Bildungsmangel führt zu Milliardenverlusten

Rumänischer Unterricht leidet unter akuter Finanznot

Der Pakt für Bildung, der sechs Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für diesen Bereich vorsieht, wurde nie umgesetzt, sagt Marilen Pirtea, Rektor der Temeswarer staatlichen West-Universität. Er glaubt, die Bildungseinrichtungen in Rumänien seien in der Situation, die Armut verwalten zu müssen, die die Regierung verteilt. „Das rumänische Bildungswesen leidet unter einer chronischen strukturellen und tiefgreifenden Unterfinanzierung“, schreibt der Rektor in einer Analyse zur rumänischen Bildung.

Pirtea hebt nicht nur die Tatsache hervor, dass der Pakt nicht eingehalten wurde und die Finanzierung kümmerlich ausfällt, sondern Rumänien sei auch weit vom EU-Durchschnitt entfernt, was die Ausgaben vom jeweiligen BIP für Bildung angeht. Der EU-Durchschnitt belaufe sich auf 5,25 Prozent des BIP. Gerade vom Bruttoinlandprodukt ausgehend, kann das Jahr 2008 als Spitze  betrachtet werden, da damals 4,4 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben wurden. Diesen Daten nach ist es kein Wunder, wenn Rumänien sich am Ende der Werteskala befindet, wenn es um die Ausgaben für Bildung geht, und das, obwohl es konstant das Versprechen gibt, die Bildung als Priorität zu betrachten.

Mit den derzeitig zugedachten Fonds – wie im Bildungsgesetz eigentlich vorgesehen – ist Rumänien weit von der angesagten Sechs-Prozent-Marke entfernt. Rektor Pirtea sieht aus Sicht der Finanzierung für Bildung eine ganz unglückliche Situation: Im Zehn-Jahres-Vergleich sei der zugesicherte Prozentsatz vom BIP zuletzt sogar unter die Drei-Prozent-Marke gesunken. Aus dieser überaus geringen Zuwendung liest Rektor Pirtea eine klare Botschaft: „Die Bildung wird nicht als nationale Priorität gewertet“.

Die Aussage „es gibt kein Geld“ ist nicht akzeptabel, weil hier die Rede von einem relativen und keinem absoluten Wert ist. Der zugedachte Prozentsatz zeigt an, wie wichtig der Bildungsbereich für die nationale Politik ist, schreibt Pirtea und lässt dabei Sarkasmus walten. Der Uni-Rektor weist darauf hin, dass Rumänien die geringsten Ausgaben zu Bildungszwecken pro Einwohner in der gesamten EU zur Verfügung stellt. Durch die Annahme der Strategie 2020 haben die EU-Mitgliedsstaaten beschlossen, als eine der Prioritäten eine Bildung von gehobener Qualität für alle Bürger zu sichern und so den Grundstein für ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum und soziale Inklusion zu sichern.

Unter der Voraussetzung, dass die Bevölkerung immer mehr altert, kann es sich Rumänien nicht leisten, auf gut ausgebildete Jugendliche zu verzichten. Der Zugang zur Hochschulbildung wird mit besseren Berufschancen, aber auch mit einer höheren Produktivität assoziiert, schreibt die Uni in ihrer Studie. Dabei bezieht sie sich auf internationale Studien, aus denen hervorgeht, dass ein zusätzlich durchlaufenes Studienjahr ein um 8-9 Prozent höheres Einkommen und ein um acht Prozent geringeres Gesundheitsrisiko für die betreffende Person bedeutet.

Noch deutlicher findet Rektor Pirtea die Botschaft, die aus einer UNICEF-Studie hervorgeht: Sollte die geringe Investition in Bildung auch in Zukunft auf dem derzeit gesunkenen Niveau beibehalten werden, wird Rumänien in der Zeitspanne 2015 - 2025 zwischen 12 - 17 Milliarden Euro einbüßen. Würde Rumänien jedoch seine Investition in die Bildung stufenweise auf die veranschlagten sechs Prozent anheben, wäre das mit Wirtschaftswachstum verbunden.