Arabela schlug mit Phantomrechnungen zu

Kreisrat Karasch-Severin soll eine dubiose Rechnung über 7,358 Millionen Lei bezahlen

Der Filz, den der berüchtigte Axinte/Axente Obrejan, genannt „Arabela“, und sein mindestens ebenso dubioser Kumpan Iosif Armaş im Banater Bergland aufgebaut haben, reißt (und zwar keineswegs von heut´ auf morgen) auch den Kreisrat Karasch-Severin in einen Strudel, dem bisher keine Staatsanwaltschaft – weder die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA, noch die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft DIICOT – einen Riegel vorschieben konnten. Obwohl seit 2008 wegen den Machenschaften der Kumpane Untersuchungen laufen und die beiden Hauptgestalten wiederholt (aber nur auf beschränkte Zeit und ohne reelle und spürbare Folgen) in Untersuchungshaft verwahrt wurden. Allein im Falle des Iosif Armaş, des Vernichters des Kurorts Herkulesbad und des Zerstörers des Flughafens Karansebesch (letzteres gemeinsam mit Arabela) beziffern die Staatsanwälte den Schaden auf mindestens 130 Millionen Euro. Auch im Falle Arabelas liegt der geschätzte Schaden nicht weit von der Schätzung des von Armaş angerichteten Schadens entfernt.

Am 26. Juni 2017 flatterte dem Kreisrat Karasch-Severin eine Rechnung über sieben Millionen Lei in die Buchhaltung, durch welche ein Insolvenzrichter „den Beklagten, den Kreisrat Karasch-Severin, verpflichtet, dem Kläger die Summe von 7.358.176,73 Lei zu bezahlen, darstellend die Kosten von Investitionen, die der Kläger getätigt hat.“ Die betreffende Rechnung trägt die Nr.00001, Serie EXC, und wurde am 31. Dezember 2012 ausgestellt von der Firma SC Excav Prod SRL des Axinte Obrejan, Arabela, an den Flughafen Karansebesch – damals wie heute im Besitz des Kreisrats Karasch-Severin, damals allerdings in der Verwaltung der genannten Firma des Arabela, die heute (und zwar seit 2014, als sich die Daumenschrauben der Staatsanwaltschaft bei Arabela immer heftiger zuzudrehen begannen) in Insolvenz ist.
Das Befremdliche an der ominösen Rechnung: sie taucht nicht in der Konkursmasse von SC Excav Prod SRL auf (gemäß Bulletin der Insolvenzprozedere BPI 20.596/19.11.2014, wo die gesamte Insolvenzmasse der Firma aufgelistet ist, einschließlich die ausstehenden/zu kassierenden Rechnungen). Obrejan/Arabela antwortet auf keine Anfrage und hat inzwischen wohl eine Geheim-Telefonnummer; die sich abwechselnden Insolvenz-Verwaltungsfirmen (erst eine Darada Insolv IPURL, dann, und bis heute, CII Mircea Boboşa) halten sich bedeckt und behaupten, mit der Phantomrechnung sei alles rechtens – man verfolgt damit, schlimmstenfalls per Gerichtsvollzieher, unbedingt das Geld vom Kreisrat einzuheimsen (bekanntlich hat der Insolvenzverwalter davon dann seine Prozente).

Noch befremdlicher: niemand kann konkret sagen, was für dieses Geld (es schließt auch die Mehrwertsteuer ein) am Flughafen geleistet, in was „investiert“ wurde. Die beiden Untersuchungskommissionen des Kreisrats, die in der vorigen Legislaturperiode ausgesandt worden waren, um sich vor Ort und konkret zu überzeugen, welche Investitionen Arabela am Flughafen – den er vom Kreisrat pachtete, nachdem Iosif Arma{ ihn abgestoßen hatte (aber das ist eine eigene Geschichte...) – konkret getätigt hatte, nachdem der Unterweltler mit beneidenswerter Konsequenz beim Kreisrat Verrechnungen für von ihm angeblich getätigte „Investitionen“ zu begleichen forderte und laufend mit Rechnungen kam (die sein Duzfreund und Ferdinandsberger Landsmann Ionesie Ghiorghioni nur zu gern beglichen hätte – man weiß: ohne die „Zehn-Prozent-Regel“ tat der jetzt im Gefängnisgewahrsam Befindliche gar nichts...). Die beiden Untersuchungskommissionen konnten keinerlei Investition identifizieren, was in ihrem Bericht nachzulesen ist.
Ein weiteres großes Fragezeichen besteht auch gegenüber dem Insolvenzrichter selber, angesichts der Leichtigkeit, mit der er am 14. Dezember 2016 die Phantomrechnung, die ihm die Insolvenzverwaltungsfirma, vier Jahre nach der Ausfertigung der Rechnung, vorgelegt hatte, in Ordnung fand und Grünlicht zum Einkassieren gab. Befremdlich aber auch, dass die Insolvenzverwaltungsfirma daraufhin weitere sieben Monate verstreichen ließ, bis dieser Tage... Allerdings wirkt das Ganze bedeutend weniger befremdlich, wenn man weiß, dass der Betreiber der Insolvenzverwaltungsfirma (CII), Mircea Boboşa, der Taufpate (rumänisch: „naş de botez“ – daher die aus dem Rumänischen eingedeutschte Bezeichnung für „Filz“, „Naschismus“) eines Kindes des Insolvenzrichters ist, der mit dem Liquidierungs-Vorgang um die Firma Arabelas betraut wurde... 

Der Sekretär des Kreisrats Karasch-Severin, Darian Ciobanu, versicherte gegenüber den Medien: „Der Kreisrat wird sich mit einer Beanstandung ans Berufungsgericht in Temeswar wenden. Und wir haben auch alle anderen Anfechtungsmöglichkeiten bereits geprüft.“ Die einfachste wäre wohl, die Anklageakte der Staatsanwaltschaft gegen Arabela und seine Firma SC Excav Prod SRL einzusehen. Daraus geht nämlich zweifelsfrei und aufgrund akribisch zusammengetragener Zeugenaussagen hervor, dass Arabela (einmal mehr) getrickst hat und dass die jetzt vorgelegte Rechnung fiktiv ist, aber von ihm real ausgezahlt wurde an eine Untervertragsfirma, deren (heute ebenfalls in Insolvenz befindlicher) Besitzer ihm das Geld dann unter der Hand (aber gegen ein Handgeld von „30.000 bis 40.000 Lei, genau erinnere ich mich nicht mehr“) erstattet hat – all das zum Zweck, Steuerzahlungen Arabelas zu umgehen und zu einer Rechnung zu gelangen, die er dann dem Kreisrat Karasch-Severin vorlegen konnte, wo sein Freund Ghiorghioni die Unterschrift zur Auszahlung hatte... Das (weniger die Sache mit Ghiorghioni, die liegt aber in der Logik des Vorgehens, auch aufgrund früherer Vorgänge) kann im Strafdossier gegen Arabela und seine Excav Prod, wo ihm die Staatsanwaltschaft Steuerhinterziehung vorwirft, nachgelesen werden.

Sowohl der Bericht der Kreisratskommission von 2015, als auch die Aussagen von Marius Cîrpean, dem Verwalter der SC Excav Prod SRL, sprechen Eindeutiges: es gibt keine Investition der SC Excav Prod SRL, die – wie weisgemacht – über die Firma SC ADR Trans Log SRL durchgeführt worden wäre. Es gibt aber die realen Geldüberweisungen und deren Rückerstattung unter der Hand, sind die Staatsanwälte überzeugt, weil das auch Zeugenaussagen so bestätigen. Wobei es auch mehrere andere Verträge, mit gefälschten Unterschriften, gäbe, deren Thema „die Fiktivität des Gegenstands der Vereinbarungen“ gewesen sei, um Geldflüsse zu „waschen“ und am Fiskus vorbei zu führen. Nachweislich: weitere 3,4795 Millionen Lei, meint die Staatsanwaltschaft aufgrund von Zeugenaussagen Implizierter. Dazu die Aussage des Firmenadministrators Marius Cîrpean, dessen Frau das Ganze im selben Strafverfolgungsdossier bestätigt hat: „Um den Schein des Legalen zu wahren, waren die beiden Firmen übereingekommen, die Rechnungen reell zu bezahlen, mittels Banküberweisung, wobei mir dann die Rolle zufiel, anschließend das Geld in bar zurückzugeben. Was auch geschah. Aber ich möchte unterstreichen, dass die effektive Entnahme des Geldes von der Bank, aller Summen, die von der SC Excav Prod SRL ausgezahlt wurden, von meiner Frau Cârpean Florica durchgeführt wurde, der einzigen, die in der Bank Unterschriftsberechtigt war.“

Es sei „möglich“, dass er, der Firmenadministrator Cîrpean, auch Übernahmeprotokolle fiktiv durchgeführter Arbeiten unterschrieben habe, wenn die entsprechenden Protokolle ihm vom Firmenbesitzer Axente Obrejan vorgelegt worden seien. Solche „Geschäfte“ zwischen der SC Excav Prod SRL und der SC ADR Trans Log SRL, hätten funktioniert, bis beide Firmen Insolvenz angemeldet haben. Er selber, der Firmenadministrator, der zum Kronzeugen wurde, habe bei jedem der Geschäfte Handgeld bekommen. Wohl Schweigegeld. Die SC ADR Trans Log SRL hatte 2010 keinen einzigen Angestellten (weil alle in die Arbeitslosigkeit entlassen worden waren) aber mehrere Millionen-Lei-Aufträge von der SC Excav Prod, SRL Arabelas „durchgeführt“, die dieser dann beim Kreisrat Karasch-Severin „verrechnen“ wollte.