Angeblich keine großangelegten Kahlschläge

Abgeordneter widerspricht Umweltschutzorganisation GEC Nera

Symbolfoto: wk

Die Orawitzaer Umweltschutzorganisation GEC Nera, die seit langem Beweise bringt, dass in den Naturschutzgebieten und Nationalparks des Banater Berglands gnadenlos Raubbau betrieben wird, ist, nicht nur wegen der gegenwärtigen landesweiten Massenproteste gegen Kahlschläge in den rumänischen Forsten, mit ihrer Geduld am Ende: Sie hat angekündigt, sich an die offiziellen Naturschutzstellen der EU zu wenden. Ion Tabugan, UNPR-Abgeordneter, Ex-Chef von Romsilva Karasch-Severin und Mitglied des Parlamentsausschusses für Land- und Forstwirtschaft, Lebensmittelindustrie und einschlägige Dienstleistungen, hält dagegen: „Das Phänomen des illegalen Holzeinschlags in Nationalparks des Banater Berglands ist nicht besorgniserregend.“

In der Zeitspanne April-Mai 2015 hat GEC Nera mit Hilfe seiner Volontäre ein Monitoring der unter strengstem Schutz stehenden Gebiete des Nationalparks Semenik - Karasch-Schluchten vorgenommen, im Raum des Forsthauses Jervani, das zum Forstamtsbezirk (Ocolul silvic) Reschitza gehört. Die Feststellung, die durch Filme und Fotografien gestützt ist: „Alles deutet darauf hin, dass hier ein regelrechter Holzschlag eingerichtet wurde, der voll ausgestattet ist, einschließlich mit Verladerampen, und wo das Holzschlagunternehmen sich systematisch bemüht, selbst die nach dem Fällen verbliebenen Baumstümpfe zu entfernen, um keine Spuren, und vor allem keine Markierungen zu hinterlassen – sofern es überhaupt welche gegeben haben sollte. Alle Spuren werden verwischt – ganz wie bei einem Diebstahl.“

Im Inland keine Einsicht

Das Gebiet, das GEC Nera beobachtet hat, gilt als unter strengstem Schutz stehend, dort ist also jederlei Holzschlag strengstens verboten ... „Da in einem strengstem Schutz unterliegenden Forst jederlei Holzeinschlag verboten ist, fragen wir uns“, schreibt GEC Nera in seinem Kommuniqué, „wo denn die Forstbehörden sind, die direkt  den Schutz solcher Waldstücke, wie auch der gesamten Nationalparks, verantworten!?“

Und GEC Nera kommt zur Einsicht: „Wir werden uns nicht mehr an die Verwaltung des Nationalparks Semenik - Karasch-Schluchten wenden, nicht ans Territorialamt für Forste und Jagd Temeswar, auch nicht ans Kreiskommissariat der Garde für Umweltschutz Karasch-Severin und schon gar nicht mehr an die Forstdirektion Karasch-Severin in Reschitza, um von denen einen Standpunkt einzufordern. Wir sind es satt, deren Antworten zur Kenntnis zu nehmen, die immer wieder bloß von ´autorisierten Säuberungs- und Lichtungsschlägen` sprechen, wo hingegen wir immer wieder feststellen müssen, dass die gesündesten, wertvollsten und stärksten Bäume gefällt und deren Stämme abtransportiert werden. Und wir werden uns auch nicht mehr an die Frau Ministerin Gavrilescu wenden (die Umweltministerin – Anm.wk), die im März dieses Jahres auf eine Interpellation des Herrn Abgeordneten Ovidiu Gan] bezüglich der Schlussfolgerungen der früheren Monitorings von GEC Nera bezüglich der illegalen Holzeinschläge im Nationalpark Semenik – Karasch-Schluchten geantwortet hat, dass sie eine Inspektion verordnet habe in den Territorialstrukturen Karasch-Severin der Forstverwaltung. Und die Schlussfolgerung konnte gar keine andere sein als: Es gibt keine illegalen Holzeinschläge im Nationalpark“.

Und da die staatlichen Verwaltungs- und Schutzeinrichtungen der Forste keinerlei Maßnahmen ergreifen, um die Karpatenwälder zu schützen, wendet sich GEC Nera nun ans Umweltkommissariat der Europäischen Kommission und an den Ausschuss für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments und fordert deren Standpunkt zu den illegalen Holzeinschlägen in den Naturschutzgebieten des Südbanats, „was mit der Komplizenschaft der staatlichen Schutzeinrichtungen geschieht, weil Natur- und Nationalparks für die Holzmafia kein Hindernis mehr darstellen“.

Kraft der Autorität des Abgeordneten

Ion Tabugan, der Ex-Direktor von Romsilva Karasch-Severin (während dessen Amtszeit die Leiter der Forstamtsbezirke des Banater Berglands hinter vorgehaltener Hand klagten, dass sie monatlich Gelder an die Partei des Chefs übersenden mussten...) nimmt als Abgeordneter und Mitglied des Parlamentsausschusses für Land- und Forstwirtschaft seine ehemalige Institution in Schutz: „In den Nationalparks des Banater Berglands ist das Phänomen des illegalen Holzeinschlags nicht besorgniserregend.“ Zumindest verneint es also der Abgeordnete nicht pauschal.
„Punktuell“ mag es so etwas geben, gab er, zum Unterschied von Ministerin Gavrilescu, zu, „aber im großen Ganzen schützt Romsilva seine Wälder“. Und mit der geschickten Verschleierung und Umdeutung der Diskussion gibt der studierte Forstingenieur zu bedenken, dass eine viel größere Gefahr von einer Umstrukturierung der Besitzverhältnisse der Forste ausgehen könnte: wenn die Wälder, wie vielerorts gefordert und auch durch Prozesse zu erzwingen versucht, in den Besitz der Kommunen überführt würden, von denen sie mehrheitlich 1947 von den Kommunisten enteignet wurden.

„Die größte Gefahr wäre“, laut Tabugan, der damit das Gespräch umlenkte, „wenn die Wälder von den Rathäusern verwaltet würden, wie es im Banater Bergland gegenwärtig die Gemeinde Buco{ni]a versucht – hier prozessiert die Forstdirektion seit über zehn Jahren gegen die Gemeinde, der durch einen Regierungsbeschluss nach der Jahrtausendwende 4000 Hektar Forst zugesprochen wurden, die Romsilva nicht abzugeben gedenkt. Und grundsätzlich wollen alle Rathäuser Wälder haben – um sie in klingende Münze zu verwandeln!“
„Glücklicherweise“ habe die Forstdirektion bisher alle Prozesse gewonnen: „Die Gerichte werden mit Sicherheit weiter ihre Pflicht tun.“ Was im Verständnis des Abgeordneten heißt: den staatlichen Forstverwaltungen die Stange halten. „Denn wenn die Wälder in die Verantwortung der Gemeinden gelangen, erst dann kann von einem nationalen Raubbau gesprochen werden.“

Die Kommunen seien zu arm, um nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben – eine Meinung, die allerdings auch einigen Wahrheitsgehalt hat und von fast allen Forstleuten vertreten wird – nur: gegenwärtig ist dieses Thema weder aktuell noch Gegenstand der Diskussion. Trotzdem gibt Tabugan, halbherzig und versöhnlich, zu, dass auch der Forstverwaltung „Fehler unterlaufen können“, behauptet aber kategorisch, dass es in den vier Nationalparks des Banater Berglands, und auch in den Naturparks, „keinerlei Kahlschläge in Massen“ gäbe.