Alles einsteigen, bitte!

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Reisen ist eine herrliche Sache und ich probiere, jedes Wochenende aus Klausenburg herauszukommen, um möglichst viele Orte in Rumänien zu entdecken. Besonders gerne mache ich mich auf den Weg nach Schäßburg oder Mediasch, von wo ich anschließend die umliegenden Dörfer erkunde. Schaut man auf die Karte, so sollte diesen regelmäßigen Kurzreisen eigentlich nichts im Wege stehen. Von Klausenburg bis Mediasch sind es lediglich 120 Kilometer. Das könnte völlig problemlos in zwei Stunden oder sogar weniger zu schaffen sein – allerdings nicht mit der rumänischen Bahngesellschaft.

Bereits die erwartete Reisezeit beträgt knapp dreieinhalb Stunden, mit der üblichen Verspätung von circa 30 Minuten werden daraus schnell vier Stunden Fahrtzeit. Wodurch genau dieses im wahrsten Wortsinne entschleunigende Tempo entsteht, erschließt sich dem Passagier nicht wirklich, schließlich ist die gesamte Strecke durchgängig elektrifiziert. Einer meiner Kommilitonen erzählte mir neulich, er hätte für die Fahrt von Kronstadt nach Klausenburg statt der erwarteten fünf, unglaubliche acht Stunden gebraucht. Gewarnt von dieser Erzählung versuchte ich mein Glück während des vergangenen Wochenendes mit dem Fernbus und fuhr ins schöne Hermannstadt. Die Strecke Klausenburg-Hermannstadt wird immer-hin fast stündlich bedient und tatsächlich geht es flott voran. Überraschend für mich: Anstatt des neugebauten Autobahnabschnitts kurz vor Hermannstadt nutzt der Bus weiterhin die kurvige Landstraße und hält in jedem Dorf. Alles andere wäre auch wahrlich zu komfortabel.

Dass es auch anders geht, erlebte ich während der Osterferien. Die 220 Kilometer zwischen Bukarest und Konstanza legt der Schnellzug in atemberaubenden zweieinhalb Stunden zurück. Meine Handy-App misst eine Höchstgeschwindigkeit von unglaublichen 150 Kilometern pro Stunde und ich verfalle beinahe in einen Geschwindigkeitsrausch. Bis kurz vor unserem Ziel sieht es sogar so aus, als würden wir das Schwarze Meer deutlich schneller erreichen als geplant und ich zweifele kurz daran, ob ich mich tatsächlich noch in Rumänien befinde. So schnell habe ich mich in diesem Land noch nie fortbewegt. Erst als wir die Donau erreichen, bin ich mir wieder sicher, im richtigen Land zu sein. Im Schneckentempo schleicht der Zug über die Brücken und erreicht seine Endstation exakt zum geplanten Zeitpunkt. Auch das habe ich hier zuvor noch nie erlebt!