Auch ein Kaffeekränzchen kann schon viel bewirken

Der Hilfsverein für deutsche Katholiken hilft Menschen in Not

Das Osterfest der deutschen katholischen Gemeinschaft.
Foto: Sarah Bioly

Die deutsche Minderheit in Rumänien schrumpft. Diese Tatsache ist auch für den Verein der deutschen Katholiken spürbar. Die Mitgliederzahl schrumpft stetig. Von den ehemals 300 Mitgliedern sind inzwischen nicht mehr viele übrig. Trotzdem bleiben sie ihrem Ziel treu: Denjenigen, die in Not sind, zu helfen und den Zusammenhalt der deutschen katholischen Minderheit zu stärken. Sie besuchen die Alten, verteilen Kleidung, Schuhe oder Nahrung an Bedürftige, versorgen Kranke mit Medikamenten und helfen den Menschen mit einer kleinen Rente. Der Treffpunkt ist dabei zum einen die katholische Messe in der Kirche Bărătia,Bukarest, zum anderen das gemeinsame Frühstück im Vereinshaus.
Um 10 Uhr beginnt der Sonntagsgottesdienst und bietet den deutschen Katholiken die Möglichkeit, ihren Glauben in der eigenen Sprache zu zelebrieren. Es gibt eine Lesung, eine Predigt, den Friedensgruß und den Empfang der Kommunion.

Kurzum alles, was eine katholische Messe ausmacht. Anschließend trifft sich der Verein zum gemeinsamen Frühstück. Geschichten werden ausgetauscht und Ostern wird im kleinen Rahmen gefeiert. Die Mitglieder sind untereinander vertraut und viele sind auch privat miteinander befreundet – schließlich kommen die meisten schon seit der Vereinsgründung vor rund 20 Jahren zusammen. Damals rief Margret Rottler, Frau des ehemaligen Kanzlers der Deutschen Botschaft in Bukarest, Bernhard Rottler, die Organisation ins Leben. Sie sah, dass die Menschen Hilfe brauchten und mit der Gründung des Vereins konnte sie diese gewährleisten. Einmal im Jahr bekommt der Verein eine Spende vom Hilfsverein „Hilfe für Osteuropa-Seelscheid e.V.“ aus Todtnau sowie von der Bastelgruppe aus Dirmstein in der Pfalz, die den Erlös der verkauften Kreationen spendet. Mit dem Geld trägt der Verein der deutschen Katholiken durch den Kauf von benötigtem Material zur Erhaltung von Kinder- und Altenheimen wie auch von Heimen für Kinder mit Behinderungen bei. Auch Margret Rottler, die inzwischen wieder in Deutschland lebt, unterstützt den Verein immer noch finanziell.

Die gemeinsame Aufgabe verbindet die katholische, deutsche Gemeinschaft. Das Sonntagskaffeekränzchen der vorwiegend älteren Damen ist wie aus dem Bilderbuch geschnitten. Es gibt Kaffee, Kuchen und Brötchen und für jeden ein Osterei. „Wer ein Gedicht vorträgt, bekommt eine kleine Geschenktüte“, fordert die Direktorin Felicia Stoica die Mitglieder auf, etwas vorzutragen. Elena Hovart meldet sich sofort: „Osterhase, Osterhas legt uns Eier in das Gras, kleine Eier, große Eier, schön gefärbte Eier, schöne Schokoladeneier“. Anfangs wird ein wenig gewitzelt, wo denn ihre Eier sind, und eine andere ältere Dame nimmt kurzerhand ihr rotes Osterei und zaubert es unter Elenas Rock hervor. „Ein gefärbtes Ei“, ruft diese entzückt. Mit Applaus wird ihr die Tüte überreicht. Das Osterhasen-Gedicht bringt Elena auch Marie, ihrem drei Jahre alten Nachbarkind bei und lehrt sie dadurch Deutsch. Sie freut sich, mit dem Kind Zeit verbringen zu können, denn dadurch hat sie eine Beschäftigung. „Auch zu den Sonntagstreffen gehen alle sehr gerne“, erzählt Felicia.

Zustimmendes Nicken der Damen. „Die meisten sind alleine. Kinder und Verwandte leben entweder außerhalb Bukarests oder müssen tagsüber – ebenso wie die Nachbarn – arbeiten.“ Vor allem über ihre Kindheit berichten viele. Irene Dumitru erinnert sich an die Zeit zurück, in der sie nach Rumänien kam und die Sprache noch nicht beherrschte. Damals war sie noch sehr jung. Als ein älteres Kind mit ihr spielen wollte, wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren sollte und lief zurück zu ihrer Mutter. Diese sagte nur: „Jetzt muss ich wohl mit dir anfangen, mein Kind“ und ab diesem Zeitpunkt lernte Irene Rumänisch. Das ist inzwischen viele Jahre her. So einiges hat sich verändert und inzwischen sitzen die älteren Damen beim Kaffeekränzchen und tauschen ihre Erinnerungen aus. Ab und zu gibt es auch eine kleine Überraschung. Elena flüstert verschwörerisch: „Unter dem Tisch steht ein Korb. Wenn wir uns hier treffen, dann schauen wir dort immer nach. Manchmal gibt es eine Kleinigkeit.“ So auch dieses Mal. Nicht nur Elena geht mit einem Ostergeschenk heim – auch an alle anderen wird eine Geschenktüte überreicht. Nach vielen Verabschiedungen gehen schließlich alle ihrer Wege – bis zum nächsten Treffen.