielen Jahren als junges Mädchen getragen hatte. Alexandru Dohincas Tanzpartnerin war in diesem Jahr Karina Lazea, die Tochter von Monica Lazea.
Nachdem das Vortänzerpaar abgeholt worden war, kam der Trachtenzug zum Kulturhaus, wo der Kirchweihbaum stand. Zunächst sprach der erste Geldherr den Kirchweihspruch. Das Tuch gewann Erwin aus Deutschland und den Hut Gerhart aus Detta, während den Strauß Paul von den Warjascher Spatzen ersteigerte und ihn Mădălina schenkte. Sie werden somit das erste Paar beim Kirchweihfest im nächsten Jahr bilden. Die teilnehmenden Trach-tengruppen boten da-nach ein buntes Kulturprogramm. Das Fest in Warjasch klang mit einem Kirchweihball aus. Für gute Stimmung sorgte das Schlagerduo Ewald und Pedro aus Deutschland.