Ale’s Joy Supply – Die Freude-Versorgung

Angehende Ärztin Alexandra Dorca: Handmade bedeutet vor Freude springen

Frauen können sich ihre Accessoires selber basteln – Alexandra zeigt ihnen, wie!

Alexandra Dorca möchte ihren Beruf als Ärztin in Rumänien ausüben.

Eine eingegossene Pfauenfeder als Schmuckstück.

Zarte Veilchenohrringe ... für Waldfeen und Elfen.

Blüten werden in Harz konserviert und in Blickfänger für Ohren, Hals oder Finger – wie auf diesem Ring – umgewandelt.
Fotos: privat

Medizin ist eine exakte Wissenschaft, Kreativität hat hier fast nichts zu suchen. Trotzdem verbindet eine junge, angehende Ärztin ihre Leidenschaft zu Medizin mit Kreativität. Alexandra Dorca stellt in ihrer wenigen Freizeit kunstvolle Accessoires her. Die 25-Jährige ist Studentin im sechsten Jahr an der Universität für Medizin und Pharmazeutik „Iuliu Haţieganu“ in Klausenburg/Cluj-Napoca. Sie arbeitet als Freiwillige bei dem Klausenburger Notdienst S.M.U.R.D., bereitet ihre Diplomarbeit vor und absolviert im Herbst die Prüfung für Arztanwärter. Doch nichts steht ihr im Weg, auch ihr Hobby auszuüben.

Ihre kreative Seite entdeckte Alexandra schon während ihrer Zeit als Schülerin in Baia Mare. „In der fünften Klasse lud mich die Zeichenlehrerin ein, an einer Malwerkstatt teilzunehmen. Zusammen mit einigen guten Freundinnen ging ich da jeden Freitag nach dem Unterricht hin – und vergaß manchmal, nach Hause zu gehen“, erzählt die angehende Ärztin. So entwickelte sich ihre Kreativität immer mehr: Von Zeichnen und Malen, Keramikfässer modellieren und Blumenkränze flechten probierte sie alles aus. „Ganz besonders gefiel mir damals auf Glas zu malen und Märzchen aus Modellierpaste zu basteln“, erzählt Alexandra. Auch als sie bereits die Realschule besuchte und ihre Freizeit immer weniger wurde, ließ das junge Mädchen nie ihre Leidenschaft beiseite. Ihre ersten Schmuckstücke bastelte Alexandra aus purem Zufall. „Eines Tages dachte ich mir, ich sollte die Modellierpaste etwas anders formen – so entstanden meine ersten Ohrringe mit Seepferdchen drauf“, sagt sie. „Ich war begeistert, Accessoires aus echten Blumen zu tragen, und so entstanden in diesem Sinne meine ersten Ohrringe und Anhänger“, fährt die junge Frau fort.

„Go big or go home“

Mach es großartig oder gar nicht – nach diesem Prinzip stellte Alexandra Dorca einen Schal aus Kettenringen her: „Nach drei langen Sommertagen entstand der 1,05 Meter lange Schal aus rund 1800 Ringen. Ich habe ihn nie getragen – aber dass ich ihn selbst hergestellt habe, bedeutete für mich alles. Es war für meinen Ehrgeiz, und obendrein eine gute Übung für Geduld und Geschicklichkeit“.

Danach fertigte die junge Handmade-Künstlerin auch andere Accessoires wie Armreifen, Ohrringe, Halsketten und Ringe. Die hierfür verwendeten Materialien waren unterschiedlich: Textilien und Papier, Keramik und Modellierpaste, Seidenschnur und Holz, oder einfach alles aus der Natur-Blüten, Blätter, Harz. „Ich langweile mich schnell bei einer gewissen Technik. Ich fühle immer das Bedürfnis, neue Materialien und Techniken auszuprobieren“, sagt Alexandra. „Vor drei Jahren entdeckte ich das Baumharz. Nun ist dieses Material eines meiner liebsten fürs Schmuckbasteln. Sein Aussehen fasziniert mich – klar, glänzend, transparent. Es hilft bei der Hervorhebung der Details eines Objektes, über die ich es gieße“, fährt sie fort. Ihr erstes mit Harz übergossenes Objekt war eine trockene Blume. „Ich wusste am Anfang nicht genau, wie sich Harz verhält, wie ich mit ihm arbeiten muss, sodass meine ersten Experimente erfolglos waren. Nach weiteren gescheiterten Versuchen konnte ich aber schließlich ein Bild meines ersten makellosen Ringes auf meine Facebook-Seite hochladen“, erzählt die junge Frau stolz.Und ihr Werk wurde schnell von ihren virtuellen Freunden geschätzt.

So entschied sich Alexandra, eine ganze Seite dafür anzulegen. „Ale´s Joy Supply“ – das heißt so viel wie Alexandras Freude-Versorgung. Denn wer Handmade-Schmuck schätzt, der wird auch mit Freude versorgt, lächelt die junge Frau. Was Alexandra am meisten reizt, ist immer wieder etwas Neues zu versuchen: „Ich liebe es, etwas hundert Mal zu versuchen, Fehler zu machen und dann, wenn ich es tatsächlich schaffe, vor Freude zu springen! Das bedeutet für mich Handarbeit“.

Natur, für die Ewigkeit konserviert

Die von ihr benutzten Materialien stammen meistens aus der Natur: Blumen, Blätter, Blütenblätter oder Pflanzensamen, aber auch Feder, Buntstifte und kleine Büchlein. „Für Männer habe ich zum Beispiel ein Paar Manschettenknöpfe mit Teilen von solchen Naturmaterialien auf einer Grundplatte in Harz gegossen“, erläutert die junge Handmade-Künstlerin. Die Grundlagen und Metallaccessoires werden im Internet bestellt. Die Arbeit, wie Alexandra sie beschreibt, ist nicht schwer, muss aber sehr sorgfältig durchgeführt werden. Die Blumen werden gepflückt, gepresst und getrocknet. „Nach einigen Wochen kann man mit ihnen arbeiten. Doch die getrockneten Blüten sind sehr fragil und spröde, so dass man mit ihnen extrem sorgfältig umgehen muss. Für das Zusammenbasteln eines Anhängers, zum Beispiel, suche ich zuerst die gewünschte Grundform aus, male mit dem Pinsel die Hintergrundfarbe auf und schaue danach, welche Blume, Blüte oder welches Blatt dazu am besten passt.Darüber wird dann schichtweise Harz gegossen“, erklärt Alexandra ihre gründliche Arbeit Schritt für Schritt. „Man muss dabei immer wieder schauen, dass die Blume beim Gießen nicht außer Form gerät. Je mehr Harzschichten, desto länger die Trockenzeit – das Harz trocknet in 24 Stunden an einem sauberen Ort, damit das Endresultat auch rein und sauber bleibt“.

Am Ende bekommt der Anhänger auch eine passende Kette. Die Preise für ihre Accessoires sind unterschiedlich. Entscheidend dafür ist die verbrachte Zeit bei der Herstellung, aber auch die verwendeten Materialien. 15 Lei können ein Paar Ohringe aus Kunststoffperlen kosten, bis zu 40-50 Lei ein Paar Ohrringe mit harzübergossenen Blüten. „Ich verdiene trotzdem damit kein Geld. Gewöhnlich investiere ich mehr in die Herstellung meiner Accessoires, als ich dafür erhalte“, erzählt die 25-Jährige. Die meisten ihrer Objekte verschenkt sie an Freundinnen. Vor einigen Jahren versuchte Alexandra Dorca, eine Wohltätigkeitsaktion in die Wege zu leiten. Sie kündigte auf ihrem damaligen Blog an, dass der gesamte Erlös aus dem Verkauf ihrer Märzchen einem Klausenburger Tierheim gespendet werden solle. Knapp über 300 Lei schaffte sie zu sammeln. Das Geld reichte immerhin, um mehrere Welpen zu impfen. „Ich kann gar nicht beschreiben, wie froh ich damals war, dass ich diesen kleinen niedlichen Seelen helfen konnte“, erinnert sich Alexandra.

Handmade ist einzigartig

„Meine Kunden sind meistens Menschen, die ein handgemachte Objekte schätzen“, sagt die junge Künstlerin. Was Alexandra nicht gerne macht, ist auf Bestellung zu arbeiten. „Ich mag ein Accessoire aus eigener Initiative herstellen, nach meinen eigenen Ideen und Vorstellungen. Nur so kann ich mich bei der Arbeit wirklich entspannen und dabei auch Spaß haben“, sagt die angehende Ärztin. „Wenn das Endresultat jemandem gefällt, dann freut es mich – wenn nicht, dann eben nicht. Ich bin froh, dass ich meine Zeit konstruktiv verbracht habe. Es ist sehr schwer, ein Objekt zweimal zu machen, sodass es auch genauso aussieht wie das erste Mal – handgemachte Objeke sind eben einzigartig“, erklärt die 25-Jährige. 

Bisher konnte sie bereits zwei Handmade-Werkstätten in Klausenburg abhalten. Dort brachte sie mehreren Frauen bei, sich ihre Accessoires zu basteln. Innerhalb eines kreativen Picknicks vergangenen Sommer brachte sie außerdem Kindern bei, Socken in niedliche Spielzeugfiguren wie Eulen, Raupen und Kücken umzugestalten. 

Der Beruf geht Hand in Hand mit dem Hobby

Alexandra Dorca gestaltet ihr Leben durch ihre Handarbeit schöner, doch vergisst sie nie ihren wahren Beruf. Die ärztliche Erfahrung half ihr auch bei der Arbeit an den Accessoires, die sie mit der Genauigkeit eines Chirurgen zusammenbastelte. Seit zwei Jahren engagiert sich die angehende Ärztin auch beim Notdienst S.M.U.R.D. als Freiwillige. „Auch wenn ich dafür kein Geld bekomme, ist mir die Erfahrung unbezahlbar. Hier können wir uns ein Bild machen, was bei einer Notfallsituation abläuft. Das ist für mich als künftige Ärztin sehr wichtig“, sagt die Volontärin. Für ein bestimmtes medizinisches Fachgebiet hat sich Alexandra noch nicht entschieden - Kardiologie, Gastro-Enterologie oder doch Notfallmedizin? „Mein Hauptziel ist, eine gute Ärztin zu sein – der Rest wird sich noch klären“, fügt sie hinzu. Die Idee, im Ausland zu praktizieren kann sie derzeit komplett ausschließen. „Ich möchte in meinem Land arbeiten“, so protestierte sie auch vor einiger Zeit zusammen mit anderen Medizinstudenten in einer öffentlichen Demo. Gemeinsam plädierten sie für bessere Bedingungen in den Krankenhäusern und höhere Gehälter für die Ärzte.

Weil ihre Studienzeit bald zu Ende geht, kam sie auf eine verrückte Idee: Kühlschrankmagnete mit einer Katze als Medizinstudentin herzustellen. Einige Skizzen hierfür hat sie bereits entworfen: Auf einem Bild spielt die Katze mit Reagenzgläsern, auf einem anderen hockt sie erstaunt vor vielen dicken Büchern, die sie alle lesen muss, oder blickt stolz auf ihr neues Stethoskope. All diese Bilder sollen auf Magnete appliziert und mit Harz übergossen werden.

„So werde ich mich immer an meine Zeit als Medizinstudentin erinnern“, freut sich Alexandra Dorca.