„Becoming Eli“ in Wien ausgezeichnet

Buch über das Leben der Kinder in staatlichen Einrichtungen

Elisabeta (Eli) Moldovan wurde für ihr „schmerzlich ehrliches“ Buch in Wien ausgezeichnet. Foto: Ceva De Spus

Die Erzählungen der jungen Leute aus den rumänischen Betreuungsinstitutionen standen kürzlich im internationalen Fokus. Das Buch „Spune-mi Eli / Becoming Eli“ (Ruf mich Eli), das von Elisabeta Moldovan geschrieben und von Dan Ungureanu illustriert wurde, ist der Gewinner der Wettbewerbssektion „Innovative Praktiken für ein unabhängiges Leben“ auf das Jahr 2019. Die Fachtagung „Zero Project“ wird seit 2012 von der Essl-Stiftung veranstaltet. Sie widmet sich jedes Jahr einem bestimmten Thema der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung und dient als Plattform für innovative Produkte, Ideen und Gesetze. Ziel ist es, eine barrierefreie Welt zu schaffen.

Vom 20. bis zum 22. Februar fand in Wien die „Zero Project Conference 2019“ mit dem Schwerpunkt „Independent Living and Political Participation“ statt. Die internationale Fachtagung über Barrierefreiheit und Inklusion brachte drei Tage lang Experten in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Politik und Soziales aus über 70 Ländern zusammen. Sie alle tauschten sich im Rahmen von Vorträgen, Workshops und Ausstellungen aus. Die innovativsten Projekte weltweit im Bereich „selbstbestimmtes Wohnen“ wurden von einer Expertenjury im Vorfeld begutachtet und bewertet. Die Siegerprojekte wurden schließlich bei der Konferenz mit dem Zero Project Award ausgezeichnet. Über 4000 Fachleute aus mehr als 170 Ländern versuchten, die besten Praktiken in dieser Hinsicht zu identifizieren und selbst anzuwenden, sodass das Leben der Menschen mit Behinderung rund um die Welt erleichtert wird.

Das Buch von Elisabeta Moldovan ist eine Novelle, die auf einer wahren und harten Lebensgeschichte basiert. Die 41-jährige Frau mit intellektueller Behinderung hat 23 Jahre in unterschiedlichsten staatlichen Einrichtungen gelebt und möchte durch ihr Buch das Thema des Lebens in Isolation und die Probleme, mit denen sich Kinder und Jugendliche in Einrichtungen konfrontieren, in den Vordergrund rücken. Elisabeta Moldovan setzt ihren Kampf gegen dieses System als Co-Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Ceva de Spus“ für Menschen mit Behinderung in Temeswar/Timișoara fort. Durch ihre Arbeit möchte die Frau alternative Lösungen für die Erziehung und Bildung von elternlosen Kindern und Jugendlichen finden, die zeitweilig in Betreuungseinrichtungen leben, sowie diesen selber eine helfende Hand reichen, nachdem sie diese Einrichtungen verlassen.

Moldovans Buch wurde besondere Aufmerksamkeit innerhalb der Zero-Project-Konferenz in Wien zuteil. Durch die Vorstellung im „White Ravens 2018“, dem englischsprachigen Empfehlungskatalog mit ausgewählten Neuerscheinungen der internationalen Kinder- und Jugendliteratur, ist ihr Buch auch unter Literaturfachleuten seitens der Internationalen Jugendbibliothek (International Youth Library) in München bekannt geworden. Die deutsche Bibliothek wählt jährlich die bemerkenswertesten Bücher aus, die aufgrund ihres universellen Themas und/oder des künstlerischen und literarischen, außergewöhnlichen und oft innovativen Ansatzes die Aufmerksamkeit des internationalen Publikums verdienen. „Becoming Eli“ ist nun eines davon.

„Wir sagen ihnen alles! Über die Prügel, die kalten Schlauchduschen, die Sedierungen und das Essen… alles! - Das planten Eli und eine Gruppe Waisenkinder, den Behörden in Bukarest zu verraten, als sie ihr Entkommen aus dem Waisenhaus festlegten. Sie wollten unbedingt allen die Schrecken, denen sie täglich ausgesetzt waren, bekannt machen. Ihr Plan scheitert aber. Ihr Leben wird zu einer weiteren Qual. Dieses Buch hat eine starke Botschaft, die auf einer wahren Geschichte basiert und verfolgt das Leben von Elisabeta (Eli) Moldovan, die mit Hilfe eines Freiwilligen den Kreis der Angst und der Widrigkeiten zu durchbrechen vermochte. Dan Ungureanu gibt den Tausenden ähnlichen Schicksalen eine Stimme, doch vor allem bringt er Eli Moldovan zum Ausdruck. Sie ist jetzt Aktivistin und selbst Vertreterin von `Ceva De Spus` und plädiert für die Schließung von Einrichtungen, die ähnlich rumänischen Gefängnissen sind, zugunsten von Alternativen wie geschützten Gemeinschaftshäusern, die Waisen erlauben, ohne Trauma groß zu werden“, so heißt die Beschreibung des Buches seitens der Münchner Internationalen Jugendbibliothek.

Die gesamten Einkommen vom Buchverkauf gehen an den „Ceva De Spus“-Verein und dessen Initiativen zur Inklusion von Menschen mit Behinderung. Der Band ist auf Amazon im elektronischen Format erhältlich, doch er kann auch in der gedruckten Version beim Temeswarer Verein oder unter eli@cevadespus.ro bestellt werden.