Aidrom unterstützt Flüchtlingshilfe in Rumänien

Ökumenische Organisation seit 24 Jahren im Land aktiv

Viele Migranten haben sich in Temeswar niedergelassen und die Stadt zu ihrer neuen Heimat gemacht.
Foto: Robert Tari

Flüchtlinge, Asylbewerber und Staatenlose zieht es besonders nach Deutschland. Auf dem Weg dorthin landen einige in Rumänien. Bleiben wollen die wenigsten. Besonders diejenigen, die ein besseres Leben und mehr Wohlstand suchen, sind hier nur Dauergäste. Überhaupt ist die Zahl der Flüchtlinge, die in Rumänien aufgenommen werden, gering. Von den 436.000 Menschen, die es in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union verschlägt, wurden im vergangenen Jahr nur 2182 Personen in Rumänien aufgenommen. Davon sind 360 Asylbewerber und 299 Staatenlose. Bei so überschaubaren Zahlen kommen Fragen, die sich Deutschland seit Monaten stellt, nicht auf. Rumänien kann Flüchtlinge aufnehmen, nur ist es kein Wahlland für diese Menschen, die Zuhause entweder aufgrund von Krieg alles verloren haben oder die, nicht anders als Rumänen vor der Wende, aus politischen und wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen. Es sind meistens Familien, die wegziehen.

Um diese Menschen kümmern sich in Rumänien unter anderem Nichtregierungsorganisationen. Finanziert werden sie durch europäische Gelder. Ihre mehrjährigen Projekte werden aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds bezahlt. In Temeswar/Timişoara kümmert sich um die Flüchtlingsfrage die ökumenische Organisation „Aidrom“. 1991 gegründet, wird die NGO von der orthodoxen Kirche sowie von der lutherischen und der calvinistisch-protestantischen Kirche in Rumänien unterstützt. Sie finanzieren die Projekte der drei Hilfszentren zu fünf Prozent. 20 Prozent übernimmt der rumänische Staat, der Rest der erforderlichen Gelder stammt von der EU. Drei Großprojekte wurden in den letzten drei Jahren von Aidrom durchgeführt. Sie befassen sich sowohl mit Flüchtlingen, die in den Zentren aufgenommen wurden, als auch mit Asylbewerbern, die in Rumänien bleiben wollen sowie mit Studenten oder Personen, die für einen begrenzten Zeitraum in Rumänien leben, studieren und arbeiten. Das relativ kleine Team in den Aidrom-Zentren hilft den Personen, indem es sie berät.

„Worauf wir stolz sind, sind die Veranstaltungen, die wir hier im Zentrum für die Menschen halten“, sagt Flavius Ilioni-Loga, Projektkoordinator Aidrom Temeswar. „Obwohl man immer sagt, man soll keine persönliche Bindung zu den Menschen aufbauen, denen man helfen möchte, weil es zu Komplikationen führen kann, halten wir uns selten daran.“ Er und das Team versuchen auf einer menschlichen Ebene mit den Personen, die im Zentrum untergebracht werden, zu interagieren. „Sie sollen sich wie zu Hause fühlen“, erklärt Ilioni-Loga. Denn die Menschen sind oft im fremden Land auf sich allein gestellt, kennen die Sprache nicht, die Kultur und die Sitten sind ihnen ebenfalls unbekannt. Durch Veranstaltungen, an denen alle teilnehmen, unabhängig vom Herkunftsland und eigenem Status, kommen sie sich näher. Sie können ihre eigenen Kulturen vorstellen, lernen aber auch viel über Rumänien kennen.

„Doch wir können auch streng sein, wenn es sein muss“, so Ilioni-Loga. So habe eine russische Flüchtlingsfamilie während ihrer kurzen Zeit im Hilfszentrum ständig Auseinandersetzungen mit den anderen Mitbewohnern gehabt. Es sei zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen, und eine Schlichtung sei den Mitarbeitern nicht gelungen - darum musste die Familie das Zentrum verlassen. „Wir haben davor alles versucht. Unsere Psychotherapeutin wollte zum Beispiel in persönlichen Gesprächen die Ursachen für die gewalttätigen Ausbrüche feststellen.“ Im Juli wurden die Großprojekte von Aidrom Temeswar abgeschlossen. Sie liefen über einen Zeitraum von drei Jahren. Jetzt stellt das Team, das inzwischen auf drei Personen geschrumpft ist, Anträge zusammen, um die abgeschlossenen Projekte fortzuführen. Neben diesen von der EU geförderten Projekten hat Aidrom Temeswar ein weiteres Vorhaben, das mit der Diakonie Württemberg durchgeführt wird. Dieses versucht, den Menschenhandel zu bekämpfen. Aidrom geht auf die Dörfer und versucht, in den Schulen und Kulturzentren die Bewohner über die Risiken aufzuklären, wenn sie als Gastarbeiter ins Ausland gehen. Viele werden dort ausgebeutet, müssen Überstunden leisten und haben keinerlei Rechte. Trotzdem machen es viele – in der Annahme, dass das Geld stimmt.