Auch ein Kronstädter griff nach den Sternen

Das Projekt des Flug- und Raumfahrtzentrums beginnt Form anzunehmen

November 1927: Der Hangar, welcher das Kernstück der eben erst eröffneten Flugzeugfabrik bildete, hatte ursprünglich zwei Schwingtore.
Foto: KR Archiv

So sieht zur Zeit das Gelände der ehemaligen Flugzeugfabrik, späteren Traktorenwerkes aus. In der Bildmitte der Hangar der die Ausstellungsräume beherbergen soll, dass noch stehende Nebengebäude wird wegen Einsturzgefahr bald abgetragen.
Foto: Hans Butmaloiu

November 1927 wurde in der Nähe von Kronstadt ein Hangar eingeweiht, in dem bis Ende des Zweiten Weltkrieges mehrere Legenden der rumänischen Flugzeugindustrie gebaut, getestet und gewartet werden sollten. Es waren Schul- und Kampfflugzeuge (Jäger und leichte Bomber), die hier bis zu den Luftangriffen der USAF im April und Mai 1944 gebaut wurden. Teilweise vollständig, vom Motor bis zum Rumpf und MG Kanzel, andere Modelle unter Lizenz oder andere wiederum wurden nur zusammengebaut. 1944 musste das Stammwerk aus Sicherheitsgründen an mehrere Standorte verlegt werden, so entstanden die Rumpffabrik bei Karansebesch/Caransebeş und Topleţ, die Motorenabteilung bei Colibaşi und Ucea und die Waffenabteilung in Câmpulung. Nach dem 23. August 1944 wurden die wertvollsten Werkanlagen von der Sowjetarmee abgebaut und mitgenommen. Laut Punkt 10 des Waffenstillstandsabkommens vom 12. September 1944 durften in den Werkhallen nur noch einige wenige sowjetische Jagdflugzeuge und Lastkraftwagen gewartet werden.

1946 war das Werk völlig pleite und sollte geschlossen werden. Der noch laufende Vertrag, unter Lizenz den Traktor Hanomag von 45 PS zu bauen, konnte nicht ausgeführt werden, und als das IAR Werk, notdürftig repariert, 1947 auf den Namen „Metallurgisches Staatsunternehmen Braşov“ umgetauft wurde, änderte sich gar nichts an der wirtschaftlichen Lage. Am 30. November 1948 wurde auch aus diesem Werk – wie aus vielen anderen – ein SOVROM, ein Unternehmen mit sowjetischer Beteiligung und Produktionskontrolle. Es sollten Traktoren gebaut werden und im November 1946 wurden sowjetische Teile für zwei Prototypen importiert. Zusammengebaut wurden sie in der Halle, wo die Mercedes-Benz DB-605- und Junkers-Jumo 211 D-Motoren gebaut worden waren.

Am 26. Dezember 1946 sollte der erste Traktor vom Typ IAR-22 die Werkhalle verlassen.
Heute, nachdem das Traktorenwerk als Privatunternehmen in den Kreis Prahova übersiedelt ist und auf dem Gelände, wo 1980 über 30.000 Mitarbeiter tätig waren, nur noch fünf-sechs Gebäude stehen, soll die Halle Kernstück eines technischen Museums werden, welches der Flugzeugbaugeschichte und der Raumfahrt gewidmet ist.

Die 2014 ergriffene Initiative, an der Stadtrat Christian Macedonschi voll beteiligt ist, fand breite Zustimmung und es folgten mehrere Treffen, bei denen die notwendigen Schritte für die Umsetzung der Idee in die Praxis erörtert und beschlossen wurden.

Das dritte und vorerst letzte Treffen fand am 18. Mai statt, wobei ein Konzeptvorschlag erörtert wurde. Teilgenommen haben Vertreter von Solaris FZU Chemnitz, Ingo Voigtländer und Graziela Hennig vom Sigmund-Jähn-Raumfahrtzentrum, Robert Adams vom Hermann-Oberth-Museum in Feucht, Dumitru-Dorin Prunariu, der erste und bisher einzige rumänische Raumfahrer, gebürtiger Kronstädter, und Stadtrat Christian Macedonschi als Gastgeber. Es beteiligten sich noch Vertreter von Coresi Business Park, der Eigentümer des Hangars sowie Dragoş David, Direktor der Metropolitan-Agentur Kronstadt und Daniel Mihai Dediu, Projektmanager.

Die Gespräche hatten als Gegenstand die Gründung einer NGO in Partnerschaft mit dem Eigentümer des Hangars, welche als Rechtsperson die finanziellen Mittel für die Projektumsetzung anwerben soll. Bis zur Gründung dieser NGO werden die nächsten Schritte unter der Schirmherrschaft der Metropolitan-Agentur unternommen werden.

Bis Mai 2016, wenn es 35 Jahre seit dem Flug von Dumitru Prunariu in den Weltraum sein werden (14. -22. Mai, 1981), soll das von Robert Adams vorgelegte Konzept des Ausstellungszentrums vervollständigt und bis ins Detail ausgearbeitet werden. Dieses soll drei selbstständige Abteilungen haben: Flugzeuggeschichte mit den drei rumänischen Pionieren Aurel Vlaicu, Traian Vuia und Henri Coandă als Zentralfiguren, ein Ereigniszentrum für thematische Veranstaltungen und ein Bereich für Raumfahrt mit wiederum drei Pionieren: Conrad Haas, Hermann Oberth und Dumitru Prunariu. Ergänzt werden soll das Angebot durch Experimentierbereiche unterschiedlicher Art, in denen die Besucher einen direkten Kontakt mit den Themen pflegen können, wobei die Erfahrungen des Chemnitzer Zentrums ausschlaggebend sein werden.