Abfall kann Erstaunliches verbergen

Des einen wertloser Elektroschrott oder altes Spielzeug kann des anderen Schatz sein

Schrott oder Schatz? Die Entschlüsselung der deutschen Enigma-Funksprüche bedeutete die Rettung zahlreicher Menschenleben im Zweiten Weltkrieg und trug maßgeblich zum Sieg der Alliierten bei. | Foto: de.wikipedia.org

Täglich werden weltweit zahllose Monitore, Tastaturen, Rechner, Drucker und viele weitere elektrische Geräte entsorgt, in denen zahlreiche Edelmetalle verbaut sind. | Foto: de.wikipedia.org

Aus Alt mach Neu – oder zumindest Romantisch: Ein verrostetes Fahrrad als Blumenständer trotzt der Wegschmeißkultur. | Foto: Pixabay

Auf der Mülldeponie in Newport im Süden von Wales liegt eine Festplatte, auf der Bitcoins im Wert von über 277 Millionen Euro vergeblich auf ihren Besitzer warten. Online kann der Wechselkurs des Bitcoin in Echtzeit eingesehen werden. | Foto: bitcoin.de

Der Umweltschutz ist für die Zukunft der Menschheit von großer Bedeutung und das Sammeln und Verwerten von Abfällen sind zwei der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einem saubereren und gesünderen Planeten. Dies kann sich darüber hinaus auch  gewinnbringend gestalten: Die Abbauzeit für jede weggeworfene Plastikflasche beträgt etwa 400 Jahre, doch da der Kunststoff durch Schmelzen seine Eigenschaften nicht verliert, kann er in der einen oder anderen Form, beispielsweise wieder als Flasche oder aber auch als beliebiges anderes Produkt, das aus Kunststoff besteht, wiederverwendet und erneut in den Wirtschaftskreislauf eingeführt werden. Das hilft zum einen, die Umweltverschmutzung zu verringern und andererseits, wertvolle natürliche Ressourcen zu schonen.

Solche Wiederverwertungsverfahren gibt es für einen Großteil des Abfalls, von Kunststoff über Glas und Altmetall bis hin zum Altpapier. Besonders Computer und andere elektronische Geräte enthalten, abgesehen vom recycelbaren Kunststoff oder Aluminium, zahlreiche heiß begehrte Edemetalle. Aus einer Tonne Elektroschrott aus Computern und Laptops, die viele bedenkenlos entsorgen oder die irgendwo vergessen herumstehen, lassen sich 70 Kilogramm Kupfer, 140 Gramm Silber und 30 Gramm Gold gewinnen, was allein in Bezug auf die drei vorgenannten Edelmetalle einen Wert von über 1500 Euro ausmacht, zu denen noch Palladium im Wert von rund 200 Euro hinzukommt. Erwartungsgemäß sind für die Rückgewinnung dieser Edelmetalle besondere und teils aufwendige Techniken notwendig, doch gewinnt das sogenannte „Urban Mining“ täglich neue Anhänger, die einen kleineren oder größeren Marktanteil für sich behaupten wollen. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass einer Studie der Global e-Sustainability Initiative zufolge jedes Jahr über 310 Tonnen Gold und 7500 Tonnen Silber in Hightech-Geräte verbaut werden und die Tendenz steigend ist. Das banalste Handy bei-spielsweise enthält durchschnittlich einen Goldanteil von 30 bis 35 Mikrogramm, was sich bei Milliarden Althandys weltweit zu Tonnen und Abertonnen reinen Goldes hochrechnen lässt.

Bevor man jedoch beginnt, alle Schubladen in den eigenen vier Wänden auf der Suche nach alten Handys umzuräumen, muss man bedenken, dass, obwohl eine Goldextraktion aus Elektronikbauteilen zuhause zwar theoretisch möglich wäre, das praktisch aber nicht empfehlenswert wäre. Dazu sind nämlich Spezialchemikalien notwendig, die teils hochgefährlich sind und daher professionellen Labors vorbehalten sein sollten. Im Gegensatz zum Altgold, welches oftmals massiv ist oder zumindest in hochwertigen Goldlegierungen vorliegt, ist der Goldanteil im Smartphone nur hauchdünn aufgedampft oder verbaut. Die Gewinnung von Gold und Edelmetallen aus den Restbestandteilen ist also sehr aufwendig und lohnt sich daher nur im industriellen Maßstab.

Ist die Verwertung elektronischer Geräte eher den Fachunternehmen vorbehalten, so kommt in Sachen Schatzsuche im Abfall oftmals auch der Faktor Glück ins Spiel und so manch einer ist schon rein zufällig über besonders wertvolle Gegenstände buchstäblich gestolpert. So entdeckte ein Mann aus Strassburg am Mieresch/Aiud auf der Suche nach wiederverwertbaren Metallen 2017 eine Plastikflasche voller Goldschmuck. Die Geschichte nahm jedoch eine unangenehme Wendung, als ein Bekannter den Glückspilz des Schatzes berauben wollte. Das Ganze endete mit einer Strafverfolgung, einer Haftstrafe auf Bewährung und der Beschlagnahme der zig Ringe, Anhänger, Armbänder und Ohrringe aus Massivgold.

Einen wesentlich glücklicheren Ausgang hatte die Geschichte eines Paares aus Großbritannien, das in mehreren Müllsäcken, die ihnen ein Nachbar per Testament überlassen hatte und die längere Zeit in einer Mülltonne lagerten, Star-Wars-Sammlerstücke im Wert von 443.000 Euro fand. Einem Bericht der „The Sunday Times“ vom 6. November des Vorjahres zufolge wussten die Eheleute anfangs nicht, was sie mit den zig Figuren und Raumschiffen anfangen sollten, sodass deren Sohn einen Fachmann des Auktionshauses „Aston´s Auctioneers“ einlud, die Sammlung zu begutachten. Dieser kam zu dem erstaunlichen Schluss, dass es sich dabei um eine der besten Star-Wars-Sammlungen der Welt handelte. Zu den seltenen Figuren gehörte beispielsweise ein Kommandeur der Star Destroyer, einer der beiden heutzutage bekannten Puppen ihrer Art, die noch originalverpackt war und für etwas über 36.000 Euro verkauft wurde. Eine weitere Puppe, die ihren Eigentümer für einen erstaunlichen Preis wechselte, war ein originalverpackter Jawa, eine von insgesamt zehn weltweit bekannten solchen Figuren im Wert von über 30.000 Euro.

Ein weiterer sensationeller Fund war eine intakte Enigma-Maschine, die ein rumänischer Sammler auf einem Bukarester Flohmarkt für knapp 100 Euro kaufte. Die Enigma ist eine Rotor-Schlüsselmaschine, die im Zweiten Weltkrieg zur Verschlüsselung des Nachrichtenverkehrs der Wehrmacht verwendet wurde. Auch Polizei, Geheimdienst, diplomatische Dienste, die SS, die Reichspost und die Reichsbahn setzten sie zur geheimen Kommunikation ein. Trotz  mannigfaltiger vor und während des Krieges eingeführter Verbesserungen der Verschlüsselungsqualität gelang es den Alliierten bzw. der Mannschaft unter Leitung von Alan Turing, mit hohem personellem und maschinellem Aufwand die deutschen Funksprüche zu entziffern. Die in Bukarest gefundene Enigma-Maschine wurde 2017 für etwas über 42.000 Euro verkauft.

Ein weiterer Schatz, der jedoch nie gefunden werden konnte, ist eine regelrechte Nadel im Heuhaufen. Der Brite namens James Howells generierte vor Jahren 7500 Einheiten des heutzutage allseits bekannten Bitcoin auf seinem Computer. Später schlachtete er das Gerät aus und verkaufte Teile davon auf Ebay, wobei die Festplatte 2013 versehentlich im Müll und wenige Zeit später auf der örtlichen Müllhalde landete. Durch den steilen Anstieg des Bitcoin-Kurses in letzter Zeit, der einen Wert von mittlerweile rund 37.000 Euro (Stand 16. Mai) erreicht hat, hätte diese heute einen Wert von über 277 Millionen Euro. Obwohl der Brite seit Jahren die Verwaltung aufruft, ihm das Umgraben der Mülldeponie zu erlauben, weigern sich die zuständigen Behörden aufgrund der erheblichen Umweltrisiken, seiner Bitte nachzukommen.