Altstadtsanierung treibt Geschäfte in die Pleite

Der Temeswarer Domplatz ist immer noch eine Dauer-Großbaustelle

Wegen der Baustelle am Domplatz mussten viele Unternehmer ihre Geschäfte zeitweilig schließen.
Foto: Zoltán Pázmány

Viele Unternehmen in der Temeswarer Innenstadt gehen Pleite. Der Grund dafür ist die Innenstadtsanierung, die ihre Geschäftstätigkeit in den letzten Monaten lahmlegte. Mehrere Unternehmen, darunter Cafés, Restaurants und kleine Läden am Domplatz oder in dessen unmittelbarer Nähe, haben bereits ihre Lokale zeitweilig geschlossen oder die Geschäftstätigkeit für den Moment eingeschränkt. Die Generalsanierung der Innenstadt von Temeswar/Timişoara, die im Herbst des vergangenen Jahres begonnen hat, hat die ganze Gegend in eine riesige Baustelle umgewandelt, sodass die Kunden praktisch aufgehört haben, hierher zu kommen. Einst eine Sommeroase für die vielen Besucher der Terrassen auf dem Domplatz, verschrecken nun Haufen von Bauschutt, Pflastersteinen und Baumaterial einerseits und die archäologischen Ausgrabungen andererseits alle Passanten. Nur selten betreten noch Kunden die einst vollen Cafés und Bistros. Vergebens haben die Unternehmer auf ein Wunder gewartet. Auch die wenigen Lokale, die noch durchgehalten haben, haben es nicht leicht.

In den letzten Monaten haben mehrere Kaffeehäuser und Geschäfte, darunter „Café Eclipse“, das Restaurant „Insieme“, der Schuhladen „La Pucci“, der „Maximus-Club“ und das „Baroque-Café“, zeitweilig ihre Lokale geschlossen. Der Antiquitätenladen „Andreas“, das „Time Café“ und das „Bierhaus“ hatten ebenfalls verringerte Öffnungzeiten. „Auch andere Unternehmer werden bestimmt ihre Tätigkeit unterbrechen oder einstellen müssen“, sagt Adrian Aron. Der Leiter des Domplatz-Fördervereins befürchtet, dass viele der Firmen, die sich inmitten der jetzigen Großbaustelle befinden, die Sanierung nicht überleben können. Der Förderverein wurde im vergangenen Jahr von mehreren Unternehmern mit Geschäften am Domplatz oder in dessen unmittelbarer Nähe ins Leben gerufen und kümmerte sich darum, dass der Platz – das Markenzeichen der Stadt – aus kultureller Sicht wiederbelebt wird. Nun wünscht sich Vereinsleiter Aron, dass die Stadtverwaltung all diese Firmen, die wegen der Innenstadtsanierung zu Verlusten verurteilt sind, entschädigt werden. Genauer gesagt, sollen die Unternehmer für die Zeit der Generalsanierung der Innenstadt von den zahlreichen Abgaben, lokalen Steuern und Gebühren befreit werden.

In diesem Sinn hat der Unternehmer im Namen des Fördervereins einen offenen Brief verfasst. Dieser wurde dem Bürgermeister von Temeswar, Nicolae Robu, sowie mehreren Direktionen innerhalb des Bürgermeisteramtes, überreicht. „Es scheint so, als würden die Arbeiten gar nicht vorangetrieben werden. Es gibt bereits kleinere Straßen, wo die Arbeiten fertig sind, doch die Straßen stehen nun da, ohne gepflastert zu werden. Ich denke, wenn diese Straßen für Passanten erneut und in neuem Kleid eröffnet werden, könnte man bereits die Gegend etwas beleben“, sagt Adrian Aron.
Die Vertreter des Fördervereines befürchten, dass für die Temeswarer bis zum Abschluss der Innenstadtsanierung andere Gegenden der Stadt attraktiver werden und dass die Wiederbelebung des Platzes sehr schwierig werden wird. Der offene Brief ist unter anderen auch auf den Tisch der Kulturdirektion gelangt. „Unser Verein hat im vergangenen Jahr zahlreiche kulturelle Ereignisse unterstützt und veranstaltet. Wir möchten sie weiter organisieren, auch wenn es effektiv am Domplatz jetzt nicht mehr möglich ist. Wir könnten aber andere Events in den Innenhöfen bereits sanierter Altbauten rund um den Domplatz und in dessen Zugangsstraßen veranstalten“, sagt der Vereinsvorsitzende Aron.

Eigentlich möchte der Unternehmer nichts weiter, als die Arbeiten zu beschleunigen. Diese sollten mit höchster Priorität durchgeführt werden, meint er. Viele haben anderenfalls etwas zu verlieren, meint er. „Die Vermieter der Räume am Domplatz verlieren einige Tausend Euro im Monat, da sie ihre Räumlichkeiten niemandem vermieten können. Auch der Staat verliert dabei Geld, denn in die Pleite getriebene Geschäfte bringen ihm nichts“, so Aron.
Die Forderung des Domplatz-Vereins blieb vom Temeswarer Bürgermeister nicht unbeachtet. Robu könne diese Schwierigkeiten der Geschäftsleute verstehen, jedoch gibt es derzeit keine legale Möglichkeit, diese Unternehmer von gewissen Gebühren und Steuern zu befreien. Es soll demnächst aber einvernehmlich eine Lösung gefunden werden, ließ der Bürgermeister wissen.

Die Abnahme der fertigen Sanierungsarbeiten (hauptsächlich finanziert aus EU-Geldern) soll im April 2015 erfolgen. Bis dahin gibt es die Großbaustelle an den wichtigsten Stellen in der Innenstadt. Es wird derzeit am Freiheits- und Sankt-Georgsplatz sowie an vielen der angrenzenden Straßen und den Verbindungsgassen gearbeitet. Neulich wurden die Ausgrabungen auch am Domplatz gestartet. Einige archäologische Funde legten jedoch die Sanierung zeitweilig lahm. Auch an vielen anderen Stellen in der Temeswarer Innenstadt wird die Sanierung wegen zahlreicher archäologischen Ausgrabungen blockiert. Erst nachdem die archäologischen Grabungsstätten geschlossen werden, darf man die Sanierung fortsetzen. Eine Lösung sieht Adrian Aron aber auch für diesen Fall. „Man soll mehrere Arbeiten gleichzeitig durchführen und wenn die Arbeiten wegen archäologischen Ausgrabungen unterbrochen werden müssen, soll man gleich an anderen Stellen anfangen“, sagt er. Doch die Sanierung geht wegen der geringen Anzahl von Arbeitern schwer voran. Viele der Arbeiten werden sogar mit Häftlingen durchgeführt, auch archäologische Ausgrabungen.

Um die Gegend nicht völlig lahmzulegen, dachten sich die Geschäftsleute vom Domplatz einige Lösungen aus. Ein Problem ist auch das Fehlen der Parkplätze in dem Stadtteil. Das entmutigt die Kunden zusätzlich. „Wir wünschen uns, dass die Behörden Straßen in unmittelbarer Umgebung, die derzeit für den Verkehr geschlossen sind, zum Parken bereitstellen“, sagt Adrian Aron. Der Verein habe bereits einige Vorschläge in dieser Hinsicht gemacht: der Innenhof der ehemaligen Kadettenschule oder das Gelände hinter der Kunsthochschule sollen vorübergehend zum Parken geöffnet werden.